Clown

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Felix
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Clown

Beitrag von Felix »

Ich weiß nicht wie lange ich hier schon sitze, eine Stunde? Zwei, drei, vielleicht auch vier? Die graue Landschaft zieht am Fenster vorbei, verfallen Häuser erscheinen und verschwinden wieder. Aus manchen steigt Rauch auf, andere sind nur noch Trümmerhaufen. Keine Blätter an den Bäumen oder Gras auf den Wiesen. Was ist das bloß für ein trostloser Ort? Ich wende meinen Blick von der trostlosen Landschaft. Mit mir sitzen noch andere Fahrgäste im Zug. Jeder Versuch sie anzusprechen oder ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, schlägt fehlt. Aschfahle Gesichter mit toten Augen blicken stumm in die Ferne. Nur das rattern des Zuges über die Gleise ist zu hören.
So fahren wir weiter und weiter. Wer weiß wie viele Stunden? Nichts ändert sich...

Mit einem Ruck stoppt der Zug und das Quietschen der Bremsen dringt schrill an mein Ohr. Eine unsichtbare Macht befiehlt mir geradezu panisch den Zug zu verlassen. Ich muss hier raus!
Kaum aus dem Zug ausgestiegen, rast dieser weiter und verschwindet im allesverschlingenden Nebel der uns umgibt. Ich blicke mich am Bahnsteig um. Eine Laterne setzt den Platz in ein schummeriges Licht. Drei Straßen gehen von diesem Platz ab, sie führen ins nebelige Unbekannte. Ob dort wohl Häuser liegen? Ja vielleicht sogar Menschen leben? Mein Blick wandert zurück zum Platz. Im Schein der Laterne tanzt ein Clown. War er schon vorhin da? Ich glaube nicht...

Er dreht sich zu mir, doch da sind keine Augen in die ich blicken könnte, nur die Maskerade eines Zirkusclowns. Sein Mund verformt sich zu einem boshaften Grinsen, als seine Rote Nase sich auf mich richtet. Langsam tänzelt der buntbemalte in meine Richtung. Verrückt wackelt sein Kopf und das lächeln wird immer gemeiner. Es gibt kein entkommen. Panik durchströmt meinen Körper, der Angstschweiß bricht mir aus den Poren. Im Nebel flackert ein Licht auf. Die Rettung? Ich renne auf dieses Licht zu und verschwinde im Nebel.
Ich reiße die zerbrochene Glastür auf, kein Licht, aber vielleicht Sicherheit vor meinem laut lachenden Verfolger. Nur langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit, die Konturen eines Tante Emma Laden werden sichtbar und mit der Zeit deutlicher. Der Laden ist ausgestorben und doch liegt Obst in der Auslage. Vom Schimmel überzogen, trägt es einen Pelz der es ungenießbar macht. Tote Würmer und Käfer liegen zwischen den verschimmelten Kohlköpfen und Äpfeln. Woher kam nur dieses Licht? Eine Hand tippt mir auf die Schulter. Ich wirbel um meine eigene Achse. Eine alte Frau steht hinter mir, ein Messer ragt aus ihrem blutüberströmten Leib. "Kann ich Ihnen helfen?", fragt sie mich und zeigt auf eine Wand. Da sehe ich wieder meinen Verfolger. Ein Plakat und doch lebendig. Ich richte mit Mühe und Not meinen Blick wieder zu der Frau, doch sie zeigt immer noch zudem Plakat. Wieder wandern meine Augen zu dem schaurigen Poster. Die Blicke des Fotos und meine kreuzen sich, da plötzlich geschieht es! Aus dem Poster heraus löst sich der Clown. Glucksend nähert er sich. Raus hier! Raus hier verdammt! Ich versuche die alte Dame mitzunehmen, doch sie ist wie versteinert. Der Clown kommt immer näher, ich lasse die Dame zurück - sie lächelt, nicht böse sondern mit Tränen des Glücks in den Augen. Als ich die zerbrochene Tür erreiche, drehe ich mich noch ein Mal um, der Clown packt das Messer und zehrt es aus ihr, mit einem seligen Seufzen gleiten sie zu Boden: Sie ist Tod. Was ist das für ein Spiel? Keine Zeit mir Gedanken zu machen, der Clown richtet die Klinge in meine Richtung und lacht wieder in seiner boshaften Art.
Ich reiße die Tür auf und flüchte mich in das Labyrinth der zerfallenen Häuser, der schwachleuchtenden Straßenlaternen und des Nebels. Dicht hinter mir der schaurig lachende Clown. Manchmal sehe ich seine Silhouette im Nebel oder höre sein Lachen. Endlich werden die Häuser weniger, vielleicht kann ich ihm auf dem Land entkommen? Doch am Ende der Straße geht es nicht aufs Land, nur eine Tür steht dort. Ich höre ihn näher kommen! Also egal wohin diese Tür führt, ich muss weg von ihm.

Ein scharfer, schneidender Wind bläst mir in das Gesicht, unweigerlich schließe ich die Augen. Ich muss weiter, doch es geht. Unter meinem rechten Fuß spüre ich keinen Untergrund. Ich reiße meine Augen auf und starre in eine endlose schwarze Tiefe eines Abgrunds. Kein Weiterkommen! Schon höre ich das Türschloss hinter mir und drehe mich panisch um. Wie erwartet steht er da: Der Clown. Er lacht verrückt und hält das blutige Messer in seiner Hand. Er dreht es genießerisch in seinen Fingern und schaut mich verlangend an. Ich versuche zurückzuweichen, da fällt ein Kiesel in die Tiefe. Verdammt!, fluche ich innerlich, warum ist hier dieser Abgrund. Das Lachen des Clowns wird noch finsterer er macht sich bereit zu seinem Todesstoß. Das Messer schießt in meine Richtung, ich versuche reflexartig auszuweichen und verliere so das Gleichgewicht. Mein Herz schlägt immer schneller, ich nehme immer mehr Fahrt auf, irgendwann zerschelle ich am Ende der Tiefe. Ich werde Bewusstlos.

Ich erwache, unsicher wo ich mich befinde. In einem Bett, schweißgebadet. Langsam realisiere ich es ist mein eigenes Bett. War alles nur ein Traum?

Neben mir steht der Clown, lacht und schwingt sein Messer.



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15.01.2017 © Felix Hartmann
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Stiekel
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Re: Clown

Beitrag von Stiekel »

Lieber Felix,

es tut mir leid, aber diese Geschichte hat mich nicht wirklich gepackt.

Liebe Grüße von Sabine
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Nur wer sich selber liebt ist fähig,
auch andere zu lieben.
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