Lied eines Hobbyförsters

Gedichte aus dem täglichen Leben
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acardott
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Lied eines Hobbyförsters

Beitrag von acardott »

Nach jahrelangem Warten schlägt der Sonnenstrahl
Vorüber an himmelhohen Zweigen ein
Und ich schau hinab zu dem letzten Mal,
Dass dort Träume statt echten Laubs gedeihn.
Der Heilung widmete ich die Sommermorgen,
Trug Wasser auf dem Rücken bergauf
Um englischen Efeu zu entfernen,
Schwang ich im Geäst ab und auf
Jetzt rast ich, wo früher Männer Bäume fällten
Ahnend, dass ich dem Wahn entkommen,
Um mich zu den andren Wesen zu gesellen
Und diese Menge aufzuheben oben.

Dennoch wie ich den sprießend Lohn rühm
Sagt mir der Wind über mein Bemühn:

Doch wird keine Spur davon auf Boden bleiben,
Da Frühling keine Fußabdrücke weist,
Da Winter des Morgens Bäumen mit Nadelzeichen
Keine Hoffnung für das Weitergehn verheißt,
Und man wird erst deine Arbeit wieder treiben
Wenn auch er kommt zum Wohlwollen gereist

Stattdessen lass dich unter uns einziehen
Obgleich du eben für eine Weil ausziehst
Denn zunächst wird solch ein Mensch der Welt entfliehen,
Der Friede in unsrem grauen Gehölz liest
Vielleicht spürt er deinen Geist vor dem unsren
Denn du und er stündet ebenso hoch
Dann darfst du ihm deine Blätterspur zeigen,
Und um dasselbe Opfer bitten, das dich lockt.

Ich weiß, dass ich mich nur noch täusche,
Wenn ich so ein loses Verständnis befahr;
Steigt das Sein auf in die Laubgeräusche,
Sei stumm das Hirn, seien die Waldstimmen wahr.

Selah.
Perry
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Re: Lied eines Hobbyförsters

Beitrag von Perry »

Hallo Selah,
scheint sich um eine Art Försterlebensphilosophie zu handeln. Etwas schräg bebildert (schlägt ... vorüber, englischen Efeu, Verständnis bewahr) und etwas unkonventuell gereimt, aber durchaus interessant zu lesen.
LG
Perry
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