AUTOSTOP

Gedichte aus dem täglichen Leben
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heuberger
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AUTOSTOP

Beitrag von heuberger »

Vorbeigeschrammt

Was sind doch Menschen unterschiedlich,
mal aggressiv, dann wieder friedlich,
die meisten irgendwie mit Macken,
auf jeden Fall nicht ganz gebacken,
die einen groß, die andern klein,
So ist es recht, so soll´s auch sein !

Noch schwerer ist´s, ich muss es nennen,
der Menschen Wesen zu erkennen.
Schau richtig hin und werd gescheit:
Wie oft täuscht grad Rechtschaffenheit!
Meist haben`s faustdick hinter Ohren,
just die, auf die Du hätt`st geschworen:

´s war eben Freitagmittag noch,
vorbei die Arbeit einer Woch
voll Schinderei und brav Studieren,
mit Aussicht, sich zu amüsieren.
Dass sich der Stress in Freude wende,
ging`s frohgemut ins Wochenende.

So ging`s auch unsern muntren Maiden.
Sie wollten einfach heim, die Beiden,
- die, wie wir es ganz sicher wissen,
Martina und Brigitte hießen; -
und hinter sich die Fahrt wohl bringen,
von RAVENSBURG nach MIETERKINGEN.

Nun ist`s halt so auf dieser Welt:
Studenten haben wenig Geld.
Und um das auch noch einzusparen,
vermieden sie`s, im Zug zu fahren.
Infolgedessen man sich fand
Zum Autostop am Straßenrand.

So sah man sie da fröhlich winken,
die Fahrer taten hupen, blinken,
und hätten gern sie mitgenommen,
doch ist`s nicht gleich dazu gekommen.
Jetzt muss die Wahrheit auf den Tisch:
Die beiden waren wählerisch.

Und als `ne halbe Stund sie standen,
und immer noch nichts Rechtes fanden,
da hielt ein Käfer an, ein neuer,
ein junger Mann saß hinterm Steuer,
der lud zur Mitfahrt freundlich ein.
Jedoch, die Beiden sagten : Nein.

Als nächstes kam `ne Ente dann
Und hielt am Straßenrande an.
Die Beiden sah`n beim ersten Blick:
Mit diesem ham wir auch kein Glück !
Der Fahrer ist uns zu behäbig ,
und außerdem das Fahrzeug schäbig.

Die Ente musste wieder geh`n.
„ Auf Wiederseh`n, und dankeschön.“
„ Auch wenn wir stundenlang noch stünden,
so wird sich doch was Bessres finden.
Kommt eine Limousine, fein,
die nehm` wir dann und steigen ein“

Und eh sie dies zu End gedacht,
hat wieder einer Halt gemacht.
Diesmal ein wahrhaft toller Schlitten,
Sie ließen sich nicht lange bitten.
Schon sah man sie den Einstieg finden,
Brigitte vorn, Martina hinten.

Am Lenkrad saß ein wahrer Herr,
Jackett und Brille, das trug er,
dazu noch einen braunen Hut.
„ Der Herr ist vornehm, das ist gut ! „
So dacht` Martina, hint` im Wagen,
und fühlte großes Wohlbehagen.

Nur seltsam war da eins gewesen:
Die Hose fehlte, und stattdessen
Konnte man eine Strumpfhos´ seh`n,
Mehr eng anliegend wohl, als schön.
Der Herr sah die erstaunten Blicke
Und sucht, erklärend, so sein Glücke:

Er sei es leid, bei seiner Reife,
Die Hose, die beim Sitzen kneife,
Im Auto anzulassen, und,
Da oben furchtbar eng am Bund,
Und deshalb …- , also, kurz und klein:
Er bitte drum, dies zu verzeih´n.

Indes der Wagen, samt der Meute,
War auf dem Weg nach BLITZENREUTE.
Und weiter, nordwärts, ging die Fahrt.
Martina freut´s „Wir ham gespart“.
Lehnt´ sich bequem im Fond zurück,
Still lächelnd über so viel Glück.

Doch als sie auf Brigitte blickt,
da merkt sie, dass die leicht erschrickt,
und dann, ganz sachte und geschickt
ein wenig weg, zum Fenster, rückt.
Seltsam dünkt sie dies Gebahren:
„ Vor was will die sich denn bewahren ? „

Vorsichtig blickt nach vorne sie,
Sieht seine linke Hand nur, die
Das Lenkrad fest im Griffe hält.
Wo ist die rechte nur ? - Die fehlt !
Ein Blick nach unten zeigt, warum:
Die fummelt an der Strumpfhos rum.

Dazu hört man jetzt in der Runde:
Ein Keuchen kommt aus seinem Munde.
„Ach je, „ denkt sie, des Mitleids voll:
„Vielleicht ist ja dem Herrn nicht wohl ?
Wie kann man ihm da helfen nur? „ -
Der Wagen kommt leicht aus der Spur

Und schlingert, kommt dabei beinahe
Dem Straßenrand bedenklich nahe.
Martina fasst sich da ein Herz,
versucht ´s, trotz Schreck, mit einem Scherz:
„Ach, bitte, lasst die Hand am Steuer,
Sonst landen wir im HÄCKLER WEIHER !“

Der Herr scheint taub auf beiden Ohren,
Es ist, als hätte sich verschworen
Das Universum zu der Stunde,
Brigitte sitzt mit offnem Munde.
Man sieht sie, auf dem Sitze, schweigend,
Und mit der Hand nach unten zeigend.

Martina hinten schwitzt im Wagen
Und hört sich, wie von Weitem sagen,
dabei ist sie ganz leichenblass,
Und krächzt empört: „WAS SOLL DENN DAS ? „
Die Freundin vorn, die kommt zum Glück,
Jetzt in die Wirklichkeit zurück:

„ Igitte ! „ ruft Brigitte,
und blickt, verstört, zur Mitte,
„ Sagt, Eure Hand, ich bitte,
Was tut die dort im Schritte? „

Der Herr hört nichts, wie soll ich´s sagen,
Ist voll in Fahrt, - grad wie der Wagen.
Martina denkt: „was soll´n wir machen?
Falls wir gar an die Bäume krachen –
Man findet hier uns – seid versichert,
´s ist peinlich, wenn die Rettung kichert! „

Da fällt ihr ein, etwas betreten,
Der hört nicht, - jetzt hilft bloß noch beten.
Sie bittet: „Herr, o hab Erbarmen,
sei mild und gnädig, hilf uns Armen,
lass´ ihn nicht nehmen, Gott, ich fleh´
Die Ausfahrt links zum SCHRECKENSEE.“

Und da – ein WUNDER - GOTT, DER HÖRT –,
Das Auto gradaus weiter fährt. -
Durch MENDELBEUREN rauscht der Wagen,
Die Scheiben sind schon leicht beschlagen.
KEIN Wunder, denn, wie jeder weiß:
Aus vielen Gründen rinnt der Schweiß.

Nicht bremsen lässt sich mehr der Herr.
Ganz angestrengt und rot wird er;
Könnt´ noch viel besser rein da greifen,
Tät´ bloß die Naht da nicht so kneifen.
Den Wagen sieht man fauchend sausen
Im Schlingerkurs jetzt durch ALTSHAUSEN.

Man hört fast die Gedanken fliegen:
„Warum sind wir da eingestiegen?
O, hätt´s bloß vor der Fahrt gefunkt!“
Doch jetzt kommt BOMS, - der Höhepunkt.
Der Herr tut einen langen Schrei …. –
Schlagartig ist der Spuk vorbei.

Der Herr kommt zu sich, sagt charmant:
„ Ich war wohl nicht grad sehr galant.
Hab mir dazu die Zeit gestohlen,
Mein Doktor hat mir´s so empfohlen.
Jetzt sind Sie gar bald zuhaus,
Ich lass Sie dann beim Aldi raus. „

Da endlich, preist des HERREN Treue,
Tauchte am Horizont, wie´s NEUE
JERUSALEM am Himmelstrauf,
Verheißungsvoll BAD SAULGAU auf.
„Mein SAULGAU, ewig soll dies gelten:
NIEMALS MEHR WILL ICH DICH SCHELTEN „

Man sieht sie aus dem Ausstieg wanken
Und, fast unhörbar hauchend , danken.
Und ehe sie sich recht besinnen,
Da war der Wagen schon von hinnen.
Die Fahrt, die bleibet, als Vermächtnis,
Fürs ganze Leben im Gedächtnis.

Der erste Eindruck täuscht zumeist,
Wie`s unsere Geschicht beweist.
Drum halt Dich fern vom Abenteuer,
Sonst zahlst Du für den Abend teuer!
Zum Glück für unsere zwei Maiden,
ging`s nur da drum: lern unterscheiden.

Und die Moral von der Geschichte:
Schau Männern nicht nur ins Gesichte,
Nicht Auto, Geld, nicht groß Getöse,
Dahinter birgt sich gern das Böse.
NEIN, RUNTER AUF DIE HOSE SCHAU,
NUR DER BLICK INFORMIERT GENAU !!
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