DIE ABRECHNUNG
Verfasst: Samstag 12. Dezember 2015, 13:40
DOPPELT UND DREIFACH BEZAHLTE SCHULD
Gerne sonnen wir uns im Glanze unserer ländlich rechtschaffenen Sittsamkeit, die wir uns selbst zuschreiben, und zeigen mit dem Finger auf die Zustände in den sündigen Städten, der Heimat des Bösen.
Wir sollten da sehr zurückhaltend sein! Es gibt nichts Infameres als biedere, unschuldige Rechtschaffenheit, die von sich selber weiß, und dies Wissen auf dem Markt feilbietend verkündigt!
(Auch wenn es klingt wie ein „Küchenlied“: Dies ist eine wahre Geschichte.)
Ein Bauer auf dem Lande tat
mit eines andern Weibe buhlen.
Die beiden man gefunden hat,
in deren Ehebetten suhlen.
Doch der betrog´ne Ehemann,
dem dieses ward geschehen,
der sann´ auf böse Rache dann,
die niemals sollt´ vergehen.
Beobachtete des Gegners Haus,
und sucht´ nach günstigen Dingen.
Nach schwachen Stellen späht´ er aus,
die Rache zu vollbringen.
Jetzt hatte der ein Töchterlein,
die sechzehn, siebzehn Jahr´,
noch Jungfrau, brav und obendrein
auch leicht behindert war.
An ihr gedachte er mit Lust
die Rache auszuführen,
auf dass der Gegner müsst´ bewusst
die gleichen Schmerzen spüren.
Und gurrte, schlich um sie, fürwahr,
wie ein verliebter Kater,
bis sie am End´ ganz kirre war.
Er dachte an den Vater.
Und wohnt´ ihr häufig, lustlos, bei,
tat sie wie Vieh bespringen.
Sie glaubte, dass sie glücklich sei,
er wollt´ bloß Rache bringen.
Bis sie dann, auf dem Höhepunkt,
Ins Ohr ihm lüstern schrie,
bei ihr da hätte es gefunkt.
Draufhin verließ er sie.
Die Rache hatte er vollbracht,
mocht´ sie sich noch so grämen
Er tat sich da nicht schämen,
Verließ sie noch in selber Nacht.
Vorbei war ein Dreivierteljahr,
da war es dann soweit,
dass Zwillingsbrüder sie gebar,
nur Einen hat´s gefreut.
Und fassungslos steh´n wir dabei:
Aus Niedertracht allein, der großen,
drei Menschen so ins Unglück stoßen,
ist Barbarei!
Gerne sonnen wir uns im Glanze unserer ländlich rechtschaffenen Sittsamkeit, die wir uns selbst zuschreiben, und zeigen mit dem Finger auf die Zustände in den sündigen Städten, der Heimat des Bösen.
Wir sollten da sehr zurückhaltend sein! Es gibt nichts Infameres als biedere, unschuldige Rechtschaffenheit, die von sich selber weiß, und dies Wissen auf dem Markt feilbietend verkündigt!
(Auch wenn es klingt wie ein „Küchenlied“: Dies ist eine wahre Geschichte.)
Ein Bauer auf dem Lande tat
mit eines andern Weibe buhlen.
Die beiden man gefunden hat,
in deren Ehebetten suhlen.
Doch der betrog´ne Ehemann,
dem dieses ward geschehen,
der sann´ auf böse Rache dann,
die niemals sollt´ vergehen.
Beobachtete des Gegners Haus,
und sucht´ nach günstigen Dingen.
Nach schwachen Stellen späht´ er aus,
die Rache zu vollbringen.
Jetzt hatte der ein Töchterlein,
die sechzehn, siebzehn Jahr´,
noch Jungfrau, brav und obendrein
auch leicht behindert war.
An ihr gedachte er mit Lust
die Rache auszuführen,
auf dass der Gegner müsst´ bewusst
die gleichen Schmerzen spüren.
Und gurrte, schlich um sie, fürwahr,
wie ein verliebter Kater,
bis sie am End´ ganz kirre war.
Er dachte an den Vater.
Und wohnt´ ihr häufig, lustlos, bei,
tat sie wie Vieh bespringen.
Sie glaubte, dass sie glücklich sei,
er wollt´ bloß Rache bringen.
Bis sie dann, auf dem Höhepunkt,
Ins Ohr ihm lüstern schrie,
bei ihr da hätte es gefunkt.
Draufhin verließ er sie.
Die Rache hatte er vollbracht,
mocht´ sie sich noch so grämen
Er tat sich da nicht schämen,
Verließ sie noch in selber Nacht.
Vorbei war ein Dreivierteljahr,
da war es dann soweit,
dass Zwillingsbrüder sie gebar,
nur Einen hat´s gefreut.
Und fassungslos steh´n wir dabei:
Aus Niedertracht allein, der großen,
drei Menschen so ins Unglück stoßen,
ist Barbarei!