Charly und Susanne

Gedichte über Stimmungen, Gedanken
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gerhard
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Charly und Susanne

Beitrag von gerhard »

"Wie war eigentlich deine Kindheit,Charly?" Charly,der 14jährige Transgenderjunge,der mit der liebevollen Unterstützung seiner
Eltern und seiner Freundin Susanne zu einem "richtigen" Jungen werden wollte,blickte ihr liebevoll in die Augen:

"Du weisst ja,dass und wie ich in meiner Volksschulzeit selbst draufgekommen bin,dass ich eigentlich ein Junge bin!" -"Ja,
bei diesem Kinderball,wo du mit einem Mädchen tanzen wolltest -`Ich bin ein Junge und darum tanze ich jetzt mit einem
Mädchen`."

"Ja,genau.Also bis zu diesem Zeitpunkt hab ich eigentlich meine Kindheit nicht wesentlich anders als andere
Mädchen verbracht -aber danach war`s anders: Und vor allem ein Erlebnis werde ich nie vergessen: da spielten ein paar
Jungens auf einer Wiese Fussball,und für mich war es ganz selbstverständlich,zu denken:Ich bin auch ein Junge,und jetzt
möchte ich gern da mitspielen. Aber einer der Jungen war dann sehr gemein,und leider haben ihm die anderen,naja,
beigepflichtet:`Verschwinde,wir spielen mit keinem Mädchen`.Und als ich dann geweint habe,haben sie sich noch extra
über meine Tränen lustiggemacht.

Das hat mir damals doppelt wehgetan:Weil ich mich da schon voll als Junge gefühlt habe - und weil es einfach schlimm
ist,zu jemandem so gemein zu sein:Was sind das für Jungens..." -Susanne setzte fort:"Die sich nur dann für richtige
Jungens halten,wenn sie dick angeben,wenn sie zu einem Mädchen gemein sind,wenn sie dann vielleicht auch noch
einen anderen Jungen z.B.als "schwule Sau"beschimpfen und mobben und verdreschen. Und dazu kommt noch,dass
leider ja nicht nur Jungens gemein sein können:du kennst ja meine beiden lesbischen Freundinnen - und die haben von
ihren "lieben" Schulkolleginnen zum Teil viel Gemeinheit erlebt!

Also,seit du gewusst hast,dass du ein Junge bist,wolltest du zu den anderen Jungen dazugehören -und hast es als
kränkend empfunden,wenn du -wie bei diesem Fussballspiel -ausgeschlossen und abgewiesen worden bist."

"Ja. Das "Gute"daran war vielleicht,dass ich,glaube ich,in einem Punkt sensibel -oder sensibler -geworden bin:
dass ich spüre,wenn ein Mensch verletzt,diskriminiert,schlecht behandelt wird -und dass mir das auch selbst wehtut.

Auch bei scheinbar kleinen Dingen: da war z.B.ein kleines Mädchen,das in einem Park auf einer Bank gesessen ist
und Eis geschleckt hat.Und ein alter Mann hat sie angeschrien und beschimpft,weil er -und es waren rundum viele
freie Bänke -unbedingt genau auf dieser Bank sitzen wollte. Den hab ich dann gefragt,einfach gefragt,warum er zu
dem Mädchen - das ihm übrigens freundlich lächelnd sehr höflich gesagt hat,dass da viele freie Bänke sind -so gemein
ist. Er ist dann weiter schreiend und schimpfend weitergegangen."

"Und was hat das kleine Mädchen getan?" -"Oh,das hat mir einen dicken Kuss gegeben und mir dann auch noch angeboten,
auch von ihrem Eis zu schlecken. Hab ich dann auch gemacht. Wir haben uns dann auch angefreundet,sind z.B.mal
zu einem Zeichentrickfilm ins Kino und ein anderes Mal ins Kindertheater gegangen. Und wieder ein anderes Mal hat
mich das Mädchen eingeladen,da bekam ich dann Kuchen und Kakao und dann sind wir in ihrem hübschen Kinderzimmer
-mit unzähligen Plüschtieren ringsum -auf dem Boden gesessen und haben LEGO gespielt!"

"Okay! Du hast also dadurch,dass dir,leider,selbst wehgetan worden ist,eine verstärkte Sensibilität entwickelt -und dadurch,
dass merk ich auch immer wieder,bist du bei diesen Dingen wach und aufmerksam und engagiert. Übrigens ein Grund mehr,
warum ich dich so liebhabe!"

In der Zeit,in der die beiden dieses Gespräch führten, begannen bei Charly die Hormonbehandlungen -und zuvor gab
es ein Einführungsgespräch mit der jungen Ärztin Dr.Paula Keller. Die war eine aparte junge Frau mit kurzen dunklen
Haaren,grossen blauen Augen,die durch eine modische Brille blickten,und einem sehr hübschen Mund.

"Hallo,ich war ja mit meinen Eltern schon ein paarmal bei Ihnen,aber heute ist es Susanne und mir ganz wichtig,
dass sie dabei ist. Ich liebe sie sehr, sie tut mir mit ihrer liebevollen Art und ihrem Einfühlungsvermögen sehr,sehr
gut,und sie hat mir zugesichert,dass sie mir beistehen und dass sie mir das Gefühl geben will,dass ich bei meinen
Behandlungen jemanden an meiner Seite habe,der mich liebhat!"

"Das finde ich sehr schön!"lächelte die Ärztin: "Also,Charly,es wird nun natürlich einiges auf dich zukommen:die Hormonbehandlungen werden natürlich für dich auch emotionale und psychische Auswirkungen haben -und später werden wir
dir einen Penis und dazu einen Hodensack formen,damit du ganz wie ein "richtiger Junge" aussiehst.

Das gute ist,dass du eine so liebevolle und stabile Grundpersönlichkeit besitzt und dass du dir über deine Identität ganz
klar bist. Und natürlich,dass du den liebevollen Beistand deiner Eltern und deiner Freundin hast!"

"Übrigens auch meiner Eltern!"fügte Susanne hinzu:"Die ich, obwohl sie sehr liebevoll sind,schon etwas
"bearbeiten" musste -aber nun werden sie Charly und mich auch voll unterstützen!"

"Wir würden",sagte Charly,"Ihnen gern noch etwas sagen und auch gern Ihre Meinung dazu hören: Ich besuche regelmässig
ein Internet-Forum,in dem sich Transmenschen austauschen können,und erst gestern abend habe ich ein mail von einem
Transmädchen namens Claudia bekommen -und sie mailte mir,dass es ihr ziemlich viel Kopfzerbrechen verursacht,ob sie
sich ihren Penis und ihre Hoden,die sie ja noch hat,entfernen lassen soll - oder nicht."

"Ich war",sagte Susanne,"gestern ziemlich lange bei Charly,und bis weit in die Nacht hinein haben wir bei Knabbereien und
Cola geredet,geredet,geredet. Und als er mir gezeigt hat,was er Claudia,die ihr bisheriges Leben im Körper von Klaus
verbracht hat,gemailt hat -da habe ich geheult!

`Liebe Claudia, ich weiss schon lange,dass ich Charly und dass ich ein Junge bin,und meine liebevollen Eltern und meine
wundervolle Freundin Susanne bestärken mich dabei. Ich habe - noch -Brüste,die übrigens ziemlich klein sind,und ich
kenne und sehe -zum Beispiel im Schwimmbad -Jungens und Männer,die viel grössere Brüste haben als ich.

Und weisst du was? Ich möchte sie behalten. Sie gehören genau so zu mir wie dass ich ein Junge bin,sie sind ein Teil von
mir und meinem Ich. Ich bin ein Junge,weil ich das in meinem Bewusstsein,in meinem Herzen und in meinen Gefühlen
bin. Du bist ein Mädchen,und du wirst auch dann in deinem Bewusstsein und in deinem Herzen ein Mädchen sein,wenn du
dir nichts entfernen lässt -denn dein Penis und deine Hoden,die sind ein Teil von dir,so wie es deine Gefühle und deine
Selbsteinschätzung "Ich bin das Mädchen Claudia" sind.

Bitte glaube nicht,dass ich mich in deine Entscheidungen einmischen will,aber ich möchte,dass du meine Gefühle und
meine Gedanken dazu kennenlernst.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute,ganz liebe Grüsse,Charly`

Verstehen Sie,warum ich dann geheult habe?"

"Toll,dass du dir das so genau gemerkt hast!"sagte die Ärztin:"Du hast deinen Charly wirklich sehr lieb,
und er kann stolz auf so eine liebe Freundin sein. Naja,Charly,wenn ich mir das genau überlege - auch wenn
das gewiss viele Kolleginnen und Kollegen von mir anders sehen würden -,werden ja die Hormonbehandlungen
und die Operationen eine äußerliche Angleichung an das sein,was du ja schon lange bist.

Denn da drin bist du ja schon lange ein Junge - ein liebevoller Junge,auf den deine Susanne sehr stolz sein kann!"
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Im Fernsehen sahen Charly und Susanne übrigens mal eine Folge einer TV-Serie,die in New York spielt und in der
die Arbeit einer Sondereinheit zu Sexualverbrechen dargestellt wird - und nachdem sie gesehen hatten,dass eine
Transgender-Frau in einer Folge dieser Serie zum einen in ein Männer(!)gefängnis gekommen und zum anderen
dort brutal zusammengeschlagen worden war - blickten sie sich sehr betroffen und bestürzt an!

Auch in dieser Zeit,in der die Hormonbehandlungen von Charly begannen,verliebte sich Tom,ein neuer Mitschüler,in Susanne.



Susanne sprach ein sehr ernstes und klares Wörtchen mit ihm -und zwar, für ein so
liebevolles und einfühlsames Mädchen, ein wenig sarkastisch:

""Lieber" Tom,ich muss dir leider sagen,dass du zwar sehr gut aussiehst,dass das aber leider fast alles ist! Ich weiss nicht,
ob du(sie deutete auf seinen Kopf)ausser Stroh sehr viel da drin hast, mit Sicherheit hast du kein Verständnis dafür,dass
ich gern Bücher lese -weil du vermutlich ausser dem Telefonbuch noch keins in der Hand gehabt hast! Was ich bei Amnesty
mache,dürfte dich kaum interessieren,und kapieren wirst du es schon gar nicht.

Also,bitte,nimm zur Kenntnis,dass ich Charly sehr liebe und dass er an Charakter,an Persönlichkeit,an Wissen,an Gefühlen
all das hat,was dir abgeht. Und damit Tschüss,und rede bitte das nächste Mädchen erst dann an,wenn du dich zumindest
etwas geändert hast,weil mir sonst dieses nächste Mädchen ziemlich leid tun würde!"

Auf einen anderen Schulkollegen war sie hingegen sehr stolz:Der hatte eine Wanderung unternommen und war einem mit nacktem Oberkörper joggenden,etwa 16jährigen Jungen begegnet,den er hübsch fand und dessen Brüste und große
Brustwarzen ihm sehr gefielen.Und er
hatte sich getraut,ihm lächelnd zu sagen:“Mir gefallen
deine Brüste!“Und der Junge hatte auch gelächelt,sich auf die Brüste fassen lassen-und den Jungen,der sich trotz seiner Schüchternheit“getraut“hatte -ein bisschen in die Brustwarzen gezwickt -und auf den Mund geküsst!!

Als Charly soweit war,dass er sich rasieren musste und Susanne obendrein seinen Penis -die Operation war so durchgeführt
worden,dass er,durch eine künstliche Verlängerung der Harnröhre,damit urinieren,ihn also richtig benutzen konnte -bestaunte,
da war grosses Pizzaessen angesagt -wozu auch die hübsche Ärztin -die übrigens im zweiten Monat schwanger war -
eingeladen wurde. Und nachdem Susanne mit einer Hand sanft über den Bauch der Ärztin gefahren war,gaben sie und Charly
ihr je einen Kuss:"Dankeschön!"

Als Charly und Susanne endlich volljährig waren,dauerte es dann nicht mehr sehr lange,bis sie eine besonders grosse
Freude erlebten -und das zudem an ihrem Geburtstag,den sie,weil sie im selben Jahr und nur zwei Tage auseinander
zur Welt gekommen waren, immer gemeinsam begingen.

Sie bekamen einen Termin im Jugendamt,wo ihnen etwas ganz Besonderes mitgeteilt wurde:

Ein Baby war in die Babyklappe des Krankenhauses gelegt worden(mit einem kleinen Brief:"Bitte sucht mich nicht
und passt gut auf das Kind auf")-und nun entschied das Jugendamt,Charly und Susanne die Obsorge zu geben.
Sie waren sooooo glücklich!

Susanne gab Charly einen Kuss:"Alles Gute,künftiger Papa!" Charly gab den Kuss zurück:"Alles Gute, "frischgebackene"Mama,und vielen,vielen
Dank für alles!"
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