Verdun (ein konzeptalbum)

Gedichte ohne ein festes Thema
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Kleehonigtröpfchen
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Registriert: Donnerstag 11. März 2010, 18:55

Verdun (ein konzeptalbum)

Beitrag von Kleehonigtröpfchen »

ja, hier habt ihr ein kleines konzeptalbum von texten über die schlacht von verdun im ersten weltkrieg vor euch liegen. es ist, so muss ich leider gestehen, noch nicht alles in meinem rechtem sinne, also wenn ich verbesserungsvorschläge habt, ich bin ganz neugirig. denn ich weis da muss noch einiges überarbeitet werden, doch ich hoffe es verfehlt seine wirkung und den sinn dadurch nicht.


Verdun

Operation Gericht
Die Hölle von Verdun
Jede Sekunde sterben Menschen
Tausende Granaten fliegen über das Schlachtfeld
Angriff auf Gegenangriff
Die Knochenmühle
Anonym, mechanisch, gründlich wird getötet
Die erde auf der wir schreiten ist hundertfach umgewühlt
Hier steht kein Baum mehr
Verschüttete Leichen und halbzerfetzte Körper ruhen überall
Unerträglich modriger Leichengestank liegt über dem Schauplatz
Das gesamte Schlachtfeld ist voller toter und sterbender
Überall Schädel, Knochen und sich daran labende Ratten
In Verdun hört es nie auf zu regnen
Es hört nie auf
Tag für tag, Stahlgewitter
Glühendes Metall fliegt über unseren köpfen
Schreie und Gestöhne überhäufen das Feld
Und verstummen, werden vom Trommelfeuer erstickt
Ständige angst schürt den Wahnsinn
Freunde sterben und den Feind gibt es nicht mehr
Verdun ist das Schlachthaus der Menschheit
Selbstmord auf befehl
Die Kanonen sind immer hungrig
Wir laufen ins ungewisse
Wir laufen und fallen für unser Land und unsere Familien
Wer hat wirklich was davon?

Verdun du bist so schön anzuschauen
Das land der gefallenen Engel, des verlorenen stolzes
Die blutgetränkte erde, unbekannter Helden
Niemandsland ist jetzt unsere Heimat, unser aller grab
Menschen kommen und Menschen gehen
Wir sind lebendiges Kriegsmaterial
Gefühle sind überflüssig und behindern
Alle Gesichter sind graugelb, man kann nicht unterscheiden
Hier gleichen die lebenden den toten
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Das verschwundene Dorf

Ich sollte zu einem bestimmten Dorf gehen
Aber ich habe es nicht gefunden
Da bin ich an einer stelle vorbeigegangen
Dort war ein Hügel und Steine, in der Mitte der Staße
Ich ging vorbei
Da traf ich auf eine Kolonne
Und ich fragte sie: wo ist das Dorf?
Sie sagten: du hast es gerade durchquert
Ich habe es nicht gesehen
Es war weg
Alles war vom erdbodenverschluckt
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Die Toten

Wir begraben unsere toten nicht
Das machen wenn die Granaten
Die sie auch wieder ausbuddeln
Wir werfen sie in die Granatentrichter der schweren Artillerie
Massengräber
Die toten, sie sind überall gegenwärtig
Verschüttet, frisch gestorben, Skelettiert
Zu hauf hängen sie in den Stacheldraht-verhauen
Vom MG feuer niedergemäht wie goldenes Getreide
Ständig begleiten sie dich
Ganze Körper, zerfetzte Gliedmaßen,
zertretene Gesichter, zerschossene Stücke
Angefressen von Ratten, nackt, fahl, blutig
Deine freunde, Kamaraden und der Feind
Ihr Geruch ist in deinem Atem
Sie werden umgewühlt, zig mal
Die toten sind bald wir
Und täglich kommen neue
Sie sind überall
Mit offenen mündern und erhobenen armen
So als ob sie den feind noch den weg verwehren (wollten)
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In den Gräben

Es ist ein Kilometer langes Labyrinth
Man kann es nicht mehr in Landkarten finden
Alles versprengt und eingeebnet
Die wege verändern sich jeden tag
Wir schleichen durch die endlosen gräben
An leichen und verschütteten vorbei
Wir laufen auf verwundeten und den toten
Der regen hat die erde in Schlamm umgewandelt
Knietief im morast, kämpfen wir uns vorran
Verlieren dabei schuhe und hosen
Überall in den gassen stinkt es nach dem tod
Hier kann man sich nur nach leichen orientieren
Die gräben sind volgelaufen mit modrigen wasser
Man kann nicht sein haupt aus dem graben heben
Nur in der erde ist man sicher
Drück dich tief nieder in den dreck um von Sicherheit geborgen zu sein
Das warten und dieses ausharren ist das schlimmste
Geplagt vom ständigen hunger, durst, hitze, källte und diese allgegenwärtige Todesangst
Jeden steht die Sehnsucht nach der heimat und die Abgebrühtheit ins gesicht geschrieben
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Der namenlose Soldat

Verdun ist die Geburt der unbekannten Kämpfer
Die erste stunde des neuen Wahnsinn
Wer fällt verliert seine Identität
Eine anonyme Armee vor Gottes Pforte
Verdun ist die wiese stummer Kreuze

Unbekannter Konstabler
nenn uns deinen Namen damit wir dich nicht vergessen
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Höhe toter Mann

Nach dem Granateninferno
Ruhe und warten auf den Sturm
denkst du an die Kugel die dich durchbohren wird, nein.
Der Orkan aus Explosionen hat alle Gedanken aus deinem Gehirn gejagt.
Wir eilen in den Tod
In endlosen angriffen, beider Seiten
Die MG´s wetzen alles blutig nieder
Überall fallen sie
Neben mir, vor mir, ich teils in mir
Sie überschlagen sich, fallen nach hinten
Sacken ruckartig zusammen
Körper werden zerfetzt und von Handgranaten auseinander gerissen
sie Lösen sich einfach in roten Nebel auf
Werden lebendig von Erde begraben
Oder verschwinden im Giftgas
Jeder gefallene kommt nicht zurück
Höhe toter Mann gehört mal ihnen, mal uns
Wen denn nun wirklich?
eigentlich nur den entschlafenen
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In den Zitadellen

Hier können wir uns für eine weile ausruhen
Dem lärm und Wahnsinn da draußen einen Moment entrinnen
Unter Meter dicken beton und erde, in Sicherheit
Überall sitzen und liegen sie in den Gängen und Bollwerken der feste
Man kann die Granateneinschläge der Artillerie zählen
Bei jedem Treffer rieselt der staub von den fugen auf uns
Und es gibt ein dumpfes Dröhnen das durch die Kasematten rollt
Unmengen von menschen die ein und ausgehen
Führerlose Trupps, einzeln versprengte Soldaten, die verrückten,
Verwundete, sie alle sammeln sich hier an und ziehen weiter
Kommen vielleicht wieder oder legen sich schlafend ins trichterfeld
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