Nachtschattenschwarzer Mann

[ANOUK]

Dies Gedicht ist Teil eines Schwarzen Zyklus, den ich auf meiner hp vor ein paar Monaten online gestellt habe

Nachtschattenschwarzer Mann

Kieselgrau sind deine Augen
Nachtschattenschwarzer Mann
– sind Tore wohl zur Anderswelt,
sie zieh’n mich magisch an.

Ein stilles Ende, sagt man, bringst du
– doch schwarzer Engel, nicht zu mir:
Stürzt mich in Seelenqualen,
bin wie behext von dir.

Ein Strudel packt und zerrt mich,
tief hinein ins dunkle Reich,
hinter deiner Stirn wo ich dann
werd’ vor Schrecken starr und bleich.

Denn wie eine schlimme Krankheit
holt mich die Erkenntnis ein:
Ich muss für alle Zeiten
unter deinem Bann wohl sein.

Schwarzer Mann, viel schwärzer noch als
dein Hemd voll Schwefel, Asche, Ruß,
ist meine große Seelenpein
– ich schick sie dir mit jedem Gruß.

Du bist einzigartig schön und
mein Liebster bist du allemal,
mein stummer Blick küsst Deinen Mund
doch: Dich nicht zu spür’n ist Höllenqual!

Du schenkst mir dein dunkles Lachen,
doch ein tiefer, stiller Schrei
entringt sich meiner Seele:
Du ziehst an mir vorbei!

Deine Stimme ist schwarzer Samt,
doch jedes deiner Worte
rammtest du mir tief ins Herz
als deine Eintrittspforte.

Du flüsterst mir deinen Namen,
es trägt ihn mit sich der Wind,
es wispern ihn die Bäume und Gräser,
die längs des Weges sind.

So wurzelt und keimt, blüht und gedeiht
die Saat deiner Anderswelt.
Den Untergang erwart’ ich nun,
den deine Hand bereit mir hält.

Du schwängerst meine Gedanken mit
dem verfluchten Bild von dir.
Ich trag es mit mir, Schritt für Schritt,
trag es weit, weit fort von hier.

Schwarzer Engel, es ist die Saat
des Wahnsinns, die du pflanzt,
in meine Träume, die Stück für Stück,
du auf schwarzen Sohlen niedertanzt.

Anouk Ferez, Mai 2014 ( Norrköping, Schweden)

Dies Gedicht ist Teil eines Schwarzen Zyklus, den ich auf meiner hp vor ein paar Monaten online gestellt habe

[Gila]

Oh je, da gruselt es einen ja, mit diesem Nachtschattenschwarzem Mann. Fazinierend beschrieben, eingefangen, neugierig und unfähig sich daraus zu lösen. Erinnert mich ein ganz klein wenig an das Phantom der Oper.

L.G. Gila

[ANOUK]

Danke Gila! Es hat mir auch große Freude gemacht, an diesem Gedicht herumzuwerkeln. Es gab so eins, zwei, drei Monate in diesem Jahr, da habe ich nur "schwarz" gesehen. Der Vergleich mit dem Phantom der Oper ehrt mich!!! Ich kenne das Musical und sogar das original Buch, das die Vorlage bot.
lG,
Anouk