LOHN DER BESCHWICHTIGUNG

Gedichte ohne ein festes Thema
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heuberger
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LOHN DER BESCHWICHTIGUNG

Beitrag von heuberger »

TRAUER UND WUT
(Paris, 13.November 2015)

Und wieder steh´n wir fassungslos,
bemüh´n die alten, dummen Formeln.
Die Betroffenheit ist wieder groß,
wie wir sie plappernd murmeln.

Wir kuschen brav vor dem Verbrechen,
tun artig Schuld abweisen.
Und wagen es nicht, auszusprechen:
Scheiße muss endlich auch so heißen!

Fürs Freisein kämpften einst die Alten.
Wir wollten leben selbstbestimmt.
Nun duldend sollen wir´s aushalten,
dass man uns dieses wieder nimmt?

Bedenkt genau jetzt, wach und munter,
wem jubelnd ihr euren Beifall zollt.
Schnell geht eure Welt den Bach hinunter.
Ist es das, was ihr wirklich wollt?
Zuletzt geändert von heuberger am Freitag 4. Dezember 2015, 06:35, insgesamt 1-mal geändert.
Lena
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Re: LOHN DER BESCHWICHTIGUNG

Beitrag von Lena »

Stimmt, aber mit dem Schwert in der Hand aufstehen sollen die anderen ... *nachdenklichschaut*
Was kann ICH tun?

LG Lena
Das höchste Gut ist die Harmonie der Seele mit sich selbst.
Seneca
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heuberger
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Re: LOHN DER BESCHWICHTIGUNG

Beitrag von heuberger »

Danke, liebe Lena,
Du stellst hier die Frage, die wir uns alle stellen müssen: Was wollen wir?
Und daraus resultiernd: Was sollen wir tun? Denn, was immer wir tun, oder lassen, es ist ein Signal an die Täter. Dennoch, meine ich, sollten wir in erster Linie an uns und unser Befinden denken.
Am meisten beeindruckt mich die Reaktion von Antoine Leiris, dem Ehemann einer Ermordeten in Paris. Er schreibt: "Nein, ihr werdet meinen Hass nicht bekommen.
... Wenn dieser Gott, für den ihr blind tötet, uns nach seinem Bild geschaffen hat, dann muss jede Kugel, die meine Frau getroffen hat, eine Wunde in sein Herz gerissen haben....
Er müsse jetzt ihren Soh allein aufziehen.
... Er ist gerade mal 17 Monate alt; er wird seinen Brei essen wie jeden Tag, dann werden wir gemeinsam spielen wie jeden Tag und sein ganzes Leben wird dieser kleine Junge euch beleidigen, indem er glücklich und frei ist. Denn nein, auch seinen Hass werdet ihr nicht bekommen."
Vielleicht sollte sich unser Verhalten an diesem Beispiel ausrichten: Kein Hass, aber Verachtung, für die Tat und für das Denken.

Und vergessen wir nicht: Die Nazis wurden nicht durch gutes Zureden besiegt oder durch Psychotherapie.

Liebe Grüße vom Heuberger
Lena
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Re: LOHN DER BESCHWICHTIGUNG

Beitrag von Lena »

Herzlichen Dank für die Erläuterungen!

Zitat:
"Und vergessen wir nicht: Die Nazis wurden nicht durch gutes Zureden besiegt oder durch Psychotherapie."

Stimmt. Gewalt war alles, was man ihnen entgegen setzen konnte. Stehen wir am Anfang eines neuen Krieges?
Die Haltung des von dir zitierten Franzosen wird nicht Schule machen, so christlich und heroisch sie auch ist. Er wird bewundert werden und vielleicht in die Annalen eingehen, falls es solche überhaupt noch geben wird, aber die, die das Sagen haben, denken anders und lassen schon die Tornados fliegen ...

LG Lena
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