Ein "faires" Wochenende

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gerhard
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Ein "faires" Wochenende

Beitrag von gerhard »

Die Familie Huber hatte sich vorgenommen,den Freitagabend,den ganzen Samstag und auch noch den Sonntagvormittag
bei der "wear fair"-Messe zu verbringen. Diese Veranstaltung fand jedes Jahr an einem Wochenende in einer ehemaligen
Fabrik statt,die mittlerweile ein Kultur-und Veranstaltungszentrum war und in der auch mehrere innovative Firmen untergebracht
waren.

Ein ganzes Wochenende würde also dem Thema"Fair" -in der Mode,im Haushalt,bei der Körperpflege,bei Menschenrechten
usw. -gewidmet sein! Und ausser dass viele "faire","fairtrade" und Bio-Produkte angeboten wurden,nutzten auch

verschiedene Menschenrechts-und Umweltinitiativen die Möglichkeit,sich und ihre Anliegen
vorzustellen. Wer die "faire" Mode auch anprobieren wollte,der begab sich in eine Umkleidekabine,die ebenso wie die
Sitzmöbel - aus Karton gefertigt war!

Für die fesche,viel jünger wirkende 42jährige Moni war dieser Bereich der wear-fair-Messe genau das,was sie suchte:
die grosse und bis auf den grossen Busen sehr schlanke,sportliche Frau -Bio- Englisch- und Turnlehrerin an einer
"Neuen Mittelschule" - mit dem schicken dunkelblonden Kurzhaarschnitt,den grünen "Katzenaugen" und dem grossen

sinnlichen Mund probierte vergnügt aus,was ihr aus dem Angebot passte und gefiel: z.B.eine Weste aus Schafwolle,
eine schicke Jacke,eine Baumwollbluse, hot pants, eine Kappe,auf die die Amnesty-Stacheldrahtkerze("Es ist besser,
ein Licht anzuzünden,als über die Dunkelheit zu klagen!")gedruckt war, Stiefelletten,Wollsocken, Schafwollpantoffel usw.

Und so, in den schicken neuen Klamotten "wie neu",zogen Moni, ihr 37jähriger Mann Peter, der 14jährige Thomas,
die 9jährige Susi und der 5jährige Klaus neugierig und gespannt weiter.



Etwa zur Bühne,auf der sich Podiums-und Publikumsdiskussionen und Livemusik
abwechselten: Thomas,ein hochaufgeschossener,hübscher Junge mit blondem Haarschopf,den grünen Augen seiner
Mum und einem kleinen Mund mit vorstehenden Lippen -die er wiederum von seinem Dad hatte -"entdeckte" sehr rasch
ein attraktives Mädchen - langes kastanienbraunes Haar,ein feingeschnittenes Gesicht,braune Augen,ein schöngeschwungener
Mund und ein hübscher Busen -,das,als er die Hübsche zu der Klezmer-Musik,die gerade auf Original-Afrikanische Musik folgte,
(worauf es dann noch u.a.Latino-Musik und indische Musik gab)zum Tanzen einlud, gleich mit einem freundlichen,breiten Lächeln und einem fröhlichen "Aber gern!"reagierte!

(In der Folge würden sich Thomas und die hübsche Kathi sehr gut kennenlernen und noch sehr,sehr oft zusammensein!)



Die gemütliche gastronomische Ecke,wo unter -für Bauern ebenso wie deren Tiere -fairen
Bedingungen hergestellte Lebensmittel bzw.daraus gefertigte Gerichte -und dazu passende Getränke -genossen
werden konnten,zog wiederum Susi an:

"Oh,das da in dem Topf duftet soooo gut! Und schaut euch die leckeren Kuchen an! Und diese Säfte: ich möchte zuerst
den grünen und dann den blauen Saft haben -bitte!"


Es gab auch einen Infotisch - plus Produkten,die gekauft werden konnten -einer Organisation,
die palästinensische Bauern unterstützte -und überhaupt auf die Menschenrechte der Palästinenser aufmerksam
machte!

Überhaupt konnten alle diese Bio-Lebensmittel sowohl gekostet als auch gekauft werden! Klaus kostete mal von
den Biokeksen, mal von den Trockenfrüchten,probierte ein Glas Ziegenmilch und ein Glas Biolimo.
Als Susi auch begeistert kostete und wissen wollte,was "fairtrade-Schokolade"(die übrigens sehr,sehr gut schmeckte!)
ist,wurde ihr das von ihrem Vater,der an der selben Schule wie Moni Deutsch, Bildnerische Erziehung und Sozialkunde
unterrichtete,beantwortet:

"Trade,das heisst "Handel". Und "fair" ist ein Handel dann,wenn Dinge,wie z.B.Schokolade,so hergestellt werden,
dass die Menschen dort,wo die Schokolade,also die Kakaobohnen,herkommen, gut behandelt werden und unter
guten Bedingungen leben und arbeiten können. Dass Schokolade aus Kakaobohnen gemacht wird,das weisst du ja!"

"Ja,aus "Charly und die Schokoladenfabrik". Die Leute,die dort arbeiten und leben,wo die Kakaobohnen herkommen,zum
Beispiel (Susi lachte herzhaft)die Umbalumbas,die müssen gut behandelt werden, die Leute dort,wo die Früchte in
der Fruchtschokolade herkommen,auch,und die glücklichen Kühe,die ihre Milch für die Schokolade liefern,natürlich
auch!"

Neben dem Infostand der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" stand Amnesty International,daneben wurden zahlreiche
biologische Produkte,von Lippenstiften bis zu rein biologischen Seifen,angeboten. Einen Lippenstift probierte Moni gleich
an den -vorstehenden und daher zum Lippenstifttesten perfekt geeigneten -Lippen ihres gutaussehenden Mannes aus -
um sich dann selbst einen Vorrat der herrlich duftenden Bio-Seifen zuzulegen!


Die anwesenden Menschenrechtsgruppen waren zu Recht der Meinung,dass es zur "Fairness" gehörte,auf die
Probleme von Minderheiten und darauf,wie mit diesen umgegangen wird,aufmerksam zu machen - egal,
ob es sich nun um Schwule und Lesben,Transgender-Menschen, ethnische Minderheiten wie z.B.Roma oder
auch z.B.den Umgang mit Vorurteilen,mit Alltagsrassismus und etwa auch Hass im Netz handelte.(oder wie man
z.B.mit mobbing und mit"Ausländern",Muslimen,"andersfarbigen" Menschen in der Schule,am Arbeitsplatz und im Alltag umgehen
sollte!)

Neben einem Stand der Black Community hatten sich extra angereiste Amazonas-Indianer -die übrigens
bemerkenswert gut Deutsch sprachen! -mitsamt prächtigem Federschmuck platziert."Die sehen mit ihren Federn
echt cool aus!"lachte Susi. Auf was die Amazonasindianer hinwiesen,war keineswegs „cool“:dass besonders Amazonasindianer vom Corona-Virus bedroht und auch hunderte bereits gestorben sind!
So wie schon in früheren Zeiten,auch in Nordamerika,wo ganze Indianervölker an Krankheiten wie Masern zugrundegingen!
Teilweise halfen die Weißen „nach“,indem sie etwa Indianern Decken lieferten,die von an Pocken(!)Erkrankten stammten!
Außerdem kommt in Brasilien noch Präsident Bolsanaro dazu,dem der Schutz der Indigenen in „seinem“Brasilien sehr gleichgültig ist!

Bei einem Bücherstand lag unter anderem das "Antikapitalistische Modebuch" - dessen Autorin über all das schrieb,
was in der Mode im Argen liegt bzw.verbessert werden sollte: Pelztier-und Krokodilfarmen, Textilfabriken in Ländern wie Bangladesh,
die Situation von Kleinbauern und Kooperativen (z.B.für fair erzeugten und vertriebenen Kaffee und Kakao)
in Ländern der "Dritten Welt" -usw. "Wie heisst die?"fragte Moni:"Tansy? Witziger Name!"(Tansy E.Hoskins,eine
junge englische Marxistin -das Buch kann zum Beispiel in Linz im dortigen "Wissensturm"ausgeborgt werden)

"Ein Modebuch ist gerade das richtige für dich,Mum!"lachte Susi:"Was heisst denn das davor?"
"Also,es gibt verschiedene Wirtschaftsformen: wenn den Leuten,die in einem Betrieb oder einer Fabrik arbeiten,
dieser Betrieb oder diese Fabrik gemeinsam gehört,dann nennt man das Kommunismus. Wenn das eine Person
ist oder einige wenige Personen oder eine Handelsgesellschaft oder sowas,und wenn die,denen der Betrieb
gehört,nichts anderes im Kopf haben,als zu möglichst viel "Kohle" zu kommen -egal,wie es den Leuten,die dort
arbeiten,geht! -dann nennt man das "kapitalistisch".

Und "antikapitalistisch" heisst das Gegenteil davon: für das,was man sich kauft,soll kein Tier und kein Mensch
schlecht behandelt,ausgebeutet und so was geworden sein!"

Eine Ecke des grossen Saales stand den Kindern zur Verfügung: da gab es Bilder,die Kinder aus vielen Teilen
der Welt und deren Leben und Alltag zeigten, da führte eine Kindergruppe aus einer "Internationalen Schule"
Musik,Gebräuche, Spiele... (an denen sich jeder,dem das Spass(Susi und Klaus machte es sehr viel Spass!)machte,beteiligen konnte!) vor - und das
Spielzeug,mit dem die Kids spielen konnten,war natürlich auch unter fairtrade-Bedingungen hergestellt worden!

Susi und Klaus fühlten sich hier in dieser Kinderecke gleich "wie im Paradies" -und waren danach sehr schwer
wieder von dieser Ecke wegzubekommen!

Sowohl die Menschen,die hier ihre Produkte anboten und auf ihre Anliegen aufmerksam machten,als auch
die Besucher der Messe fühlten sich ein Wochenende lang als eine grosse "Familie" und solidarische Gemeinschaft!
Und auch alle Mitglieder der Familie Huber waren danach fest davon überzeugt,ein sehr schönes und gut gelungenes
Wochenende erlebt zu haben!
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P.S.In meiner Heimatstadt Linz/Donau/Österreich gibt`s diese Veranstaltung jedes Jahr,in einer ehemaligen Tabakfabrik
-und es lohnt sich stets,sich das ganze anzuschauen und mitzuerleben!
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