Und wer schreibt über mich?

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gerhard
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Und wer schreibt über mich?

Beitrag von gerhard »

Der erfolgreiche Autor,der schon 15 Bücher (Kurzgeschichten,Biografien über Künstlerinnen und Komponistinnen,Zeitkritisches...)
geschrieben hatte,auch als Journalist tätig und hauptberuflich Lehrer für Sozialkunde,Deutsch und Geschichte war,stellte
in einem Kultursalon,in dem oft Veranstaltungen stattfanden,sein neuestes Buch vor.

Alle Anwesenden wussten auch,dass er sich in seiner Freizeit sehr für Menschenrechte engagierte.

Der Erfolgsautor war Mitte 50,sah aber mit seinem fülligen,dunkelbrünetten Haar,seinem (bis auf viele Fältchen in den
Augenwinkeln und den ausgeprägten Lachfalten)fast faltenlosen Gesicht,den "schalkhaft"blickenden,grossen blauen
Augen und dem grossen vollippigen Mund um einiges jünger aus.

Ein Mann Mitte Sechzig erhob sich. Er hatte fast keine Haare mehr auf dem Kopf und ein "kantiges",durchfurchtes,
pockennarbiges Gesicht. Links hatte er ein Glasauge,über die linke Gesichtshälfte zog sich eine Narbe,und die
riesige Hakennase "beschattete" einen verkniffenen "Strichmund":

"Ich war schon alles mögliche,Taxifahrer,Hausmeister,Polizist, Türsteher bei einer Disco... Seit ich in Pension bin,
verbringe ich jedes Jahr mehrere Monate in Ruanda,wo ich ein Schulprojekt gegründet habe. Nicht wenige Leute
nennen mich "hässlich",was ich vielleicht auch bin. Würden Sie über jemanden schreiben,der "nur" engagiert,aber,
wie gesagt,"hässlich" ist?"

"Das würde ich ohne weiteres tun,weil so ein Engagement bewundernswert und keineswegs selbstverständlich ist!"

"Ich heisse Manfred,aber Sie können "Mannie" sagen! Wie Sie sehen,habe ich das Down-Syndrom. Ich habe glücklicherweise
viele gute Freunde,die alle meinen,ich sei intelligent,sehr sozial eingestellt und könne gut mit Menschen umgehen.
Ich glaube auch,dass ich ein ziemlich guter Schüler war - an der Sonderschule. Ich kann auch sehr gut kochen,und
ich würde gern Koch werden. Und wissen Sie,wo ich arbeite? In einer "geschützten Werkstätte"!"

"Die Evangelische Kirchengemeinde betreibt ein Sozialzentrum,zu dem auch ein Caferestaurant gehört,und da
wird ein Koch gesucht!"

Eine ca.50jährige Frau stand mit Hilfe ihrer Krücken etwas mühsam auf:"Was denken Sie,würden Sie auch über
mich schreiben? Ich habe multiple Sklerose!"

Daneben erhob sich ein Mann Mitte 50,der,naja,nicht besonders gut roch:"Ich lebe seit 30 Jahren auf der Strasse,
und das ist meine Entscheidung! Prost!" Und schon genehmigte er sich einen sehr kräftigen Schluck aus einer
grossen Flasche mit Hochprozentigem darin.

"Dann könnten Sie auch über uns schreiben!"meinte ein 17jähriges punkgirl mit grünen Stachelhaaren,schwarzbemalten
Lippen und vielen Piercings:"Über mich,meine Freunde und unser Leben!"

"Genau,über euch wird er schreiben!"höhnte ein sehr alter Mann,der aber sehr rüstig wirkte:"Also,das können alle
hier wissen und erfahren:Ich war bei der SS,und ich habe nur meine Pflicht erfüllt.Partisanen hatten sich in einem
Dorf versteckt,und um sie wirksam zu bekämpfen, mussten wir die Flak,Handgranaten usw.einsetzen und danach
an die Häuser Feuer legen. Unsere Feinde warfen mich ins Gefängnis,wo ich fast 30 Jahre verbringen musste,
als sogenannter "Kriegsverbrecher". Warum mussten die in dem Dorf die Partisanen verstecken und versorgen?"

"Glaubst du wirklich,du altes Nazis...(eine hübsche,aber "verlebt"wirkende Frau,deren Alter kaum zu bestimmen war,
fügte die Bezeichnung eines grunzenden Haustieres hinzu),er würde gerade über dich schreiben? Ich bin eine Hure,
ja,das bin ich,nichts anderes.

Und ich lese gern,und ich habe alle Ihre bisherigen Bücher gelesen und finde sie sehr gut.
Und ich bewundere den Herrn,der sich vorhin gemeldet hat,und sein grosses Engagement.
Ich würde gern auch etwas für Menschen tun,die Hilfe brauchen!

Glauben Sie,Sie würden über mich schreiben?"

Die Frau mit der multiplen Sklerose:"Ich bin davon überzeugt,dass er das tun würde.Erzählen Sie ihm
doch einfach über sich und über Ihr Leben und über Ihren Beruf. Sie tun -im Gegensatz zu diesem,Sie wissen
schon... -nichts,wofür Sie sich schämen müssten! Übrigens hätte der von vorhin wohl auch,um "seine Pflicht
zu tun",Menschen wie mich und den jungen Mann mit dem Down-Syndrom als "unwertes Leben" umgebracht
-und das danach auch als nichts anderes als "seine Pflicht"bezeichnet!" -"Das glaube ich auch!"schloss sich Mannie
energisch an.

"Meine Frau und ich sind überzeugte Impfgegner. Unsere Tochter hatte kürzlich die Masern - und hat sie auch ohne
Impfung gut überstanden. Und jetzt behaupten Menschen aus unserem Stadtviertel,wir wären schuld daran,dass
andere Menschen in dem Stadtteil auch die Masern bekommen haben.Es wird gesagt,auch auf Facebook und so,wir würden
das Leben und die Gesundheit von Kindern in Gefahr bringen!

Ja,es sind Menschen blind geworden,ja,es sind ein paar gestorben! Und nun werden wir wie Mörder und Verbrecher
verleumdet und beschimpft und mit Hass verfolgt!

Unser Sohn,der so wie wir überzeugter Impfgegner war,die“Regierung“ für eine Firma und die ganzen „Coronamassnahmen“für Blödsinn gehalten hat-so wie auch wir! -,hat sich in ein Mädchen verliebt!
Die hat Kaffern,Kümmeltürken und Schwule als Freunde,setzt sich für“Flüchtlinge“ein und hat mal mit Jungen und mal
mit Mädchen Sex!
Zwei Freunde von ihr haben unseren Sohn verprügelt und gesagt,sie tun es wieder,wenn er keine Maske tragen will!Und die blöde Tussi,in die er blind vernarrt ist,hat verlangt,er solle sich gegen Zecken,Grippe,Masern und Polio impfen lassen! Und weil sie ihn so eingewickelt hat,hat er das auch getan und treibt sich nun auch bei ihren „Demos“herum! Darüber,dass wir so unseren „Sohn“,den wir dann sofort rausgeschmissen haben,verloren haben,sollten Sie mal schreiben!“



"Es würde mich interessieren,ob Sie über uns schreiben würden! Gott hat unsere Tochter zu sich genommen,das war
SEIN Wille! Sie war krank,und Gott sorgt dafür,dass die gesund werden,die nach SEINEM Willen gesund werden
sollen. Wer in seinem Glauben an IHN stark ist,dem wird ER helfen und den wird ER retten.

Es hätte gegen den Willen Gottes verstossen,unsere geliebte Tochter zu einem sogenannten Arzt zu bringen.
Und nun werden auch wir verfolgt und beschimpft und verleumdet!"

"Sie sind ja soooo arm!"sagte die Frau mit der multiplen Sklerose:"Wirklich arm war Ihre Tochter - die leider das
Unglück hatte,religiöse Fanatiker,die ihren "Glauben" über das Wohl und die Gesundheit ihres Kindes stellen,
als "Eltern" zu haben!"

Der Erfolgsautor hatte allen sehr aufmerksam zugehört:"Vielen Dank für Ihre interessanten Beiträge. Von einigen
von Ihnen bin ich sehr beeindruckt,und ich verspreche Ihnen,dass ich über vieles,was ich nun gehört habe,sehr
gründlich nachdenken werde. Und wenn Sie bereit sind,mir Adressen,Telefonnummern,emailadressen oder dgl.
zu geben,werde ich Ihnen gern das "Ergebnis" meines Nachdenkens zukommen lassen bzw.Sie gern darüber
informieren!"
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