Rollenbilder

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gerhard
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Rollenbilder

Beitrag von gerhard »

Als die hübsche Moni 14 war, kam eines Abends ihr Vater nach Hause - und es dauerte nicht lange,bis er heftig herumzubrüllen
begann: "Wieso ist das Klo nicht gscheit geputzt,und warum hat niemand staubgesaugt? Und in der Küche liegt das dreckige
Geschirr herum!"

"Mutti liegt mit Grippe und 38 Grad Fieber im Bett und braucht Ruhe! Ich
war derweil in der Apotheke und habe eine -
leichtverträgliche -Kleinigkeit für sie gekocht und ihr einen Tee mit viel Zitrone drin aufs Nachtkästchen gestellt.
Da war mir das Geschirrabwaschen und Staubsaugen und Kloputzen sowas von egal! Aber,Vati,Geschirrabwaschen
ist nichts Kompliziertes,Staubsaugen auch nicht,und dann gehe ich jetzt das Klo putzen!"

Ein paar Tage später führte sie über genau dieses Erlebnis mit ihrer besten Freundin Susi ein Gespräch.

Als beide 22 waren,wurden sie selbst Mütter:Moni bekam einen Sohn,Susi eine Tochter:

Der kleine Michi liebte seine Kasperltheaterfiguren und konnte stundenlang am Boden sitzen und LEGO bauen.
Schon mit drei Jahren stand er neugierig in der Küche und stellte viele,viele Fragen.

Als er vier war,bekam er eine kleine Schwester und sah aufmerksam zu,wenn Moni sie stillte:"Darf ich auch mal
kosten?" Moni kicherte und liess ihn dann auch an ihrer Brust nuckeln.

Michi sah ihr auch zu,wenn die kleine Schwester frische Windeln angelegt bekam - und es dauerte nicht lange,bis
er das -und Moni war da sehr stolz auf ihn! -selbst konnte.

Und weil Michi ein ziemlich kräftiger Junge war,war es für ihn auch kein Problem,die kleine Schwester zu packen,
sie ins WC zu tragen und sie dort aufs Topferl zu setzen.

Als er sechs war,konnte er schon selbst einige Sachen kochen und sich auch selbst Knöpfe annähen. Wenn er
Moni beim Bügeln helfen wollte,passte sie aber ganz genau auf,damit er sich ja nicht verbrannte.

Claudia,die kleine Tochter von Susi, hatte schon als ganz kleines Mädchen einen Lieblingsspielplatz:die Autowerkstätte
ihres Papas. Als sie vier war,konnte sie problemlos mit Hammer und Nägeln umgehen und dem Papa bei diversen
Reparaturarbeiten in der Wohnung helfen - und als sie acht war,da stand sie,gut mit einer Wäscheleine "fixiert",damit
sie nicht runterfallen konnte,auf einer Leiter -und half dem Papa -beim Tapezieren!

Michael freute sich,wenn er weitere Kasperlfiguren bekam -inzwischen konnte er ihnen selbst die Kleider nähen.
Claudia freute sich,als sie eine Modelleisenbahn bekam -und lernte bald selbst,die Loks und die Waggons zu reparieren.

Der 14jährige Michael ging gern Babysitten und liebte es,wenn ein Baby fröhlich in seine Haare fuhr,ihm mit nassen
Händchen in seinem Gesicht herumtatschte und ausgiebig - die volle Unterlippe des hübschen Jungen immer wieder
herunterbiegen und zurückschnalzen lassend - mit den Lippen des Babysitters spielte.

Er half auch gern in dem Kindergarten aus,den eine Cousine von Moni leitete,liess sich geduldig mit Fingerfarben
bemalen und hüpfte lauthals singend mit den Kindern herum:"Hüpfen,tanzen,springen und toben,wie ein bunter
Gummiball! Hin und her und ganz weit hoch,etwas höher geht es noch! Gaaaanz weit hoch!"

Als Claudia 15 war,begann sie ihre Lehre in der Autowerkstätte des Papas,und es war für ihn und sie völlig
klar und selbstverständlich,dass sie mal die Werkstätte übernehmen würde!

Mit 17 war Claudia ein hochaufgeschossenes,bis auf den ein bisschen zu üppigen Busen sehr schlankes Mädchen
mit streichholzkurzen braunen Haaren,einem schmalen,hübschen Gesicht,grossen grünen Augen und einem
breiten Mund mit ausgeprägten Lippen. Als sie eines Sonntag wieder in die Evangelische Heilandskirche ging,
kam durch eine Seitentür ein grosser,schlanker Junge herein,den sie sofort als den Sohn der besten Freundin
ihrer Mutter erkannte.

Michael hatte mit seinen 17 Jahren halblange,wellige dunkelblonde Haare,ein breitflächiges Gesicht,blaue Augen,
die durch eine Brille blickten,und einen geschwungenen vollippigen Mund.

Claudia war neugierig und wollte wissen,was er in dem Päckchen unter seinem Arm hatte:"Also,hier im Pfarrhaus
hat ein junges iranisches Ehepaar mitsamt Baby Kirchenasyl bekommen - und ich gehe gern und oft für diese
Familie Einkaufen,und ich hab auch gelernt,wie man einem Baby das Fläschchen gibt und wie man Windeln
wechselt!"

Claudia war sehr beeindruckt - und gab ihm einen Kuss!

Das war der Beginn einer schönen Freundschaft,aus der Verliebtheit - Hand in Hand durch den Park spazieren
und im dunklen Kinosaal knutschen -und Liebe wurde.

Und als Michael und Claudia heirateten,waren Moni und Susi(übrigens auch ihre liebevollen Ehemänner,die sie
sich "gut ausgesucht"hatten)sehr stolz.(und Monis Mutter ebenso -und auch
Michaels Schwester)


Als ein Sohn "ankam",sass Michael (fast)die ganze Zeit der Wehen hindurch an Claudias Bett,hielt ihre Hand und
atmete mit ihr mit. (Susi hielt Claudias andere Hand,und die stolze Moni sass neben der Tür)

Und kaum hatte der kleine Sohn seinen ersten Schrei getan -wollte er - an Michaels Brust.(die nicht so gross wie
die von Claudia,aber doch seit seiner Pubertät etwas "entwickelter" als bei anderen Jungens und anderen Männern
war)

Und obwohl Claudia nach den 11(!)Stunden schon ziemlich erschöpft und "abgekämpft" war,schmunzelte sie -
und liess (was sie auch weiterhin gern und oft tat!)den kleinen Sprössling ein bisschen an der Brust des Papas
nuckeln,bevor sie ihn selbst an ihre üppige Brust anlegte.

Die Ehe und das Familienleben entwickelte(n) sich zur allseitigen Zufriedenheit:"auch",als es dann schon
zwei ein bisschen grössere Kinder(6 und 4 Jahre jung)und ein Baby waren.

Michael hatte mittlerweile Kinderpsychologie und Kindergartenpädagogik studiert und sich auch zum (Kinder)
Psychotherapeuten ausbilden lassen. Einmal in der Woche gab es seine Therapiestunden,wobei er die Form
der Therapie an das Alter seiner Patienten anpasste. Im Kindergarten arbeitete er Teilzeit und war gleichzeitig
auch Schulpsychologe an einer Neuen Mittelschule.(auch Teilzeit)

So hatte er genug Zeit,sein Wissen über Kinder auf seine eigenen "praktisch anzuwenden".

Michael erlebte nun als Kinderpsychotherapeut schon mal einen „Fall“wie den eines Jungen:“Mein Papa hat durch das Daheimsitzen einen „Koller“bekommen und Mama gehaut!Ich hab sie im Frauenhaus besucht:sie hat geweint und gesagt:Warum war ich zu Karl so gemein!“ Dabei war doch er gemein zu ihr!“

Und im Kindergarten konnten die Kleinen mal nicht fröhlich durcheinander hüpfen und (rum)toben -sondern ein Kind warf einem andern einen Ball zu -wenn es nicht an seinem kleinen Extratischerl sass,zeichnete,bastelte und LEGO baute.


Apropos "Rollenbilder":Einmal borgte sich Michael einen Rollstuhl aus und kurvte im Städchen herum - und
kam -auch bei öffentlichen Gebäuden -auf so manches, was sehr,sehr verbesserungswürdig war!

Claudia hatte längst ihre(n)KFZ-Meister(in) gemacht,wollte aber noch so lange Geschäftspartnerin ihres Papas
bleiben,bis sie das jüngste Kind in die Kinderkrippe geben konnte -sobald das der Fall sein würde,würde sie
den "Laden" ganz übernehmen!

Und wenn sie in die KFZ-Werkstätte ging,nahm sie in einem Umhängetuch das Baby mit - um es in den
Pausen zwischen Kundenberaten und reparierend unter einem Auto liegend im kleinen Büroraum zu stillen.

Ach ja,(inzwischen ja auch schon Ur!)Grosseltern gab`s natürlich auch -z.B.den Vater von Claudias Papa, der auch bereits die Autowerkstatt
geleitet hatte - und auf seine tüchtige Enkeltochter enorm stolz war!

Und natürlich Monis Mutter - und deren Mann,der sich inzwischen damit abgefunden hatte(weil ihm auch nichts
anderes übrigblieb!),dass Moni,nachdem ihre Kinder im Kindergarten bzw.in der Kinderkrippe waren,Mitarbeiterin
- im Frauenhaus geworden war!(nachdem sie eine Fachschule für Sozialarbeit absolviert und auch ihr Praktikum
im Frauenhaus gehabt hatte) Moni hatte mehrere Sprachen(Arabisch,Türkisch,Farsi,Pashtuni,Gebärdensprache...)erlernt,
um „ihre“Frauen wirklich gut verstehen zu können!


Und noch mehr musste sich Monis Vater damit abfinden,dass sein Enkelsohn einen nicht geringen Teil seines
Lebens als "aktiver Hausmann" verbrachte.





Und das alles -die "Laufbahn" und Berufstätigkeit von Claudia inbegriffen -,weil er eines Tages,damals ja noch im
alten "Rollendenken" steckend,so rumgebrüllt hatte!

Leider fiel Monis Vater wieder zum Teil in sein früheres Verhalten zurück: „Jetzt,wo die Männer wieder in die Betriebe zurückkehren,weil die Wirtschaft wieder hochgefahren werden muss,fällt den blöden Emanzen nichts anderes ein,als sich aufzuregen:“Jetzt bleiben Familie und Kinder wieder bei uns hängen!“

(Natürlich könnte Monis Vater ein“Kriegsvater“sein:denn wie war‘s denn nach dem Krieg?Da räumten die“Trümmerfrauen“den Schutt weg,bauten das Land auf,zogen die
Kinder auf,waren berufstätig.Dann kamen die Männer,oft unfähig,über das,was sie erlebt hatten,zu reden,aus der
Kriegsgefangenschaft heim -und dann zogen diese Frauen und diese Männer,ganz unterschiedlich
geprägt,nun Kinder auf bzw.nun gemeinsam auf!)

Michael und Claudia bemühten sich,dem(Ur)Opa das ganze zu erklären:

Claudia:“Also unsern Betrieb muss ich nicht“hochfahren“,weil eine KFZ-Werkstätte im“homeoffice“nicht betrieben werden kann -und warum,bei ZWEI Elternteilen,soll sich nur eins davon um die Kinder kümmern? Michi und ich haben uns das immer aufgeteilt. Und außerdem ist sein „Betrieb“,also der Kindergarten,der hoffentlich ebenso wie die Schulen bald wieder
öffnet,um nichts weniger wichtig als meiner!“

Michael:“Das seh ich genauso! Übrigens auch all unsere Freunde -keiner der Väter,die wir kennen,wird nun „seine“Frau mit den Kindern“übriglassen“!“
Und dann gaben Moni und ihre Mutter ihrem Vati je einen Kuss:“Tja,mein lieber Mann,bei Michi und Claudia gibt‘s die „Rollenverteilung“ „Mann Arbeit,Frau Haushalt und
Kinder“ nicht bzw.nicht so,wie du
dir das vorstellst -lieber Mann!“
Zuletzt geändert von gerhard am Freitag 26. November 2021, 06:08, insgesamt 1-mal geändert.
gerhard
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Re: Rollenbilder

Beitrag von gerhard »

An der Wichtigkeit grad dieses Themas hat sich leider nichts geändert!
Es war nicht der Papa,der sich um homeschooling und den Zusammenhalt der Familie kümmerte!
Die Mama(!) rief den Opa und die Oma an,als es nicht erlaubt war,sie zu besuchen!

Es sind hauptsächlich Männer,die Covid verharmlosen,die die Schutzmaßnahmen für Blödsinn erklären und obendrein zu solchem Schwachsinn wie“Corona ist nicht gefährlich,der Koran ist die Gefahr!“ greifen!
Bolsanero ist ein Mann,Trump und auch Boris Johnson - der aber im Gegensatz zu ihnen wirklich was dazugelernt hat!

Bei vielen andern Männern: Fehlanzeige! Wie viele Männer haben grad in der Covid-Isolation zu mehr häuslicher Gewalt gegriffen!
Und sind es nicht Männer als“Rudelführer“,die sich grad jetzt in
Coronazeiten in Pubs und am Ballermann besonders blöd aufführen?

Und Männer haben den Busfahrer in den Hirntod geprügelt,Männer führen gewalttätige Aktionen gegen die
Covidmassnahmen an!
Da geraten besonnene Frauen wie Angela Merkel,die mehr denn je diversen Männern in Regierungen Verstand und Überlegung entgegensetzt, und die emanzipierten Männer,die sich trauen,aus den“Rollenbildern“ auszubrechen,allzuleicht ins Hintertreffen!


Als sehr positives Beispiel für einen Mann,der ruhig und besonnen seinen Weg geht,sehe nicht nur ich den früheren österreichischen
Gesundheitsminister Rudi Anschober an!
Oh ja,an den „Rollenbildern“ muss noch viel gearbeitet werden!!!
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