Wer sich um unsere Oma/unsern Opa kümmert, verdient dafür Dank und Gute Behandlung!

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gerhard
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Wer sich um unsere Oma/unsern Opa kümmert, verdient dafür Dank und Gute Behandlung!

Beitrag von gerhard »

In der Familie Huber sind die Eltern von Papa Manfred im Seniorenheim. Der 77jährige Vater von Mama Monika lebt noch in seiner kleinen
Wohnung, braucht aber Hilfe - auch seelisch, weil er darunter, dass seine geliebte Frau vor 3 Monaten gestorben ist, immer noch sehr leidet.

Manfred und Monika finden im Internet eine Agentur, die Frauen aus Ländern wie der Slowakei und Rumänien als Pflegekräfte nach Österreich
vermittelt. Und so kommen sie zu Ajuna:

Ajuna ist 36 und lebt, wenn sie in Rumänien ist, auf dem Bauernhof ihres Onkels Alexandru und ihrer Tante Eleana, die sich auch, wenn Ajuna
in Österreich ist, gemeinsam mit einer Nachbarin, die 2jährige Zwillinge hat, um die 7jährige Anca, den 5jährigen Bogdan und die knapp
dreijährige Mirela kümmern.(und dabei haben`s die drei Kinder gut, dass ihre Mamica doch regelmässig bei ihnen sein kann:
Denn es gibt "Fälle", wo dadurch, dass die Pflegerinnen so viel in den Ländern sind, in denen sie pflegen, manche Kinder(z.B.in
Moldawien)mittlerweile praktisch elternlos(!) aufwachsen!!)

Ajuna ist freundlich-resolut, un femeie Draguta mit graublauen Augen, langen, welligen par Saten und una mare Gura mit gros inrosi Buze
= eine (sehr)hübsche Frau mit braunen Haaren und einem großen Mund mit vollen roten Lippen.
Und außerdem mit einem (oft) breiten Schmunzeln und Lächeln, einer rauchigen Stimme und einem kehligen Lachen - und, was für Opa
Toni wichtig ist, einem passablen Deutsch.

Toni ist eigentlich noch ziemlich rüstig, und dass er Hilfe braucht, liegt vor allem daran, dass ihn der Tod seiner Marianne so belastet:
Er ist groß, seine schlanke, drahtige Gestalt etwas gebeugt. Glänzendgraue Haare, ein gebräuntes, markantes Gesicht, blitzblaue Augen,
die durch große Brillengläser blicken, von Runzeln überzogene volle Lippen.

An dem Tag, an dem Ajuna, von Monika und Manfred begleitet, das erste Mal in die Wohnung von Toni kommt, hat dieser einen Kuchen,
mit Rosinen und Rum drin, gebacken (das gehört zu den Dingen, die ihm Marianne beigebracht hat) und frischen Kaffee vorbereitet.

"Buna ziua Doamna!" grüßt Toni und zeigt beim Lächeln seine Brücken und Implantate und die gepflegten Prothesen dazwischen.
"Die Gnädige Frau" freut sich und lacht kehlig und herzlich.

Und nachdem Manfred und Monika gegangen sind, sitzen sich Ajuna und Toni gegenüber und können sich "beschnuppern":
"Ich habe nicht gedacht, dass eine so schöne Frau zu mir kommt! Wo kommen Sie her?"

"Wenn ich in Rumänien bin, lebe ich in einem Dorf zwei Stunden von Bukarest entfernt auf dem Bauernhof von meinem Onkel und
meiner Tante. Da sind auch meine Kinder, 7, 5 und 3 Jahre, zwei Mädchen und ein Junge. Wenn ich daheim bin, bekommt meine Kleine
noch die Brust, sonst wird sie von einer netten Nachbarin, die selbst zwei Kinder hat, gestillt.
Am Wochenende bin ich gern in Bukarest, das sehr schön ist, und gehe gern in ein Kino. Und wo kommen SIE her?"

"Von hier, aus Ottakring, das ist einer der Bezirke hier in Wien: "Ein echter Wiener geht nicht unter!" Das ist der Titel einer Fernsehserie.
Ich bin "nicht untergegangen", aber ich war schon sehr traurig, als meine geliebte Frau Marianne, mit der ich 51 Jahre verheiratet
war, gestorben ist: Die ist nun gleichzeitig "da oben" und (Toni deutet auf sein Herz)"da drin!"

Ajunas Augen fallen auf eine Wand, an der (in hübschen Rahmen)viele Fotos hängen, die alle, in verschiedenen Lebensaltern,
ein- und dieselbe Frau zeigen: "Und dort ist sie auch!" sagt sie:"Ihre Frau war sehr schön!"

Ab diesem Tag wohnt Ajuna im hübschen Gästezimmer der Wohnung - und ist sehr froh, dass der nette Toni eine so gute Rente bezieht:
Denn für die Agentur, die sie nach "Wean" vermittelt hat, ist sie keine Arbeitnehmerin, sondern eine "Selbstständige".
Sie hat leider längst mitbekommen, dass es vielen anderen Frauen, die in der Pflege tätig sind, Frauen, die teils auch aus Rumänien,
teils etwa aus der Slowakei kommen, alles andere als gut geht:

Für die meisten dieser Frauen ist sehr viel Arbeit und Verantwortung damit verbunden, dass so enorm wichtige Dinge wie Sozial- und
Krankenversicherung, Ruhezeiten und Erholung, faire Bezahlung, angemessene Arbeitsbedingungen NICHT gesichert sind - und dass
sie NICHT selbstständig über ihre Arbeitsbedingungen bestimmen können:
(Faire Arbeit für Betreuerinnen!
amnesty.at/24h-betreuung)

"Und dann müssen wir uns natürlich noch um unsere Copii, unsere Kinder, kümmern. Ich bin ja Alleinerzieherin, aber ich bekomme
NICHT die selbe Familienbeihilfe wie eine Mamica hier in Österreich, sondern nach dem "Richtsatz", der in Rumänien gilt!"

"Woher haben Sie das wunderbare Deutsch, liebe Ajuna?" - "Es wurde in der Schule als Nebenfach angeboten, und ich kenne auch
Deutsche, die in Rumänien leben - eigentlich sind das,wie mir mal erklärt worden ist, DREI Gruppen, die, obwohl sie alle Deutsche
sind, nicht viel miteinander zu tun haben wollen!"

"Ich weiss!"Toni nickt und lacht: "Die Siebenbürgener Sachsen, die "Donauschwaben" und die sogenannten "Landler"!"

Nach und nach spielen sich Toni und die schöne Ajuna gut aufeinander ein:
Die meisten Dinge kann er noch allein, aber wenn Toni z.B. in die Badewanne geht, dann läßt Ajuna das Wasser ein und hilft ihm,
nachdem er den Bademantel abgelegt hat, in die Wanne zu steigen. (und guckt dann diskret weg)

Und wenn er fertig ist, greift er zu der kleinen Glocke, die er vor nunmehr langer Zeit benutzt hat, um seine Kinder zum
Weihnachtsbaum zu klingeln - und Ajuna hilft ihm aus der Wanne heraus.(wieder diskret wegguckend)

Toni ist in seinem ganzen Benehmen ein "Gentleman" - und Ajuna weiss längst auch, dass auch DAS nicht selbstverständlich
ist: Kolleginnen haben ihr - von anzüglichen Bemerkungen - UND (leider auch!)"Übergriffen" erzählt!

Dass er ihr gern Komplimente macht, freut sie.

Kochen kann er (noch)gut, und inzwischen hat sie ihm einige Gerichte aus ihrer Heimat(wie die berühmte Ciorba: aus Kraut und Fleischbällchen bestehend - oder Mamaliga = Polentaschnitten) beigebracht. Den Wohnungsputz teilen
sie sich, Staubsaugen und Staubwischen kann Toni gut, Klo- und Badputzen und Aufwischen übernimmt Ajuna.

Das Frühstück bereitet sie zu, den Kaffee macht immer er. Sie geht auf die Post, Einkaufen und so und einmal am Tag hinunter
zum Hausbriefkasten. Und beide gehen gern spazieren - und auch schon mal ins Kino.

Und es ist Ajuna völlig klar, dass, wäre Toni nicht so rüstig, erheblich pflegebedürftiger und "eingeschränkter"(oder gar dement), alles
auch ganz anders sein könnte!

Für mehrere ihrer Kolleginnen ist die Arbeit mit ihren "Schützlingen" körperlich UND seelisch sehr belastend, und eine relativ
zarte und schlanke jüngere Frau aus der Slowakei war regelrecht entsetzt, als ihr zugemutet wurde, sich um einen an etlichen Krankheiten
leidenden, sehr hilflosen, zu den meisten Dingen nicht mehr selbstständig fähigen - und dazu fast 100 kg schweren! - Mann zu kümmern!

Wenn Ajuna wieder mal nach Rumänien fährt, dann dauert es nicht lange, bis auf ihrem Handy viele Fotos, die ihr Toni schickt,
landen. Und dann schickt sie Handyfotos -z.B.sie mit ihren Kindern -zurück!

Wie sehr sich ihre Kinder jedes Mal freuen, wenn die geliebte Mamica wieder da ist: Ajuna bekommt viele gros(dicke) Küsse und schmunzelt,
wenn ihr der 5jährige Bogdan vergnügt die Bluza/Bluse aufknöpft - und die kleine Mirela kichert und freut sich, weil sie dann gleich
an dem schönen San/Busen der Mamica nuckeln kann.

Es ist für sie, wenn sie daheim ist, selbstverständlich, auf dem Bauernhof eifrig und nach Kräften mitzuhelfen: und die Kinder helfen
begeistert mit! Wie viel Spaß es der der kleinen Mirela macht, Eier einzusammeln! Und wie geschickt Ajunas "Große",Anca, beim Kühemelken
ist!

Es gibt rings um den Bauernhof Obstbäume, und die Tante macht die tollsten Obstkuchen und Marmeladen. Sie ist auch für den
Gemüse- und Kräutergarten zuständig. Und es gibt viele Tiere, "glückliche Hühner", Schweine, Kühe, zwei Hunde, die immer wieder sehr liebevoll den
schönen Gura/Mund von Ajuna nassschlabbern, Ziegen, die sooo lieb sind und die die Copii, die Kinder, gern streicheln - und mit
denen sie auch gern schmusen.

Und wenn dann die schöne Ajuna wieder nach Wien kommt, dann freut sich Toni schon, und IMMER ist der frischgebackene Kuchen
und der Kaffee parat:"Zi Buna, Buna Ziua Doamna!" (Guten Tag, Gnädige Frau)

Ajuna schmunzelt und lacht kehlig: "Multumesc foarte Mult!" - "Dankeschön!"
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