Obwohl Pauls geliebte Maria ihn nicht mehr erkennt, kann er ihr mit Hilfe von Karin und Irina weiter seine Liebe zeigen!

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gerhard
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Obwohl Pauls geliebte Maria ihn nicht mehr erkennt, kann er ihr mit Hilfe von Karin und Irina weiter seine Liebe zeigen!

Beitrag von gerhard »

Der 86jährige, aber noch sehr rüstige Paul ist seit 54 (!) Jahren mit der nun 92jährigen Maria verheiratet.
Paul ist hochgewachsen, schlank und drahtig und hält sich sehr aufrecht. Nicht wenige schätzen ihn auf Anhieb um doch einiges jünger.
Er hat glänzendsilbernes Haar und ein markantes Gesicht, das lange Zeit eine kräftig gebräunte Farbe hatte, nun aber ziemlich blass geworden
ist - weil Paul seit einigen Jahren für seine (früheren)Besuche im Städtischen Freibad, auch zu ausgiebigen Wanderungen, einfach keine Zeit
mehr hat!
Seine großen graugrünen Augen(nach wie vor braucht er keine Brille)"leuchteten" früher - nun blicken sie oft sehr traurig.
Zu beiden Seiten seines gutgeschnittenen Mundes mit kräftigen, runzeligen Lippen hatte er bis vor einigen Jahren ausgeprägte Lachfalten
- an deren Stelle nun tiefe Kerben zu sehen sind!

Es gab "eine Zeit" - eine sehr lange und sehr glückliche Zeit! -, in der Paul und Maria sich im Fernsehen gemeinsam Heimat- und kitschige
Liebesfilme (und immer wieder die geliebten Filme über die "Märchenkaiserin" Sissi!) ansahen, in der Maria die tollsten Kuchen und
Torten und Strudel "schuf", in der er Puzzles mit 1000 Teilen legte und sie das "Ergebnis" bewunderte, in der sie "ihren" Ganghofer und
er "seinen" Böll und Dürrenmatt las.

Aber "eines Tages" konnte sich Maria manche Dinge nicht mehr merken - z.B. wo sie ihren Schlüssel hingelegt hatte. Aus gelegentlicher
Zerstreutheit wurde immer größere Vergesslichkeit. "Auf einmal", nein, NICHT auf einmal, sondern nach und nach, begann Maria etwa
"Nass" zu sagen, wenn sie Trinken meinte. Dann, wieder nach einer Weile, kam Klara, eine der Töchter der beiden, mit ihren drei Kindern,
deren Ehepartnern und den insgesamt 8 Urenkerln zu Besuch - und danach fragte Maria zur großen Bestürzung von Paul:
"Wer waren diese Leute?"


Und nun erkennt Maria auch Paul nicht mehr. ER kocht, ER geht einkaufen, er füttert sie, er bringt sie aufs Klo, im Badezimmer hilft
er ihr in die Wanne hinein und wieder heraus. Behutsam und geduldig zieht Paul Maria jeden Tag an. Er küsst sie, er legt einen Arm
um sie, er erzählt ihr alles mögliche - und blickt in "leere" Augen - und weiss, dass sie längst "in einer anderen Welt" ist.

Wie gut, dass es die hübsche Karin gibt, die in einer öffentlichen Beratungs-und Serviceeinrichtung (und gesetzlichen Interessensvertretung!) DIE Fachfrau für
Pflege ist! Karin hat langes, welliges braunes Haar und sieht mit ihren großen Augen, den weichen vollen Lippen
und dem oft auf ihnen zu sehenden verschmitzten Lächeln sehr jung aus!


Sie war schon als Kind sehr hilfsbereit, fuhr als Teenagerin, wenn Wahlen waren, auf ihrem Drahtesel mit Getränken und einer tüchtigen
Jause für die Wahlmitarbeiter die Wahllokale ab - und begann schliesslich, sich erst bei der Sozialistischen Jugend und anschließend
in der Frauenbewegung der heimischen Sozialdemokraten zu engagieren.

Karin ist eine überzeugte Feministin - die sich obendrein schon
lange sehr für das immer wichtiger werdende
Thema "Pflege" interessiert. Und nun ist sie Juristin und in der erwähnten Einrichtung die für Pflege zuständige Referentin!

Ihre beiden Söhne - den 8jährigen "älteren" zitiert sie fröhlich in ihren Twitter-Beiträgen: "Für jede Lösung gibt`s ein Problem" -,
"zwei richtige Strizzis"(=(freundliche)"Lausbuben"), lieben sie als sehr fröhliche und herzliche Mama, die mit ihnen viel und gern
spielt, viel lacht und mit ihnen gern in der Natur und im Schwimmbad ist.

"Eines Tages" "googelte" Paul auf seinem Handy zum Thema "Pflege" - und fand dann im Internet ein sehr hübsches Foto von
Karin, auf dem sie sehr freundlich breit schmunzelt - und, vor allem, unter dem Foto ein ausführliches Interview, das eine
Journalistin einer großen Tageszeitung mit der Pflegeexpertin geführt hat. Paul liest das alles sehr aufmerksam: Wie gut sich
die Dame bei dem Thema auskennt - und wie viel es ihr bedeutet, sowohl den Menschen, die Pflege brauchen, als auch den
Menschen, die die Pflege machen, zu helfen!

Und neben dem Foto "entdeckte" Paul eine Telefonnummer und eine Mailadresse.(Mittlerweile weiss er auch, dass Karin in etlichen
"Netzwerken" präsent und auf Facebook sehr aktiv ist!)
Und so rief er Karin "einfach" an - und machte einen Gesprächstermin mit ihr aus!

Seitdem sucht er sie oft an ihrem Arbeitsplatz auf (es gibt gottseidank eine sehr freundliche Nachbarin, die sehr,sehr gut mit
Menschen umgehen kann und zwar von Maria auch nicht(mehr) erkannt wird, aber sich ebenso gut wie Paul um sie kümmert) -
und manchmal sind die beiden auch in einem hübschen kleinen Kaffeehaus oder im Stadtpark.

Paul bringt Karin mal Pralinen, mal Blumen mit - und macht ihr gern nette Komplimente.

Sie bewundert seine tiefe und aufopferungsvolle Liebe zu "seiner" Maria - und vermittelt ihm Irina, eine freundlich-resolute 52jährige
Frau aus Moldawien, die daheim vier Sprösslinge hat.

Paul geht "auch" mit Irina wie ein richtiger Kavalier um - und findet es sehr schäbig, dass sie erheblich weniger Familienbeihilfe
als Österreicherinnen bekommt, dass sie von "ihrer" Agentur relativ mies bezahlt wird - und dass sie sich, weil sie nicht als
Angestellte, sondern als "Selbstständige" gilt, selbst um Sozialversicherung und Krankenkassa kümmern muss! Es ist "auch"
für Irina daher sehr gut, dass Paul eine sehr gute Rente bezieht!(Er war leitender Beamter im Sozialamt der Stadt)

Er hört ihr geduldig und freundlich zu, wenn sie von ihren Kindern erzählt - und findet es auch traurig, dass sie so selten in Moldawien
und bei ihren Kindern sein kann. Gut,dass sie in Moldawien zwei Schwestern, ihre Mamica und zwei gute Freundinnen hat!
Und Paul ist bestürzt, als er sowohl von Irina als auch später von Karin erfährt, dass manche Frauen, die in Deutschland und/oder
Österreich in der Pflege tätig sind, das so oft tun(müssen),dass deren Kinder praktisch elternlos aufwachsen!

(Maria weiss "natürlich"
nicht, wer Irina ist, aber es ist ihr doch deutlich anzumerken, dass sie sich "bei ihr" wohlfühlt - und ebenso weiss sie zwar auch
nicht, wer Karin ist(die öfters in die Wohnung auf Besuch kommt und der es auch SEHR wichtig ist, viele Gespräche mit Irina
zu führen!), "erfasst" (soweit sie noch etwas "erfassen" kann!)aber doch, dass da eine freundliche und aufmerksame
junge Frau anwesend ist - die sich sichtlich freut, wenn ihr Maria ein Bussi gibt und sie "Du bist a liabes Madl!"zu hören bekommt!)

In derselben Stadt gibt`s den 58jährigen Günther - ergrauter Haarschopf, Brille, gutmütiges Gesicht -,der sich seit langem für
Menschenrechte engagiert. Amnesty International, wo er Mitglied ist, führt, was ihn sehr interessiert und fasziniert, eine Kampagne
für die Frauen durch, die in der 24-Stunden-Pflege tätig sind - Frauen wie Irina.

Und als er einmal spazierengeht, sieht er einen Infostand der Sozialdemokratischen Frauen - und zwei fesche Damen( beide in schickem roten Outfit),
die mit den Passanten diskutieren.

Bei dem Stand stehen zwei Männer, von denen sich der eine sehr interessiert zeigt. Der andere hat sichtlich "an zu vielen" Corona-Demos
teilgenommen - und dürfte auch eine neue Partei, deren "Programm" im wesentlichen aus zwei Punkten (Nein zu "Zwangsmassnahmen",Nein
zum Impfen gegen Covid)besteht, gewählt haben. Die ist übrigens nun in den Landtag des Bundeslandes und in den Gemeinderat der Stadt
eingezogen. (in dem letzteren sitzt erfreulicherweise "auch" - einer anderen Fraktion angehörend - eine sehr engagierte Frau, die von
Beruf Krankenpflegerin ist)

Jedenfalls wettert der zweite sehr eifrig über "Corona-Faschisten" und "Gehirnwäsche" - wobei er als die ersteren diejenigen ansieht,die
für die Corona-Massnahmen sorgen - während er die "Behauptung", Covid wäre eine schreckliche Pandemie, an der weltweit schon mehr
als 4 Millionen Menschen gestorben seien, für "Gehirnwäsche" hält!

Beiden "roten" Damen fällt es sehr schwer, mit dem Untypen sachlich zu diskutieren. Günther, dem Karin sofort aufgefallen ist,
(und leider auch der Untyp!) sagt entschlossen: "Sie können nicht zwischen Meinungen und Verleumdungen (der "Corona-Faschisten",
zu denen der Ungustl auch den heimischen Bürgermeister(der nach dem ersten Corona-Toten in "seiner" Stadt sehr rasch und entschlossen
einen seit damals eifrig tätigen Krisenstab ins Leben gerufen hat)rechnet!) unterscheiden!"

Die eine Dame weiss Günthers Unterstützung zu schätzen und sagt nun sehr couragiert zu dem Typen: "Sie merken, dass wir mit Ihnen
kein Gespräch führen wollen! Gehen Sie bitte weiter!" Und nachdem er zuerst "gematschkert"(österreichisch für "gemeckert"!) und
"Holts ihr jetzt die Polizei?" gemurmelt hat, zieht er tatsächlich seines Weges.

So kann nun Günther mit den "roten" Damen über das Thema "Pflege" sprechen - und ist freudig verblüfft, als er erfährt, dass
die junge Dame, die er auf Anhieb sehr sympathisch findet (hübsch findet er sie auch, und ihre Lippen gefallen ihm sehr gut!),beruflich grad für dieses Thema zuständig ist!

Seitdem plant er im Austausch und in Besprechungen mit "seiner" Amnesty-Gruppe sowie in etlichen Mails, die zwischen ihm und Karin
hin- und hergehen, eine Veranstaltung, in der es eben um das Thema "Pflege"gehen soll. (Und gesteht sich ein, "ein bisschen verknallt" zu sein!)

Bald ist die Planung der Veranstaltung schon so weit gediehen , dass Karin zu einem Amnesty-Gruppentreffen eingeladen wird.
Wodurch sie nun auch die anderen Gruppenmitglieder kennenlernen kann!

Und nun wird es bis zu der Veranstaltung, für die alles längst gut vorbereitet ist und die auch schon in Zeitungen und auf Plakaten,
auch in den Schaukästen der "Kammer für Arbeiter und Angestellte", beworben wird, nicht mehr lange dauern:

Am Abend der Veranstaltung sitzt Karin auf dem Podium, an ihrer Seite
ein Vertreter des "Netzwerkes Arbeit, Wirtschaft und Soziale Rechte" von Amnesty Österreich, der die Amnesty-Position zur 24-Stunden-
Betreuung vertritt. Und zwischen ihm und Karin eine sehr fesche Journalistin, die die anschliessende Publikumsdiskussion moderiert.

Im Publikum sind u.a. Paul, die Gemeinderätin, die engagierte Krankenpflegerin ist, die(nunmehr ehemalige) Landesrätin für Soziales, Gesundheit und Pflege -(und ihr Nachfolger in diesem Ressort)

und noch viele weitere Menschen, darunter nicht wenige "Menschen mit besonderen Bedürfnissen"("Behinderte"), Angehörige von Menschen,
die in Pflege sind, Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger, Menschen, die in Senioren-und Pflegeheimen tätig sind, Mitarbeiter, die
in einer Palliativstation in der Pflege arbeiten - und sehr viele Seniorinnen und Senioren zu sehen.

Im Saal steht ein Amnesty-Infostand, auf dem Infomaterial, das die "Kammer für Arbeiter und Angestellte" zur Pflege erstellt hat,
eine Zeitung, in der ein Interview mit Irina nachgelesen werden kann, Flyer, "Menschenrechtspässe", die Gruppenzeitung der
Amnesty-Gruppe, Folder über Pflege, Karten,die Forderungen für die Verbesserung der Situation der (meist)Frauen, die in
der Pflege arbeiten, enthalten und die ausgefüllt und abgeschickt werden können,und reichlich Infomaterial in den Sprachen der
Herkunftsländer der 24-Stunden-Pflegerinnen liegen.(in der Zeitung sind auch Paul und Karin, die sich anlächeln, abgebildet)(ebenso,
wie es in der Zeitung auch schöne,rührende Bilder von Paul und Maria gibt!!)

Die sooo engagierte Pflegeexpertin informiert souverän und engagiert über Möglichkeiten, die Pflege zu finanzieren(z.B.über die Idee einer
Pflegeversicherung!),
über die Ausbildungsmöglichkeiten für Österreicherinnen und Österreicher, die in der Pflege arbeiten(wollen), über die Situation der
Pflegebedürftigen und der Menschen, die pflegen. Und weiss praktisch alle Fragen "locker" ,stets mit leuchtenden Augen und lächelnd,
zu beantworten!

Und am Ende der sehr gelungenen Veranstaltung erhebt sich die Gruppensprecherin der Amnesty-Gruppe, um sich betont und
ausdrücklich bei allen, die zum Gelingen des ganzen beigetragen haben, zu bedanken: "Und ganz besonders (sie wendet sich Karin zu)
möchten wir uns bei Ihnen bedanken! Wir haben gesehen und gehört, wie gut Sie über dieses so wichtige Thema Bescheid wissen -
und gespürt, wie sehr es Ihnen am Herzen liegt!"

Und dann geht Karin an Paul (der ihr dankbar und glücklich kräftig die Hand drückt und ihr zwei Küsse auf beide Wangen verpasst!)vorbei
hin zu Günther: "Es freut mich sehr, dass das heute - und auch mit der Vorbereitung für heute! - so gut geklappt hat! Vielen Dank Ihnen
und "Ihrer" Amnesty-Gruppe - und für Ihr grosses Interesse an "meinem" Thema Pflege! DANKESCHÖN!" Und fügt ein zweites, von einem
warmen Lächeln begleitetes "Danke!" hinzu - als ihr Günther zwei große Tafeln Schokolade "Für Ihre "Strizzis"!" überreicht!

Ach ja, Günther und Karin sind daraufhin von Paul eingeladen: Er macht Kaffee, die tüchtige Irina hat Mamaliga(Polentaschnitten)vorbereitet.
In seiner charmanten Art erzählt der alte Herr Irina über die gelungene Veranstaltung. Maria,die danebensitzt, zeigt heute ein Lächeln.
Ob sie sich "irgendwo in ihr drin" an etwas Schönes "erinnert"? Und dann sagt Paul, der auch die richtige Aussprache "trainiert" hat,
zu Irina "Multumesc foarte mult" - und zu Karin und Günther, die sein Rumänisch bewundern, das selbe lächelnd auf Deutsch:
"DANKESCHÖN!"
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