Neolani und der kleine Stern

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Phantasia
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Neolani und der kleine Stern

Beitrag von Phantasia »


Die kleine Hexe Neolani saß auf dem Dach ihres Hexenhäuschens und zählte Sterne.
!Eins..., zwei..., drei..., vier... fünf..., huch!"
Ganz erschrocken beobachtete sie, wie ein kleiner Stern vom Himmel fiel - direkt in ihr Kräuterbeet. Zwischen Hexenwurz und Stinkmorchelkraut blieb er liegen. Neolani rutsche vom Dach und lief zu ihm.
Sie war ein bisschen unsicher, schließlich hatte sie noch nie mit einem Stern geredet (konnten die überhaupt reden???), also fragte sie vorsichtig:
"Ähh, hallo, gehts dir gut?"
Der kleine Stern bewegte vorsichtig seine Spitzen.
"Ja, ich glaub schon."
Er erhob sich aus dem Kräuterbeet und schwebte näher an Neolani heran.

"Hallo, ich bin der kleine Stern. Hoffentlich hab ich dich nicht erschreckt."
"Nee", brummte Neolani und betrachtete ihr Kräuterbeet, "nur die Drachenveilchen sind hin."
"Oje, das tut mit leid, das wollte ich nicht."
"Schon gut, die sind dieses Jahr sowieso nicht so gut gewachsen. Aber sag mal, wie bist du überhaupt hierher gekommen?"
"Ich bin vom Himmel gefallen", sagte der kleine Stern.
Neolani verdrehte die Augen.
"Das hab ich auch schon gemerkt. Aber warum biste denn da runter gefallen?"
Der kleine Stern machte einen etwas verlegenen Eindruck.
"Weißt du, ich hab Menschen gezählt und da hab ich mich wohl ein bisschen zu weit vorgebeugt und dann hab ich das Gleichgewicht verloren und, naja, hier bin ich also."

Menschen zählen! Sowas! Neolani staunte. Das hatte die auch noch nicht gehört. Was es alles gab!
"Und nu?", fragte sie dann.
Der kleine Stern zuckte mit seinen Spitzen und fragte:
"Wer bist du denn eigentlich?"
"Ich bin Neolani. Ich bin ne Hexe, eine der Besten sogar. Kannste mir echt glauben."

Der kleine Stern schwebte erschrocken ein Stück zurück.
"Eine Hexe? Aber du bist doch sicher eine liebe Hexe, oder?"
"Nee!", rief Neolani, "ich bin die böseste und gemeinste Hexe der Welt. Echt wahr!"
Au weia! Der kleine Stern bekam ein bisschen Angst. Trotzdem fragte er:
"Aber du hilfst mir doch bitte wieder an den Himmel, oder? Bitte, bitte!"
Neolani tat so, als würde sie nachdenken.
"Na, ich weiß nich. Sowas nettes tu ich eigentlich nich. Helfen! Das ist bäh! Aber ich will mal ne Ausnahme machen. Das darfste aber keinem sagen, sonst bin ich erledigt."
Der kleine Stern versprach, niemals ein Wort darüber zu sagen. Neolani hob die Arme, machte ein paar geheimnisvolle Bewegungen mit den Händen und rief:

"Iesel, wisel,
Senf und Schimmel,
bring den Stern
zurück zum Himmel!"

Nichts passierte.
"Es scheint nicht geklappt zu haben", meinte der kleine Stern nach einer Weile.
"Hab mich ja auch nur erst aufgewärmt", knurrte Neolani.
"Jetzt aber!

Iesel, wisel,
Schreck und Graus,
bring den kleinen Stern
nach Haus!"

Der kleine Stern sah nach links, sah nach rechts und schaute dann Neolani an.
"Ich bin immer noch hier", meinte er.
Da setzte Neolani sich ins Gras und fing an zu heulen.
"Huäääh, so ein Mist! Drachenkacke, elende! Huääääh!"
Der kleine Stern fragte voller Mitgefühl:
"Was ist denn los? Warum weinst du denn?"
Neolani schniefte noch ein paar Mal, wischte sich die Tränen ab und murmelte:
"Du, ich muss dir was sagen. Ich bin gar nicht die beste Hexe der Welt. Ich bin noch ne ganz kleine Hexe und lern das alles erst noch. In der Hexenschule, weißte. Aber sooo gut bin ich da gar nicht. Ich glaub, ich kann dir nicht helfen."

Der kleine Stern machte große Augen.
"Du hast geschwindelt? Du, das darf man aber nicht, das ist sehr ungezogen."
Neolani sah ihn an.
"Aber Hexen müssen schwindeln, bei uns gehört sich das so. Aber das kann ich auch nicht so gut."
"Na, ich hab dir jedenfalls geglaubt", sagte der kleine Stern.
Neolani sprang auf, ihr verweintes Gesicht strahlte vor freude.
"Echt wahr?", fragte sie. Der kleine Stern nickte.
"Ja, ich hab dir wirklich geglaubt. Du bist eine tolle Schwindlerin. Aber sag mal, wie komm ich denn jetzt eigentlich zurück nach Hause?"

Neolani zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Ich bin erst auf Seite 177 im Hexenbuch. Vielleicht lerne ich später in der Hexenschule einen passenden Spruch. Und bis dahin..."
"Bis dahin bleib ich bei dir und helf dir ein bisschen beim Lernen. was sagst du dazu?", fragte der kleine Stern.
Neolani überlegte nicht lange.
"Das wär toll. So machen wir das.
So, und jetzt gehen wir in mein Hexenhäuschen und feiern."
"Was feiern wir denn?", fragte der kleine Stern neugierig.
"Na, wir feiern, dass ich so toll schwindeln kann!"
Der kleine Stern war sich zwar nicht so ganz sicher, ob man das auch noch feiern sollte, aber er wollte seine neue Freundin auch nicht enttäuschen.
"Gut", sagte er, "feiern wir."

Und das haben sie dann auch getan!
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Re: Neolani und der kleine Stern

Beitrag von Stiekel »

Liebe Phantasia,

ich habe deine niedliche Kindergeschichte gerne gelesen.

Liebe Grüße von Sabine
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Nur wer sich selber liebt ist fähig,
auch andere zu lieben.
gerhard
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Re: Neolani und der kleine Stern

Beitrag von gerhard »

Und irgendwann hat die kleine Hexe das
mit dem Stern wieder hingekriegt?
Viel Erfolg ,kleine Hexe,es muss nicht alles sofort klappen!!

Und ich hab das auch gern gelesen -süß geschrieben!!
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