Schwäbsche Eisenbahn - mal anders!

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gerhard
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Schwäbsche Eisenbahn - mal anders!

Beitrag von gerhard »

Die hübsche 37jährige Elisabeth, für die meisten Lisi, war von klein auf mit der Eisenbahn aufgewachsen:
Ihr Papa war Stationsvorsteher, ihre Mama sass am Fahrkartenschalter der selben Eisenbahnstation.
Die kleine Familie lebte im oberen Stockwerk des hübschen kleinen Bahnhofsgebäudes, und im grössten Zimmer kurvte eine
Modelleisenbahn herum.

Schon mit sechs Jahren konnte Lisi mit den kleinen Zügen nicht nur im Kreis rumfahren, sondern auch die Waggons aufs
Abstellgleis und die Lok in den Lokschuppen fahren - und mit dem kleinen Kran winzige schwarze "Kohlenstücke" in den
Tender der Lokomotive plumpsen lassen!

Und sie liebte das Lied von der Schwäbsche Eisebahne: die "Haltstatione" Schtuegert (Stuttgart),Ulm und Biberach, Meckebeure und
Durlesbach hatte sie mit ihrem Papa viele Male wirklich besucht!

Nun sass sie selbst stolz in "ihrer" Lokomotive: Und ihr Mann Klaus,Schaffner,und ihre Kinder,7 und 5,waren stolz und begeistert:
"Mama,du siehst sooo toll und sooo hübsch aus!" "Lisi" war fast 1.80 und trug "natürlich" eine schicke Uniform - und manchmal deutete
die 7jährige Marie kichernd auf die Uniformjacke,die sich über dem grossen Busen der Mama spannte: "Da gucke deine Kollege sicher gerne hin!"

Die Uniformmütze setzte Lisi keck ein bisschen schief auf ihre kurzen blonden Haare, und darunter war dann ihr strahlendes
Gesicht mit den blauen Augen und dem vergnügt schmunzelnden Mund - die schönen vollen Lippen von einem Ohr zum anderen gezogen -
zu sehen,

Und die Melodie der Schwäbsche Eisebahne - das Lied sangen Marie und ihr Bruder Heini mit der Mama sooo gern! - summend(Lisi konnte
es ,die schönen Lippen gespitzt,auch pfeifen),ging sie zu "ihrer" Lokomotive.

Als sie einen schlicht gekleideten Mann sah,der eine -Ziege bei sich hatte, konnte sie ihren Augen fast nicht trauen - schon gar nicht,
als er allen Ernstes seine Geiß - mit einem Strick hinten an den letzten Wagen band!

"Auf der schwäbsche Eisebahne wollt amal a Bäurle fahre, geht an Schalter, (am Schalter dieses Bahnhofs sass immer noch Lisis Mama,
während ihr Papa schon in Pension gegangen war und nun viel Zeit für die Modelleisenbahn hatte)lupft de Hut: "Oi Billetli,seid so gut!"
Eine Geiß hat er sich kaufet,und dass sie ihm net entlaufet, bindet sie de gute Ma hinte an die Wage na."

Lisi verdrehte die Augen und verzog den Mund: Konnte wer wirklich so doof wie in dem geliebten Kinderlied sein? Sie hatte das
doch traurige Ende des Kinderliedes gut im Kopf:dass von der Geiss nur mehr der Strick und der Kopf vorhanden waren - und
das aufgebrachte Bäurle den Ziegenkopf dem Kunduktör/Lokführer an dessen Kopf ("AUA!")warf: "So,du kannst den Schade zahle,
warum bischt so schnell gefahre? Du allein bischt Schuld dara, dass i d`Gois verlore ha!"

Mit einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht und die vollen Lippen fest zusammengepresst ging Lisi zu der Geiß - und band sie los.
Und sie führte sie an dem Strick zu einem Viehwaggon,der mit Stroh schön ausgepolstert war - und in dem die Geiß von einem Pferd
und einer Kuh erwartet wurde!

Lisi nahm ein paar Strohhalme zwischen die Lippen - die Geiß naschte ihr die Strohhalme herunter,gab ihr noch mit ihrer rauhen Zunge ein
Bussi und meckerte fröhlich!

Und weil nun die Geiß gut untergebracht war,konnte Lisi beruhigt zu "ihrer" Lok gehen!

Am "Zielbahnhof" ging das "Bäurle" zum letzten Waggon -wo war die Ziege hingekommen?
Aber da kam schon die strahlende und schmunzelnde Lisi und brachte die Geiß an ihrem Strick herbeigeführt: "Hallo,mei gute Ma,da isch
Ihre Geiß!"

Das Bäurle war erleichtert,und Lisi bekam von der Ziege noch ein dankbares Abschiedsbussi auf ihre Lippen!

"So,jetzt wär das Liedle g`sunge,´hätt euch wohl in d`Ohre g`klunge! Stosst mit uns das Liedle an von da Schwäbsche Eisebahn!"
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