Flüchtlinge

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Rani
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Registriert: Donnerstag 10. März 2016, 21:16

Flüchtlinge

Beitrag von Rani »

Die Hände, sie greifen nach der Mutter.
Um das kleine Mädchen, nichts mehr als Schutter.
Es bellen und beißen und donnern die Waffen,
während die Nationen immer weiter auseinander klaffen.

Der Boden grollt und bebt empor,
der Staub wirbelt lautlos aus ihm hervor.
Sie wirbelt herum, sie wirbelt umher,
inmitten von all diesem schrecklichen Verkehr.

Panzer rollen und donnern über die Erde,
treiben die Menschen wie eine große Herde.
Sie hört sie schreien, sie sieht sie fliehen.
Einen nach dem anderen an ihr vorüberziehen.

Suchend schreit sie nach ihrer Mutter.
Dort, wo ihr Haus stand, nichts mehr als Schutter.
Und weinend rollt die Träne über ihre Wange,
hält sie sich fest an einer eisernen Stange.

Sie greift nach der Hand, die ihr so bekannt,
schlägt mit dem Rücken am Rest ihrer Wand.
Die sanfte Hand in ihren kleinen Händen,
umgeben von den eigenen verstorbenen vier Wänden.

Da sieht sie den Vater ganz langsam kommen,
sein Bein ist verletzt und leicht verzogen.
Der Vater, er nimmt auf den Arm das kleine Kind.
Von nun an mehr, nur noch zu zweit sie sind.

Er kämpft mit den salzigen Tränen,
in den Augen hängend seine blutgetränkten Strähnen.
Er wischt den Dreck aus dem kleinen Gesicht,
und verspricht ihr, es werde bald Licht.

„Wir gehen nach Europa“, erzählt er voller Mut.
„Dort wird werden, mein Schatz, alles wieder gut.
Die Reise wird werden gefährlich und schwer,
doch die Leute sollen dort nett sein, so sehr.“

In Europa endlich angekommen,
ist ihre Sicht betrübt und verschwommen.
Misstrauen und Angst der Menschen sind deutlich zu spüren,
vom Hass und Neid sind sie so leicht zu verführen.

Der Vater wird verachtet und gehasst,
weil er sich scheinbar allein nach Europa hat gemacht.
Der Vater möchte sich verzweifelt erklären,
wenn doch nur nicht diese Sprachhindernisse wären.

In dieser Welt ohne Krieg und Waffen,
wo keine fiesen Leichen und Wunden klaffen.
Ist das kleine Mädchen für einen Moment fröhlich und heiter
und spielt mit ihren geschenkten Kuschelbären ganz leise weiter.

Als plötzlich ein Mann sie fragte wie ein wütender Stier:
Was tust du verdammt nochmal eigentlich hier?!“
Sie lässt das Bärchen lautlos fallen
und hört die Worte in ihren Ohren hallen.

Der Mann sieht vor lauter Wut nur noch Rot.
Das Mädchen ist wie ihre Mutter nun tot.
Das kleine Mädchen endlich in Europa, hier.
Das kleine Mädchen, sie war doch erst vier.
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