WEIHNACHTSDÜFTE
Es begab sich aber zu der Zeit,
dass in dem Lande, weit und breit,
Auf Christnacht hin der Glocken Schall
ertönte laut und überall.
Derweil die Glocken hell erklangen,
die Menschen Weihnachtslieder sangen,
da prangte, noch in sattem Grün,
der Christbaum still so vor sich hin.
In Kirchen und auf Plätzen
wusst´ man ihn wohl zu schätzen.
So hielt man sich an diesen Brauch
Zu Königsheim, im Pfarrhaus, auch.
Der Heilig Abend näher rückt´.
Da wurde er geschwind geschmückt
Mit Kugeln, Zapfen, Kerzen.
Der Anblick ging zu Herzen.
Zur höhern Freude schlug zu Buch:
Das Mütterlein kam zu Besuch.
Mit Susi, ihrer Katze,
fand sie sich ein am Platze.
Und alldieweil der Braten schmörgelt,
die Mutter unzufrieden nörgelt,
ist Susi aus dem Korb entwichen
und zu dem Christbaum hin geschlichen.
Freudig erfüllt vom Weihnachtsglanz
hebt Hinterpfote sie und Schwanz.
Bevor man merkt, was da geschieht,
hat sie ihn kräftig eingesprüht;
beschnüffelt froh, was sie vollbracht,
und kehrt zurück, und schnurrt und lacht.
Indes: Der Sekt im Glase zischt.
Der Braten auch ist aufgetischt.
Schon zückt man Gabel, Messer;
die Stimmung wird auch besser.
Da, plötzlich ruft die Mutter:" Ih! -
ich glaub´, so streng roch´s hier noch nie!"
Und somit war der Bann gebrochen,
man hat´s jetzt überall gerochen.
Wohin man sich, verzweifelt, wandt`,
es roch erbärmlich, penetrant.
Drum ging man nur der Nase nach;
kam so ins Weihnachtsbaumgemach.
Dort stellt´ man mit Entsetzen fest:
"Dieser Geruch gibt uns den Rest!“
`s war nicht der Stuhl, `s war nicht der Schrank:
DER CHRISTBAUM WAR´S, DER GRÄSSLICH STANK!
Und als man dann, mit letzter Kraft,
den Weg zur Tür zurück geschafft,
da hat der Sohn, still und bedacht,
dieselbe einfach zugemacht.
Der Christbaum tat nicht funkeln;
blieb eingesperrt im Dunkeln.
Ganz spitz bemerkt` die Mutter hie:
" Bisher tat Susi so was nie!"
Sie nahm sich`s arg zu Herzen.
Der Sohn versucht` zu scherzen:
Ich glaub`, die ganze Weihnachtsg`schicht`
erscheint mir jetzt in neuem Licht:
dass diese Sach´, die ehedem
geschehen ist zu Bethlehem,
wohl anders abgelaufen war:
Es hatte das hochheil`ge Paar,
das grade angekommen war,
ein schönes Zimmer im Hotel.
-- Doch das verließen sie dann schnell.
Denn dort hatt` auch schon eine Katz`
das Bett markiert, als ihren Platz.
Maria sagt, ganz frohgemut:
" Wie riecht die Luft im Stall hier gut!
Es stören Esel nicht und Rind.
Ich glaub`, hier kriege ich mein Kind!"
- SO kam das Christkind in den Stall.
" O DANKET DOCH DEN KATZEN ALL´!"
Das Mütterlein, nicht überzeugt,
wankt in ihr Bett, vor Gram gebeugt.
Der Sohn blieb stehen, angelehnt,
fast wieder mit der Welt versöhnt,
denkt er bei sich, und ringt nach Luft:
" O endlich mal - ein neuer Duft!"
Zur Susi sagt er: " Dank, mein Schatz! -
Wir nennen`s einfach "EAU DE KATZ´",
und als zu ihr er hin mal blickt,
da merkt er, dass sie gnädig nickt.
Zu all dem herrlichen Geruch
gehört wohl auch ein starker Spruch:
" UND WENN DEREINST DIE GANZE WELT
IN TRÜMMER UND ZU STAUB ZERFÄLLT:
DER DUFT VON "EAU DE KATZ", DER HÄLT!!"