Die Jagd

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Luna
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Registriert: Sonntag 24. Februar 2013, 23:43

Die Jagd

Beitrag von Luna »

Die Jagd (Kapitel 1)

Cyro drehte sich zu Rai und Caldo ohne dabei auf den Vollmond
zu achten, der hell strahlend und geheimnisvoll hoch oben
über den Baumwipfeln die Nacht der Nächte ankündigte.
"Rai, Caldo, Heute beginnt sie wieder die Jagd. Es wird gleich
beginnen", ertönte Cyros Stimme dumpf über die Anhöhe,
die sich direkt über dem dunklen fast gespenstisch
erscheinendem Blackmoore Wald erstreckte. Die Anhöhe, war
mit wabernden Nebelschwaden überzogen, die aussahen
als hätte jemand Unmengen von Zuckerwatte über das bräunliche
Gras gezogen. Man hörte den Wind, nur den Wind, der sein
immer gleichbleibendes Lied zu flüstern begann. Kein Tier war
zu hören, keine Eule, kein Kauz, der auch nur einen Laut von
sich gegeben hätte. Sie alle wussten es, schon als der Mond sich
das erste Mal am Firmament zeigte. Es war wieder die Nacht,
die Nacht der Bestrafung."Grah....ah...ah...",Cyros schmerzverzerrtes
Gesicht schimmerte im Mondlicht wie die Fratze eines Henkers
der sein Opfer schon allein durch seinen Anblick töten wollte.
Cyro warf sich auf den Boden und rammte seine Hände tief
in den Boden, der von der Feuchtigkeit matschig aufgeweicht war.
Man sah, wie er sich aufbäumte und wieder zu Boden warf. Wie
sich die Knochen in einem lauten Knirschen, dass sich nach
zerberstendem Holz anhörte, aus dem Rückgrat herausdrückten
um sich darauf gleich wieder in ihre Ursprungslage zurück
zuziehen. Cyros Hände ertasteten seinen Arm, er drückte seine
spitzen Fingernägel so tief hinein, bis die darunterliegende
Haut aufplatzte und das rohe blutige Fleisch zum Vorschein kam.
Das Blut, das im Mondlicht schimmerte wie süßer Wein,
quoll aus seinen Wunden und bildete einen dickflüssigen
roten See unter seinen Füßen. Er begann an seiner Haut zu
ziehen, so stark, dass sie unterhalb der Schulter um den Arm
herum mit einem lauten Schnalzen abriss und sich in einem
Stück mit daran haftengebliebenen Fleischfetzen bis zu den
Fingerspitzen abziehen ließ. Was darunter zum Vorschein kam,
hätte wohl einem außenstehenden Menschen sich seinen
Mageninhalt entleeren lassen. Hier war es, ein grau-braunes,
blutdurchtränktes stinkendes Fell, das den Geruch verfaulten
Fleisches wieder gab. Die drei Männer krümmten sich vor
schmerzen als sich Ihre Knochen bis zur Unkenntlichkeit
verbogen. Nun war das Geschöpf auf ein Neues geboren,
die Geißel der Menschheit, der Tot für jeden Wanderer in der
Dunkelheit, die verfluchte Seele der Nacht.

Cyro streckte seine Nase in die Luft und sog den Geruch von
frischem Moos und Tannenzapfen in sich auf. Doch da war er
wieder dieser Geruch. Er war es, der die Männer wieder zu
reisenden Bestien machen würde. Zu diesem tötenden
Monstrum, ungeachtet des eigenen Lebens, nur dazu da um
zu reißen und zu fressen.

Ohne auch nur eine Geste zu machen, hastete Cyro davon,
gefolgt von seinen zwei Begleitern. Ihre Gestalt erinnerte nur
noch sehr vage an einen Wolf. Die Anstrengung ihres Laufs
lies die Muskeln und Adern hervorquellen, als würde der
ganze Körper nur noch aus diesen bestehen. Ihr Weg führte
sie die steile mit Moos bewachsene Anhöhe hinunter,
hinein in den Blackmoore Wald. Die verkrüppelten Äste
der Bäume sahen aus wie Geisterhände, die versuchten,
einen beim Durchqueren das Waldes, zu ergreifen und
nie mehr aus ihren Fängen los zulassen. Die Kreaturen hasteten
vorbei an umgestürzten, entwurzelten Bäumen um immer
tiefer in den Wald vorzustoßen.
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