Zwelbia

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Silente2
Neugierig
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Registriert: Freitag 13. Dezember 2013, 21:26

Zwelbia

Beitrag von Silente2 »

Prolog und Kapitel 1

Vorwort
Ich möchte mich mal eines Vorwortes bedienen um vor allem den "Kurs" dieses Werkes zu erläutern. Im Fantasy-Genre anfangend wollte ich mich durch den Steampunk durcharbeitend irgendwann bei der Science-Fiction ankommen. Bis ich soweit bin ist die Science-Fiction aber wahrscheinlich schon Realität, meine Vorstellungen nehmen schon monumentale Ausmaße an, wie ich mich kenne wird es beim Schreiben aber in der Regel nur noch viel mehr. Also mal schauen, wo der Weg hinführt, wird auf jeden Fall eine Weile dauern und eine Menge Text werden.
Ach ja, gibt es in diesem Forum die Möglichkeit Spoiler zu verwenden? Fände ich anwenderfreundlicher beim Veröffentlichen der einzelnen Kapitel.


Prolog
Es war eine warme Spätherbstnacht. In drei weiteren Nächten wäre Vollmond, der Mond sandte also auch jetzt schon eine Menge Licht aus. Dieser Mondschein verursachte ein Licht- und Schattenspiel auf dem glänzenden, ansonsten pechschwarzen, Gefieder des Rabens, der hoch oben in den Lüften flog. Die ganze Welt, nicht nur des Rabens Federn, spiegelte den Kampf zwischen Licht und Schatten wieder. Die Wälder wurden noch mystischer, das Mondlicht brach sich im Nebel über den Weihern und spiegelte sich im Wasser größerer Seen. Der Wind wog in den Ähren noch nicht abgeernteter Felder und ließ die Bäume in den Wäldern ächzen. Doch dem Raben machte der Wind nichts aus, er war zu sehr ans Fliegen unter widrigen Bedingungen gewöhnt, diese Brise störte ihn nicht, im Gegenteil, er fühlte sich lebendiger und die Brise ließ ihn fühlen: die Welt war nicht stehen geblieben. Er hatte ansonsten keinen Blick für die Schönheit und Mystik der Natur, er konzentrierte sich gänzlich auf den Reiter, dem er schon seit mehreren Tagen folgte. Fast eine halbe Ewigkeit lang ritt er, seine Reise nur für kurze Pausen unterbrechend, vom Norden gen Süden und trug dabei nur ein unscheinbares Bündel, sanft gebettet in seinen Armen. Er mied größere Städte und kleinere Siedlungen würdigte er keines Blickes, auch wenn die Menschen in diesen Dörfern ihm noch lange hinterher starrten.
So näherten sie sich allmählich dem Gebirge, seine ersten Ausläufer, Hügel und kleinere Gipfel, passierend. Das Ziel der Reise konnte der Rabe nur erahnen, doch allein der Hauch dieser Vorahnung ließ ihn zittern. Die Siedlungen der Menschen wurden immer kleiner und verstreuten sich immer weiter, was nicht nur dem Umstand geschuldet war, dass der Boden immer unfruchtbarer und steiniger wurde. Fast schon bedrohlich wirkten die Berge und so wichen die Menschen ihnen instinktiv aus. Am liebsten hätte der Rabe es ihnen gleich getan, doch er musste unbedingt wissen, wohin der Reiter unterwegs, und noch viel wichtiger war, warum.
Die Stunden vergingen, der Mond über ihnen folgte seiner Bahn und die Korona der Sonne war schon am Horizont zu erkennen als der Reiter sich schließlich einem langen Tal näherte. Zu beiden Seiten türmten sich die Felsmassen zu gigantischen Bergen, die das Licht der Sonne wieder verdeckten. Die Nächte in diesem Tal waren sehr viel länger als noch in den Gebirgsausläufern. So würden die in den Bäumen und Büschen lebenden Tiere sehr viel später erwachen um ihre Nahrung zu suchen und die nachtaktiven unter ihnen würden ihr Haupt später zur Ruhe betten. Zerschnitten wurde das Tal von einem vor sich hinplätschernden und immer wieder kleine Wasserfälle passierenden Bach, dem sich immer wieder kleine Rinnsale von den Seiten aus den Felswänden kommend hinzufügten.
Für das normale menschliche Auge wären sie wohl nicht zu sehen gewesen, aber der Rabe wusste worauf er achten musste. So sah er dann auch immer wieder kleine Gestalten auf Felsvorsprüngen stehen. Keine Miene verziehend, in der einen Hand einen Speer der ihnen nur bis kurz über den Kopf ging und in der anderen einen rundlichen Schild, folgte ihr Blick dem Reiter. Lediglich von den ersten Gruppen hatte sich immer wieder einer getrennt und war hinter Felsvorsprüngen verschwunden.
Als die Sonne sich dann endlich über die Bergkuppen schob hatte der Reiter das Ende des Tals erreicht. Der Bach war mittlerweile, auf dem ganzen Weg immer kleiner werdend, gänzlich verschwunden. Links und Rechts, direkt neben den Felswänden, noch halb vom Schatten versteckt, standen weitere kleine Gestalten, welche der Reiter bemerkt haben musste. Doch er stieg von seinem Pferd und legte das kleine Bündel, das er die ganze Zeit über in seinem Armen gehalten hatte, auf einem Stein nieder. Die Zwerge, denn um solche musste es sich halte, würdigte er keines Blick.
Genau in dem Moment als er wieder auf seinem Reittier saß und es wendete schien die Sonne direkt in sein Gesicht. Der Rabe konnte erkennen, dass der Reiter spitze Ohren hatte und ihm direkt in die Augen blickte. Der Vogel erschreckte sich so sehr, dass er vergaß mit den Flügel zu schlagen. Als er fast mit dem Boden kollidierte fing er sich auf und blickte dem Reiter noch einmal hinterher. Zweifelsohne trat er seine Rückreise an. Der stille Beobachter drehte noch eine kleine Runde über das Bündel, sehend dass es sich bei ihm um ein Baby mit ebenso spitzen Ohren handelte, und machte sich dann gleichfalls an die Rückreise.


Kapitel 1
Statthalter Grimbal war von den merkwürdigen Geschehnissen schon frühzeitig unterrichtet worden. Die Wachen, die ihren Posten verließen hatten ihre Meldung gemacht und Grimbal hatte sich mit einer weiteren Wachmannschaft am Ende des Tales eingefunden. Doch der merkwürdige Reiter legte lediglich ein Bündel ab und kehrte um. An und für sich war das für die Zwerge auch besser, sie wollten weder mit den Angelegenheiten der Menschen noch mit denen der Elfen zu tun haben, denn als solchen hatte auch der Statthalter den Reiter identifiziert. Und die Zwerge wollten sich nicht nur nicht einmischen sondern auch in Ruhe gelassen werden. Doch mit der Ruhe war es augenblicklich vorbei, als Grimbal erkannte, das es sich bei dem Bündel um ein elfisches Kleinkind handelte. Warum hatte der Reiter dieses Kind hierher gebracht?
Diese Sache konnte solch weitreichenden Konsequenzen nach sich ziehen, dass er nicht allein entscheiden mochte. In der Stadt, denn dies war sein eigentlicher Aufgabenbereich, die zivile Verwaltung und nicht das Kommando über die örtlichen Streitkräfte, würde sich bestimmt ein Kindermädchen finden lassen, das Kind zu betreuen, bis entschieden war, was zu tun war. Er befahl seinen Begleitern das Kind mitzunehmen und machte sich auf den Rückweg.
Zurück im Amt erkundigte er sich nach einem Kindermädchen, welches auch schnell gefunden war, und die Wache machte sich auf den Weg, das Kind zu bringen. Grimbal selbst setzte sich an seinen Schreibtisch, eine Nachricht an seinen König schreibend. In diesem Fall wollte er die Verantwortung nicht tragen. Als er fertig war stand er auf, nahm das Blatt Papier an sich und begab sich in den Keller. Ganz am Ende des Kellergewölbes befand sich ein verschlossener Raum, zu dem nur er Zutritt hatte. Er schloss die Tür auf, nahm eine Laterne von der Wandhalterung und trat ein. Nachdem er die Tür hinter sich verschlossen hatte ließ er den Blick durch den Raum schweifen. Er war länglich, fast fünf mal so lang wie breit und links und rechts an den Wänden standen Regale, voll mit glänzenden Kupferkugeln. Er ging ans Ende des rechten Regals, auf dem bereits ein paar Kugeln fehlten, allerdings noch eine überschaubare Zahl, hatte er sie doch nicht all zu häufig nutzen müssen, und nahm eine Kugel vom Regal. Die Kugel fest in den Händen haltend begann er entgegengesetzt zu drehen, sodass sich ein vorher nicht zu erkennender Spalt öffnete und die Kugel sich aufschrauben ließ. In die nun geöffnete Kugel legte er die Nachricht und drehte sie wieder zu. Dann trat er an die der Tür gegenüberliegenden, kleinen Wand, in der sich ein Loch befand und legte die Kugel hinein. Über einen winzigen runden Tunnel würde die Kugel auf direktem Wege die Nachricht in die Hauptstadt bringen, wo sie innerhalb von einer Stunde ankäme und dem König gebracht werden würde. Einzig die Statthalter, der König und seine Berater kannten dieses System der Benachrichtigung und es war nur für äußerste Notfälle gedacht. Allerdings würde die Antwort auf sich warten lassen, musste doch ein Bote geschickt werden. Kugeln konnten schlicht und ergreifend nicht bergauf rollen. Bis die Antwort kam, was gut und gerne zwei Wochen dauern könnte, würde das Kind beim Kindermädchen verbleiben und Grimbal würde seinem Tagesgeschäft nachgehen.

Orat war mit seinem zweiunddreißig Jahren zwar enorm jung für einen Zwerg, aber auch sehr ambitioniert, sodass er es schon bis zum direkten Unterstellten des Königs gebracht hatten. Jedes Jahr wurden nur drei Zwerge neu eingestellt und es wurde im ganzen Königreich nach geeigneten Kandidaten gesucht. Seine Arbeit war mehr als gut bezahlt und er hatte seine Eltern mehr als stolz gemacht, doch seit seinem Dienstantritt war nichts Spannendes mehr passiert. Gut drei Wochen saß er jetzt schon tief in den Kellergewölben des Palastes während seine beiden ebenfalls neu eingestellten Kollegen eine Militärausbildung genossen. Zwei von drei Angestellten wurden zu Leibwachen des Königs, das letzte Drittel war als Dienerschaft eingestellt oder besetzte Posten die Verschwiegenheit voraussetzten. Und genau auf solch einem Posten war Orat gelandet und wartete jetzt Tag ein Tag aus das aus einer der großen Städte des Reiches eine Nachricht eintraf. Doch alles war ruhig, viel zu ruhig für den Geschmack Orats. Wenn es so weiterginge würde er in diesem Kellerloch bis an sein Lebensende vergammeln ohne Chance seine Fähigkeiten zu beweisen.
Doch plötzlich hörte er ein merkwürdiges Schaben und er konnte zunächst nichts damit anfangen, bis dann aus einer der unzähligen Röhren, die aus den Wänden ragten, eine Kugel rollte und in der Mitte des Raumes in einen Korb plumpste. Orat erhob sich, um die Kugel in Empfang zu nehmen, wagte es aber nicht zu hoffen, dass etwas Spannendes passiert war oder er Teil davon werden könnte. Dem Protokoll folgend nahm er dann die Kugel an sich, welche auf ihrer Außenseite den Namen der Stadt aus der sie kam eingraviert hatte, öffnete sie und entnahm die Nachricht, um sie, sich an sein Pult setzend, abzuschreiben. Als er fertig war legte er das Original zurück in die Kugel, schraubte sie wieder zu und verließ den Raum durch eine von zwei Türen, das Archiv betretend. Wie in einem Weinkeller reihte sich hier Regal an Regal, Nachrichten aus zwölf Jahrtausenden lagerten hier. Die Regale waren in verschiedenen Reihen angeordnet, jede für eine Stadt. Als er endlich die Reihe fand, die er suchte begann er sie abzuschreiten, denn jetzt musste er das Regal des amtierenden Statthalters erreichen, denn von einer Suche konnte nicht mehr die Rede sein, waren die ehemaligen Statthalter chronologisch sortiert und er brauchte nur bis zum neuesten Regal zu gehen. Nachdem er die Kupferkugel deponiert hatte ging er zurück zu seinem eigentlichen Arbeitsraum, nahm die abgeschriebene Nachricht vom Podest und nahm sich jetzt die Zeit sie zu lesen, hatte er sie vorher ohne groß nachzudenken nur notiert.

Ein elfischer Reiter hatte ohne Kontaktaufnahme ein elfisches Kleinkind niedergelegt.
Es wird um Anweisung zum weiteren Verfahren erbeten, bis zum Eintreffen ebenjener
verbleibt das Kind bei einem erfahrenen Kindermädchen.

Gezeichnet Statthalter Grimbal


Auf den ersten Blick machte diese Mitteilung auf Orat keinen sonderlich spannenden Eindruck, aber er hatte auch nie wirklich aufgepasst, wenn es in der Schule um die anderen Völker ging und wusste daher auch nicht über die Beziehungen der Zwerge zu den Menschen und Elfen Bescheid. Seine Aufgabe war es nun allerdings diese Nachricht seinem König zu überbringen, dem er bis jetzt noch nie begegnet war. Generell kamen nur wenige Zwerge in den Genuss des Privilegs ihren König einmal zu treffen, war er doch seit dem verfrühten Tod seines Sohnes vor nun mehr vierzig Jahren sehr verschlossen und verließ den Palast fast gar nicht mehr. Doch nicht nur er besuchte so gut wie keine öffentlichen Veranstaltungen mehr, seine Gemahlin tat es ihm gleich. Seitdem war es im Zwergenkönigreich zum Stillstand gekommen, es waren keine neuen Gesetze erlassen und keine Reformen eingeführt worden und die Außenpolitik war so gut wie eingefroren, man hatte alle Botschafter aus den Menschenkönigreichen und vom elfischen Hof zurückgerufen.
All dies bedenkend machte sich Orat auf den Weg zu den königlichen Gemächern, einige Zwerge in ebenso tiefblauer Dienstkleidung passierend, wie er sie selbst trug. Auch die Wachen, die immer wieder an neuralgischen Punkten stationiert waren trugen unter ihrer Rüstung ein tiefblaues Wams und das Wappen ihrer Schilde war mit tiefblauen und aufwendigen Mustern und dem Wappen des Königs verziert. Blau war schon seit es die zwergische Monarchie gab die Farbe der Könige und davor die Farbe der Fürsten und reichen Leute, war ihre Gewinnung aus Lapislazuli enormst aufwendig und teuer und und das Mineral äußerst selten.
Orat war auch Wochen nach seinem Dienstantritt immer noch berauscht von all dem Reichtum und Überfluss der am Königshof herrscht, auch wenn kein Zwerg im Königreich ohne Dach über dem Kopf und Essen leben musste. Sein eigener familiärer Hintergrund war eher bescheiden, waren seine Eltern nur ganz einfache Getreidebauern, was seine Aufnahme in den Diensten des Königs um so erstaunlicher machte.
Endlich erreichte er die Privatgemächer des Königs, in denen er sich um diese Zeit des Tages aufhalten würde, deren Portal links und rechts von je sechs Wachen flankiert wurde. Orat klopfte dreimal, um dann mit gesenkten Kopf einzutreten, genau wie man es ihm gelehrt hatte. Die Tür hinter sich schließend wartete er schweigend rechts neben dem Eingang. Die Zeit schien nicht zu vergehen, bis er schließlich angesprochen wurde. Er vernahm lediglich ein „Ja?“, die Erlaubnis endlich den Blick heben zu dürfen. Vor ihm stand ein unglaublich alt aussehender Zwerg in einem einfach Gewand gekleidet, dessen Bart schon fast den Boden berührte. Orat brachte es lediglich zustande „Nachricht aus Walliun“ zu sagen und mit zittrigen Händen den Zettel zu überreichen. „Nervös?“ fragte der Monarch, ein Schmunzeln in seinem Bart zeigend. Orat wusste absolut nicht, ob er antworten sollte oder nicht, und während er noch grübelte wandte sich der König um, die Nachricht lesend und winkte zur Tür, das Zeichen, dass er entlassen war. Leise drehte er sich um, öffnete die große Flügeltür, verließ die Gemächer und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Arbeitsplatz. Das war es dann wohl mit der Spannung für Orat.
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