Lustiges vom Wochenmarkt

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Folptetius
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Lustiges vom Wochenmarkt

Beitrag von Folptetius »

Lustige Begebenheiten vom Wochenmarkt.
Das Frühjahr hatte in reichlichem Ausmass seine Vorboten ins Land geschickt. Es schien so, als könnte man sich endgültig von der wärmenden Winterkleidung verabschieden und stattdessen etwas farbenfrohes, etwas Leichteres auswählen.
Es war ein Samstag, die Umwelt zeigte sich ausgesprochen freundlich, was durch den strahlenden Sonnenschein ungemein hervorgehoben wurde.
Der Blick in den bis dahin recht trostlos anzusehenden Vorgarten bestärkte mich, an diesem schönen Vormittag auf dem Wochenmarkt einige Farbtupfer, ein paar blühende Pflanzen zu erwerben. Zielstrebig steuerte ich auf einen mir bekannten Stand zu, wo ich bereits im Vorjahr meinen Gartenbedarf getätigt hatte.
Es war schon eine recht umfangreiche Auswahl vorhanden, deren Farbenpracht die Augen zu betören schien. Der Duft, der diesen Marktstand umgab, der Dunst von frisch getränkter Erde, vermischt mit dem Atem des jungen Blattgrüns, erweckte grossen Tatendrang.
Durch die Lücken der anstehenden Kunden hindurch, hatte ich meinen Blick bereits auf die kleinen, blauen und gelben Hornveilchen gelenkt, welche in vorzüglicher Anordnung der Kundschaft präsentiert wurden.
Während ich nun einen Platz in der vorderen Reihe einnehmen konnte, und meine Auswahl an Pflanzen getroffen hatte, die ich gerne erstehen wollte, entschied sich ebenfalls eine Dame neben mir für den Kauf von Hornveilchen. Sie schien jedoch noch etwas unentschlossen, nahm diese und jene Pflanze in Augenschein, um den kleinen Blumentopf dann doch wieder zurückzustellen. Meine Bedenken, sie könnte sich für die von mir ausgewählten Blumen entscheiden, waren sogleich zerstreut, denn eine weitere Verkäuferin wandte sich mir zu, um nach meinem Wunsch zu fragen. Meine ausgewählten Pflanzen in blau und gelb wurden bereitgestellt, um diese für den Transport in Papier einzuschlagen.
Die Dame neben mir haderte offenbar immer noch mit der Auswahl, indem sie sich nach der Haltbarkeit, nach der Frostbeständigkeit der Pflanzen erkundigte, denn es stünden immerhin noch die Eisheiligen bevor. Die Verkäuferin entkräftete jedoch diese wohl berechtigte Frage, indem sie die Beständigkeit der Pflanzen gegen unverhoffte Wettereinflüsse hervorhob. Mit unbekümmerter Mimik auf dem Gesicht und wohl in aufheiternder Absicht, beugte sie sich über den Verkaufstisch und fügte hinzu, ...wenn sie aber ganz sicher gehen wollen, dann stecken sie ein Hustenbonbon in die Erde, sodass den Hornveilchen nichts geschehen kann.
Das Einpacken meiner Pflanzen wurde unterbrochen, denn meine Verkäuferin konnte sich eines verhaltenen Lachens nicht erwehren, welches auch auf mich überging.
Die unentschlossene Dame nickte daraufhin stumm bejahend mit dem Kopf und kaufte Hornveilchen.
Ich entrichtete meinen Obolus und verliess immer noch erheitert über diese Begebenheit den Blumenstand.
Nun befand ich mich wieder mitten im Gewusel des Markttreibens. Es gab den unverkennbaren Duft von Südfrüchten, frisches Popcorn sowie der Duft von geräucherten Makrelen. Jetzt sah ich an einem Verkaufswagen in grossen Lettern geschrieben, dass hier Wurstwaren aus dem Schaumburger Land angeboten werden. Es war der Duft von frisch geräucherter Ware, der mich in die Traube der wartenden Kundschaft eintauchen ließ. Je näher ich nach vorne trat, so konnte ich eine überaus freundliche Atmosphäre wahrnehmen, die sich in vollem Umfang auf die Kundschaft übertrug. Es musste wohl die Seniorchefin sein, welche das Szenarium im Verkaufswagen beherrschte.
Es war eine schlanke, quirlige ältere Dame mit freundlichem Gesicht, welchem eine reizende Goldbrille einen sehr besonderen Charakter verlieh. Sie trug eine regional übliche Tracht, deren Anblick schon sehr sehenswert war. Als ich an der Reihe war, und meine Blicke wie verirrt über das Angebot huschten, war ich in ein angeregtes Gespräch mit der Schaumburgerin verwickelt. Ihr war offenbar mein Interesse an ihrer Tracht nicht entgangen, sodass sie mir unvermittelt die Bedeutung des Halsschmuckes erklärte. Dabei deutete sie mit dem scharfen Schlachtermesser auf das grosse Amulett ihrer Halskette. Ehe ich mich versah, wurde mir eine Kostprobe gereicht, um von der Qualität überzeugt zu sein. Sie fügte noch lachend hinzu, dass es eben im Schaumburger Land nur gute Sachen gibt.
Ausserdem sprechen wir in Schaumburg drei Sprachen, sagte sie beiläufig, was mich wiederum verblüffte.
Jaaa, sagte sie, wir sprechen Hochdeutsch, Plattdeutsch und...über andere Leute. Es folgte ein herzliches Lachen, was sogleich auf die ganze Umgebung übergriff. So hatte ich nun zahlreiche Kostproben genossen und wegen des Wohlgeschmacks von allen Sachen etwas geordert. Zu Hause angekommen erzählte ich von den erheiternden Dingen, die ich auf dem Markt erlebt hatte und wir haben gemeinsam noch einmal herzhaft über die lustigen Aussprüche gelacht. Der fette Speck aus dem Schaumburger Land, mit seinem hervorragendem Geschmack, der vom Räuchern mit Buchenholz erzeugt wurde, der wurde erst einmmal recht weit im Hintergrund verstaut, denn zu besagter Zeit war eine Gewichtsreduzierung aktuell. Dennoch wurde dieses wohlschmeckende Produkt von Tag zu Tag, in aller Heimlichkeit immer weniger.
Die Hornveilchen haben sich zu kräftigen Pflanzen entwickelt, deren leuchtende Farbe eine wahre Freude verbreitet.
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