Großspurige Träumereien eines Kleinkarierten anlässlich einer Kunstausstellung auf dem Lande
Die Sonne scheint, die Bienchen summen;
Vom Wandern tut der Kopf mir brummen.
Die Beine tun mir auch schon wehe.
Ich hoffe, dass dies bald vergehe.
So will ich, ohne viel Bedenken,
den Schritt nach Renquishausen lenken,
wo im bekannten Bürgerhaus
berühmte Künstler stellen aus.
Und als die Treppe ich erklommen,
und bei den Bildern angekommen,
wollt´ ich noch krönen den Besuch
mit einem Blick ins Aufsichtsbuch.
Was les´ ich da? - „ Zur Finissage
Nur Sekt. „ --- Das bringt mich arg in Rage.
Nicht einmal ein belegtes Brot?
Das klingt doch sehr nach Geiz und Not!
Falls nicht zum Trinken ist der Sekt,
was wird dann wohl damit bezweckt?
Will man zur Ausstellung uns laden,
damit wir dort in Sekten baden?
Da packt mich ein furchtbar Grausen:
ORGIEN - - - IN RENQUISHAUSEN ???
Hilf, Herr, dass derlei statt nicht fände,
denn das wär dann der Welten Ende !
Doch will ich mich beruhigen lassen;
Die schrecklich´ Furcht, sie soll verblassen.
Will jetzt fröhlich auch beginnen,
den Gedanken fortzuspinnen.
Gelegentlich hört man ja sagen:
Mit Sekt könnt´ Leiden man verjagen.
Drum woll´n wir uns nicht lange zieren,
und dies mal richtig ausprobieren!
Bringt Sekt herbei in rauen Massen,
in Tonnen, Fässern, Flaschen, Tassen!
Und lasst ihn in die Wanne fließen;
dreiviertelvoll sollt Ihr sie gießen!
Und so sei dies Projekt begonnen!
Mal seh´n, ob durch die Wannenwonnen
der Sekt hier in der Badewanne
den Schmerz aus meiner Wade banne.
Wie köstlich Sekt uns doch erfrischt! -
Wenn prickelnd er am Leibe zischt,
um an der Haut sich auszutoben.
Indes der Geist entschwebt --- nach oben.
Merkt die Gedanken, wie sie fliegen:
Der Ort soll uns am Herzen liegen.
Auf dass von nun an alle Zeit
Berühmt er werde, weit und breit.
Und klar jetzt, was der Spruch bezweckt,
„ Zur Finissage gibt´s nur Sekt „ :
LASST KRANKHEIT FAHREN, SCHMERZEN SAUSEN,
ZUR KUR KOMMT --- NACH BAD RENQUISHAUSEN !!!
Dort soll Euch helfen die Natur.
- Doch nicht nur Sekt gehört zur Kur. –
Auch andre alte Therapien,
Von der Schulmedizin verschrien,
Als da Bachblüten sind, Aromen,
auch Egel soll´n da gut bekommen.
Wenn das nichts hilft, dann wird vonnöten
Finale Therapie: Das Beten.
Werft von Euch Zipperlein und Bresten.
Hier helfen Euch am allerbesten
Die Herrn vom Direktionsbureau:
Doctores Nepp und Platze-Beau.
Drum, Gäste, kommt herbei in Massen!
Hier wird man Euch zur Ader lassen!
Und seid Ihr dann total erschöpft,
werdet zum Schluss Ihr noch geschröpft!