Eine Radiosendung zum Gedenken an die Shoah!
Verfasst: Mittwoch 15. Januar 2020, 15:57
Hallo,Guten Abend,liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!
Ich heisse Lukas,ich bin 14 Jahre alt und habe mit Freunden an unserer Schule diesen Radiosender gegründet.
Weil bald wieder der 27.Jänner,der Internationale Jahrestag der Shoa,ist, wird diese Radiosendung diesem
Thema gewidmet sein.
Ich selbst und meine Geschwister sind auch Juden,weil unsere Mutter Jüdin ist -und nach der jüdischen
Tradition ist man dann Jude,wenn man eine jüdische Mutter hat.
Meine Gäste sind heute meine Mamme und meine Bobe(=Oma auf Jiddisch),und die werde ich euch jetzt
vorstellen: Sarah,möchtest du selbst etwas über dich sagen?
"Ja,das möchte ich! Zunächst darf ich euch mit"Shalom" begrüssen. Ich heisse Sarah,ich bin 67 Jahre und wurde
in Tel Aviv geboren. Meine Eltern,die in Wien zur Welt gekommen sind, bekamen glücklicherweise ein Visum
für England,und von dort sind sie nach Palästina gereist.
Mein Mann,der vor einem Jahr gestorben ist, hatte ein sehr tragisches Schicksal: als er,er wurde 1940 geboren,
2 Jahre alt war,hatte er keinen Menschen ausser seinen Eltern -und die kamen nach Auschwitz.
Glücklicherweise hat ihn eine wirklich christliche Familie aufgenommen. Die hatte selbst zwei Kinder,und so hielt
sie ihn bis zum Kriegsende verborgen,aber versorgte ihn mit. Später setzten sich seine liebevollen Pflegeeltern
sehr mit dem Judentum auseinander,sodass sie ihm alles,was ein Jude über seine Religion und seine Traditionen
wissen muss,beibringen konnten.
Unsere Tochter,Ruth,kam 1980 zur Welt,sie hat noch zwei jüngere Geschwister,Rahel und Tobias.
Leider leben diese Pflegeeltern nicht mehr,aber zu den beiden "Geschwistern" meines Mannes haben wir
immer noch einen sehr guten Kontakt."
Ruth: "Als ich meinen Mann kennenlernte,teilte er mir sehr bald mit,dass die Eltern seiner Mutter im KZ gewesen
waren: sein Opa,weil er als Hausmeister an der Universität dort Juden versteckt hatte,seine Oma,weil sie
als evangelische Pfarrkuratorin sehr kritisch den Mund aufgemacht hatte.
Auch im Frauen-KZ bzw.in Dachau haben sie Möglichkeiten gefunden,anderen Menschen dort zu helfen.
Sie haben ihre Tochter zu Engagement und Selbstbewusstsein und,vor allem,zu viel Mitgefühl erzogen - sie
arbeitet im Frauenhaus. Und mein Mann ist seit langem bei Amnesty.
Für meine Schwiegermutter ist ihre Freundin sehr wichtig:als sie und Sigrid noch kleine Mädchen waren,
da waren Sigrids Eltern bei denen meiner Schwiegermutter eingeladen - und leider fiel Sigrids Vater nichts
Besseres ein, als Gaskammern usw.zu bestreiten -so,wie ja viele das Leugnen dieser Verbrechen für Meinungsfreiheit
halten -und zu sagen,es sollten "die" endlich"damit aufhören" -womit er natürlich die Opfer der Shoa meinte.
Und die kleine Sigrid tat etwas enorm Gewitztes:sie fragte ihre Eltern:"Habt ihr nicht noch etwas Wichtiges vor?"
Sie gingen wirklich hinaus,von ihrer kleinen Tochter raffiniert hinauskomplimentiert. Und alle waren auf
Sigrid sehr stolz!
Ich engagiere mich schon seit meiner Teenagerzeit im Jüdischen Gemeinschaftshaus,in dem verschiedene soziale
Einrichtungen untergebracht sind. Sehr wichtig ist es mir,mich für "Behinderte" einzusetzen,was in der
jüdischen Tradition nicht selbstverständlich ist: du wirst selbst die Bibelstellen kennen,wo von den
"Aussätzigen" die Rede ist,und die Stellen,wo Jesus Lahme und Blinde heilt und gefragt wird,welche Sünden
die begangen hätten: Krankheit und Behinderung als"Strafe Gottes".
Aber ich nehme eine mögliche Verletzung einer "Tradition" -"die" sind"Aussätzige" und "unrein"! -in Kauf,wenn
ich dadurch Menschen helfen kann. Und es ist wunderschön,wenn etwa ein 14jähriger,der nichts selbständig
tun kann,aber es fühlt,wenn jemand liebevoll zu ihm ist,mich dann mit strahlenden Augen ansieht und
mir ein ungeschicktes Bussi gibt!"
Sarah:"Und von mir bekommst du dafür einen nicht ungeschickten Kuss!"
Lukas: "Ich danke euch für das,was ich von euch gehört habe,und ich darf auch allen Zuhörerinnen und Zuhörern
nochmals "Shalom"wünschen!"Und noch kurz eine chassidische Weisheit:da kommt wer zum"Wunderrabbi" und
fragt ihn,ob der ihm alle Weisheit beibringen könne,während er auf einem Bein steht: Ja,sagt der Rabbi.
Behandle andere so,wie du behandelt werden möchtest! Das ist die ganze Weisheit,alles andere
ist die Auslegung!"
Die Sendung klingt mit jiddischer Musik aus.
Ich heisse Lukas,ich bin 14 Jahre alt und habe mit Freunden an unserer Schule diesen Radiosender gegründet.
Weil bald wieder der 27.Jänner,der Internationale Jahrestag der Shoa,ist, wird diese Radiosendung diesem
Thema gewidmet sein.
Ich selbst und meine Geschwister sind auch Juden,weil unsere Mutter Jüdin ist -und nach der jüdischen
Tradition ist man dann Jude,wenn man eine jüdische Mutter hat.
Meine Gäste sind heute meine Mamme und meine Bobe(=Oma auf Jiddisch),und die werde ich euch jetzt
vorstellen: Sarah,möchtest du selbst etwas über dich sagen?
"Ja,das möchte ich! Zunächst darf ich euch mit"Shalom" begrüssen. Ich heisse Sarah,ich bin 67 Jahre und wurde
in Tel Aviv geboren. Meine Eltern,die in Wien zur Welt gekommen sind, bekamen glücklicherweise ein Visum
für England,und von dort sind sie nach Palästina gereist.
Mein Mann,der vor einem Jahr gestorben ist, hatte ein sehr tragisches Schicksal: als er,er wurde 1940 geboren,
2 Jahre alt war,hatte er keinen Menschen ausser seinen Eltern -und die kamen nach Auschwitz.
Glücklicherweise hat ihn eine wirklich christliche Familie aufgenommen. Die hatte selbst zwei Kinder,und so hielt
sie ihn bis zum Kriegsende verborgen,aber versorgte ihn mit. Später setzten sich seine liebevollen Pflegeeltern
sehr mit dem Judentum auseinander,sodass sie ihm alles,was ein Jude über seine Religion und seine Traditionen
wissen muss,beibringen konnten.
Unsere Tochter,Ruth,kam 1980 zur Welt,sie hat noch zwei jüngere Geschwister,Rahel und Tobias.
Leider leben diese Pflegeeltern nicht mehr,aber zu den beiden "Geschwistern" meines Mannes haben wir
immer noch einen sehr guten Kontakt."
Ruth: "Als ich meinen Mann kennenlernte,teilte er mir sehr bald mit,dass die Eltern seiner Mutter im KZ gewesen
waren: sein Opa,weil er als Hausmeister an der Universität dort Juden versteckt hatte,seine Oma,weil sie
als evangelische Pfarrkuratorin sehr kritisch den Mund aufgemacht hatte.
Auch im Frauen-KZ bzw.in Dachau haben sie Möglichkeiten gefunden,anderen Menschen dort zu helfen.
Sie haben ihre Tochter zu Engagement und Selbstbewusstsein und,vor allem,zu viel Mitgefühl erzogen - sie
arbeitet im Frauenhaus. Und mein Mann ist seit langem bei Amnesty.
Für meine Schwiegermutter ist ihre Freundin sehr wichtig:als sie und Sigrid noch kleine Mädchen waren,
da waren Sigrids Eltern bei denen meiner Schwiegermutter eingeladen - und leider fiel Sigrids Vater nichts
Besseres ein, als Gaskammern usw.zu bestreiten -so,wie ja viele das Leugnen dieser Verbrechen für Meinungsfreiheit
halten -und zu sagen,es sollten "die" endlich"damit aufhören" -womit er natürlich die Opfer der Shoa meinte.
Und die kleine Sigrid tat etwas enorm Gewitztes:sie fragte ihre Eltern:"Habt ihr nicht noch etwas Wichtiges vor?"
Sie gingen wirklich hinaus,von ihrer kleinen Tochter raffiniert hinauskomplimentiert. Und alle waren auf
Sigrid sehr stolz!
Ich engagiere mich schon seit meiner Teenagerzeit im Jüdischen Gemeinschaftshaus,in dem verschiedene soziale
Einrichtungen untergebracht sind. Sehr wichtig ist es mir,mich für "Behinderte" einzusetzen,was in der
jüdischen Tradition nicht selbstverständlich ist: du wirst selbst die Bibelstellen kennen,wo von den
"Aussätzigen" die Rede ist,und die Stellen,wo Jesus Lahme und Blinde heilt und gefragt wird,welche Sünden
die begangen hätten: Krankheit und Behinderung als"Strafe Gottes".
Aber ich nehme eine mögliche Verletzung einer "Tradition" -"die" sind"Aussätzige" und "unrein"! -in Kauf,wenn
ich dadurch Menschen helfen kann. Und es ist wunderschön,wenn etwa ein 14jähriger,der nichts selbständig
tun kann,aber es fühlt,wenn jemand liebevoll zu ihm ist,mich dann mit strahlenden Augen ansieht und
mir ein ungeschicktes Bussi gibt!"
Sarah:"Und von mir bekommst du dafür einen nicht ungeschickten Kuss!"
Lukas: "Ich danke euch für das,was ich von euch gehört habe,und ich darf auch allen Zuhörerinnen und Zuhörern
nochmals "Shalom"wünschen!"Und noch kurz eine chassidische Weisheit:da kommt wer zum"Wunderrabbi" und
fragt ihn,ob der ihm alle Weisheit beibringen könne,während er auf einem Bein steht: Ja,sagt der Rabbi.
Behandle andere so,wie du behandelt werden möchtest! Das ist die ganze Weisheit,alles andere
ist die Auslegung!"
Die Sendung klingt mit jiddischer Musik aus.