Henry und Beryl - im Schatten des Hundes von Baskerville

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gerhard
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Henry und Beryl - im Schatten des Hundes von Baskerville

Beitrag von gerhard »

Sir Henry Baskerville sass in seinem Zimmer im Schloss. Der kleine stämmige Mann mit dem energischen Gesicht war seit dem schrecklichen Tod seines Onkels Sir Charles der Herr von Baskerville Hall:dem Schloss,das von verkrümmten Bäumen umgeben war und an die unheimliche Moorlandschaft grenzte.

Ausgerechnet ein Verwandter,der Sohn eines seiner Onkel -es hatte drei Brüder,Charles,Henrys längst verstorbenen Vater und Roger,das scheinbar verschollene „schwarze Schaf“der Familie,gegeben - hatte Sir Charles ermordet und auch Henry zu ermorden versucht! Dieser Verwandte,ein Sohn von Roger,hatte die Familienlegende über den Schwarzen Höllenhund,der vor vielen Jahrhunderten den gottlosen,grausamen Sir Hugo getötet hatte,für seine finsteren Pläne benutzt.

Und zwei von ihm abhängige Frauen,von denen die eine aus Costa Rica stammte:
(die andere Frau,Laura Lyons,lebte nach der Trennung von einem gewalttätigen Mann
in prekären Verhältnissen,brachte sich mit Schreibarbeiten mühsam grad durch und bekam nur
von Sir Charles Hilfe -weshalb sie dazu benutzt wurde,den alten und herzleidenden Mann ans Gatter hin
zum Moor zu locken -wo der „Monsterhund“bereitstand!)

Beryl,geborene García:Wo mochte sie nun sein? Henry würde den Tag,an dem er sie das erste Mal gesehen hatte,nie vergessen:
Groß,schlank,eine stolze Erscheinung, mit ihrem dunklen Haar,ihrem perfekt ebenmäßigen Gesicht,den lebhaften dunklen Augen,den schönen,sinnlichen Lippen,dem nicht sehr großen,aber wundervollen Busen.
Temperamentvoll,feurig,leidenschaftlich.

Oh,wie sehr er sie immer noch liebte!
Aber hatte sie ihn auch wirklich geliebt?

Während Sir Henry grübelte und grübelte,wurde an die Tür seines Zimmers geklopft.

Es war Barrymore,der Butler,der zusammen mit seiner Frau schon Sir Charles
gedient hatte: ein großer stattlicher Mann mit einem blassen,ungewöhnlich schönen Gesicht
und einem dunklen Vollbart. Der Bruder seiner Frau war ein Verbrecher,
ein abartiger Mörder,der sich nach der Flucht aus dem Zuchthaus am Rande des Moors in diesem versteckt hatte-
und den Barrymore und seine Frau heimlich mit allem
Lebenswichtigen versorgt hatten.
Der grausige Tod dieses Mörders - von einem fürchterlichen schwarzen Hund getötet,weil er Kleidung,die Sir Henry den
Barrymores geschenkt hatte,getragen hatte -war für seine Schwester ein Schmerz,aber dennoch für das Butler/Haushälterin-Paar auch eine Befreiung gewesen!

„Ja,Barrymore?“ „Es ist Besuch für Sie da,Mylord! Es ist sie!“

Wenig später trat sehr zögernd eine schöne,aber verhärmt aussehende Frau ein und setzte sich nach einer einladenden Handbewegung des ziemlich fassungslosen Henry schüchtern auf einen Stuhl,auf dem sie sehr nervös herumrutschte,während sie eine Strähne ihres prächtigen dunklen Haares,in dem einzelne graue Strähnen zu sehen waren,aus dem schönen,bleichen Gesicht strich und an ihren schöngeformten vollen Lippen knabberte:
„Oh,Henry,ich,ich weiß nicht,wie ich beginnen soll!“

Sir Henry stellte sich,die Arme verschränkt,vor die nach wie vor bildschöne,aber sehr gedrückt wirkende Beryl und sagte mit unbewegtem Gesicht düster:“Ich möchte,Mrs.Stapleton,dass Sie mit der Wahrheit beginnen!“

„Mrs.Stapleton! So musste ich nach dem Willen Jacks heißen,so wie ich zuvor Vandeleur heißen musste! Eigentlich könnte auch ich Baskerville heißen.Du weißt...“
Nach einem scharfen Blick Henrys,der die schöne verzweifelte Frau zu durchbohren
schien,biss sich Beryl so fest auf die Lippen,
dass ein bisschen Blut kam:

„SIR HENRY! Ich kann verstehen,sooo gut verstehen,dass SIE nicht wollen,dass ich Henry sage,und dass SIE nicht Beryl sagen wollen!“
Je eine Träne lief aus den wunderschönen Augen,in denen in diesem Moment kein Feuer und keine Leidenschaft,sondern tiefe Traurigkeit war,und Beryl legte eine Hand auf ihre schöne bebende Brust.
Erst jetzt bemerkte Henry,wie schlicht die sonst(früher??) so elegante junge Frau angezogen war.

„Ich habe sehr bald begreifen müssen,dass Jack mich NIE geliebt hat! Er wollte immer nur eines,“sein“ Erbe,und alle Menschen,mich inbegriffen,hat er nur benutzt!“(Beryl sollte als“schöner Lockvogel“dienen -niemals hätte Jack mit einer wirklichen gefühlsmäßigen Beziehung zwischen ihr und Henry gerechnet!!)

Beryl sprach ein gutes Englisch,aber sie lispelte etwas.
Ihre Stimme war heute sehr leise,und heute war auch deutlich ein spanischer Akzent zu hören:
„Jack war wirklich ganz und gar ein Nachfahre,nein,ein Wiedergänger des schrecklichen Hugo Baskerville,der nach einer grausamen Untat,dem Verschleppen und Vergewaltigen einer jungen Frau,der Legende nach von dem schwarzen Hund von Baskerville getötet und so für seine Schlechtigkeit bestraft wurde. Es heißt ja,die junge Frau wäre tot dagelegen,während daneben der riesige Höllenhund die Kehle des Unseligen zerfleischte.

Als wir nach Großbritannien kamen,gründete er eine Schule und gab uns den Namen Vandeleur.
Er wurde zu einem berühmten Schmetterlingssammler und Experten,und eine Art wurde von ihm entdeckt und erstmals beschrieben! Aber heimlich verließ er immer wieder die Schule - um Verbrechen und Morde zu begehen!

Dann schließlich landeten wir im Moor und erwarben ein Haus:und wir wurden als Mr.Stapleton,bester Kenner des Moores,von dem er jeden Fußbreit erforschte,und dessen Schwester bekannt! Er erwarb in London diese riesige schwarze Bestie,die dann den unglücklichen Sir Charles,IHREN Onkel,zu Tode hetzte - und mit dessen Hilfe er auch dich/Dios Mios:SIE ermorden wollte!
Und er gab dem Hund,den er mit Phosphor bestrich,ein grauenhaftes Aussehen:das eines Geisterhundes,aus dessen Maul,Kopf und Fell Flammen lodern!

Dann lernten wir uns kennen! SIE entbrannten in Liebe zu mir,und ich,ich liebte sehr rasch SIE!Oh,wie gern ich mich IHNEN hingegeben hätte! SIE haben damals nicht verstanden,warum ich mit Ihnen spazierenging,warum Jack und ich hierher nach Baskerville Hall auf Besuch kamen und SIE -Dios Mios,wie weh mir dieses SIE tut!- in unser Haus einluden,aber IHREN Versuch,mich zu umarmen und zu küssen,abwehrte!

Und dabei sehne ich mich sooo sehr nach IHREN Umarmungen und Küssen! Und nach noch mehr! Weil ich noch NIE zuvor mit einem Mann zusammen war,der mich wirklich liebte!

Ich bin sooo unendlich glücklich,dass der Mordversuch auf SIE nicht gelungen ist,dass der geniale Mr.Sherlock Holmes,sein getreuer Dr.Watson und der freundliche Inspektor Lestrade von Scotland Yard den Mord verhindern konnten!
Dann war das tierische Ungeheuer tot und bald auch das viel grausamere „menschliche“- Jack,der
mich und andere benutzte,der mich misshandelte und mit der Peitsche schlug,der mich mit dieser Mrs.Lyons -die er ebenso nur benutzte! - betrog! Jack liegt nun für alle Zeit im schaurigen Moor begraben!

Und hier vor DIR sitzt seine Witwe,ein unglückliches Bündel Mensch mit einem blutenden Herzen,das auf der ganzen Welt nur für einen einzigen Menschen schlägt!“

Henry war längst auf einen Stuhl gesunken und blickte Beryl unverwandt an.
Sein energisches Gesicht war wie ausdruckslos,aber in seinen Augen zeigten sich alle nur möglichen Gefühle,die Gefühle eines leidenschaftlichen Mannes,der dem Namen nach ein Baronet und englischer Schlossherr - Sir Henry Baskerville!- ,in seinem Inneren der energische Selfmademan, der sich in Kanada emporgearbeitet, aber seine Heimat in Yorkshire nie vergessen hatte,
war!

Er blickte auf Beryl,die nun hemmungslos weinte!
Und auf einmal,da legten sich zwei starke Arme um ihren schönen Körper und warme Lippen auf Beryls schönen Mund!
Und als sie mit ihren wundervollen Augen,aus denen heiße Tränen strömten,hochblickte,sah sie die Augen Henrys -die geliebten Augen,in denen nun Güte,Zärtlichkeit und Sehnsucht standen! -vor sich!
Er hätte gar nicht mit rauher Stimme“Ich liebe dich“ zu flüstern brauchen,weil sie seine Liebe,seine Gefühle,auch sein ganzes Verlangen nach ihr,spüren konnte!

Nun endlich,durch einen laaaaangen Kuss bekräftigt,
war der Fluch des Mörderhundes von Baskerville zu Ende,
und es gab für Henry und SEINE Beryl „nur“ mehr unendliche und wunderbare Liebe!!!
Zuletzt geändert von gerhard am Freitag 7. Januar 2022, 23:53, insgesamt 9-mal geändert.
gerhard
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Literarischer Wettbewerb

Beitrag von gerhard »

Für literarisch Interessierte,also für die Hobbysautorinnen und
Hobbyautoren und Leserinnen und Leser von/auf schreibpodium.de:
Ein Verleger machte mal zwei Autoren den Vorschlag,je ein literarisches Werk
zu schreiben:Daraufhin schrieb Conan Doyle den Sherlock-Holmes-Roman“Im Zeichen
der Vier“ - und Oscar Wilde schrieb“Das Bild des Dorian Gray“
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