LIEBE und "Liebe"

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gerhard
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LIEBE und "Liebe"

Beitrag von gerhard »

Der 86jährige Paul ist der hübschen Karin, der ebenso sachkundigen wie engagierten Mitarbeiterin der "Arbeiterkammer", die ihm Irina,
die tüchtige und mütterlich-freundliche Pflegerin aus Moldawien vermittelt hat, soooo dankbar - und natürlich Irina, die einerseits dem
begeisterten Hobbykoch etliche rumänische Gerichte beigebracht hat - und andererseits aber auch von dem dankbaren Paul "bekocht"
wird. Und die oft ein aus seinem Herzen kommendes "Multumesc foarte mult" ("Dankeschön" auf Rumänisch) zu hören bekommt!

Paul sieht in den grossen Augen Karins, in dem innigen Ausdruck der Augen und der Freundlichkeit und Wärme in dem ganzen hübschen
Gesicht, in dem breiten Schmunzeln auf ihren weichen vollen Lippen ebenso Liebe wie in ihrer ganzen sehr herzlichen Art - und der
Art und Weise, wie sie ihren Beruf ausübt - mit sehr grossem Sachwissen über alle Facetten des Themas "Pflege" - und dass sie spürbar
dafür "brennt", dass ihr die Hilfe für Menschen ein Herzensanliegen ist.

All das spürt er bei den Gelegenheiten, wo sich mal seine freundliche Nachbarin um "seine" Maria, mit der er seit 54 Jahren verheiratet
ist, kümmert - und wo er Zeit hat, sich mit Irina - etwa über ihre vier Kinder - zu unterhalten - oder etwa, um mit Karin und ihren beiden
"Strizzis", wie sie ihre beiden Söhne schalkhaft nennt, in den Zoo zu gehen. Denn da erfährt er, was für eine liebevolle Mutter Irina ist -
und da sieht er, wie liebevoll Karin als Mama ist.(und ebenso, wie liebevoll die beiden "Strizzis" mit ihrer Mama umgehen)

"Seine" Maria, zwischen der und ihm soooo viele Jahre Liebe hin-und hergegangen ist, ist ja nun leider "komplett" hilflos und dazu dement,
weiss also nicht mehr, wer er ist - "nur" mehr(DAS kann Paul schon bisweilen auf ihrem Gesicht sehen), dass wer bei ihr ist, der "gut" zu
ihr ist.

Der noch sehr rüstige, auch geistig noch sehr "wache" Paul - obendrein noch recht gutaussehend und sehr charmant - setzt sich viel
mit Liebe auseinander - und macht sich viele Gedanken - die er gern z.B. mit Karin teilt - darüber:

"Wenn ich Walter mit Simba (Walter war Chemiker, ist bei einem Unfall erblindet und hat nun den Blindenhund Simba als besten
und treuesten Freund und aufmerksamen Begleiter) sehe, dann sehe ich, wieviel Liebe da hin und her geht: In der Art, wie Walter
Simba streichelt, was er dann sanft zu ihm sagt - und umgekehrt, wenn Simba Walter die Hände oder auch die Lippen leckt.

Gertrud(das ist Pauls Nachbarin)tut sooo viel für ihre Minka(die stolze weisse Angorakatze) - und kichert wie ein Schuldirndl, wenn sie
mir erzählt, dass Minka wieder mal am Mund ihres Frauli gesaugt - oder sich auf deren Gesicht gesetzt hat:"Denn das, lieber Paul,
tun Katzen,um zu zeigen, dass sie wen lieb haben!"

Liebe, das waren die saftigen Obststrudel von Maria, das war ihr Gulasch, das war in ihrem Blick, das war in der Art, wie sie mir dabei,
wenn ich ein 1000-Teile-Puzzle zusammengesetzt habe, zugesehen hat.

Wunderbare Liebe kommt in einem Film vor, von dem mir
Karin erzählt hat: "Für Immer Liebe" erzählt von der tiefen Liebe zwischen einem Mann und einer Frau - die bei einem Verkehrsunfall
so ein schweres "Schädelhirntrauma" erlebt, dass sie einen beträchtlichen Teil ihrer Erinnerungen verliert: Sie erinnert sich
an ihren Mann nicht mehr! Oh, wie gut ich diesen (jungen) Mann verstehen kann! Die junge Frau erlangt NIE wieder die Erinnerung
an ihn zurück - aber beide verlieben sich wieder ineinander - und sind/werden am Schluss ein sehr glückliches Ehepaar.(und liebevolle
Eltern!)

Liebe sehe ich, wenn ich dich, liebe Karin, bei einer Veranstaltung sehe - sobald sich wer zu Wort meldet und dir eine Frage stellt,
wendest du dich ganz dieser Person zu. Das erlebe ich und sehe ich, wenn ich bei einem Infostand der Amnesty-Gruppe, mit der du
ja in eifrigem Kontakt bist, vorbeikomme. Sobald ein Passant zu dem Infostand kommt, drückt das Mitglied der Gruppe, das dann
mit dem Passanten spricht, im Blick, im Reden, in der Körpersprache Beachtung und Anteilnahme und Interesse für diesen Menschen,
den/sie er von den Amnesty-Themen überzeugen will, aus.

Natürlich gibt`s viele Berufe, die ohne Liebe nicht überzeugend ausgeübt werden könnten, ganz so, wie Paulus das ausgedrückt
hat:"Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte, wenn ich alle Glaubenskraft
besässe und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts!"

Welcher Arzt, welche Krankenschwester, welche Pflegekraft, welche Lehrerin und welcher Lehrer könnte ohne Liebe sein?
Bei manchen unserer Politiker ist Liebe und Engagement zu spüren - bei zu vielen nicht mehr als "Liebe" zu IHRER Macht!

Welcher Papst, Bischof, Priester, welche Pfarrerin könnte über Liebe predigen oder auch eine Enzyklika schreiben, wenn in ihr/ihm
nicht Liebe wäre?

Aber was natürlich auch klar und alles andere als selbstverständlich ist: Wer Liebe gibt, der schenkt all seine Kraft her, manchmal
mehr, als der, der die Liebe gibt, bewältigen kann. "Irgendwann" wäre ich wohl - bei all meiner Liebe zu Maria! - ohne Irina "zusammengeklappt"
- "der Jüngste" bin ich ja wirklich nicht mehr!

Es ist ja kein Wunder, dass viele Menschen in Sozial- und Pflegeberufen, viele Ärztinnen und Ärzte und Krankenschwestern "zusammenklappen",
"einfach" nicht mehr können!

"Auch" der Blindenhund Simba würde einmal "nicht mehr können", wenn ihm Walter nicht Auslauf, Entspannung, "Freizeit" schenken
würde!

Und dann gibt`s leider noch diejenigen, die "Liebe" sagen und in Wahrheit jemanden bevormunden bis unterdrücken: Elternteile,
die Ohrfeigen, Schläge, ständige Massregelungen als "Liebe" bezeichnen! Oder gar Väter und Stiefväter, die das, was sie oft jahrelang
ihren Töchtern antun, als "Liebe" bezeichnen!

Oder wenn ein "Partner" eine Frau - oder, was seltener, aber doch auch "vorkommt", eine Frau einen Mann schlägt: In wie vielen
Fällen sie glaubt bzw. sich einredet: "Er liebt mich!" Ebenso, wie ER sehr oft "denkt":"Ich liebe sie doch!" Und ihr oft, NACHDEM er sie
wieder mal geschlagen oder/und vergewaltigt hat, sagt:"Ich liebe dich!"

Von unseren "Staatsmännern", die am Rednerpult mit Zahnpastagrinsen sowas "Ich liebe euch" sagen (und "Schön, dass ihr so folgsame
Schafe seid" meinen), ganz zu schweigen!

Womit ich NICHT diejenigen Politikerinnen und Politiker meine,die wirklich für das, für das sie sich einsetzen, "brennen"!

Ich bewundere Menschen wie Dich, Karin, und wie Irina - und ich bin über die bestürzt, die "auch" "Liebe" sagen und erst recht etwas
VÖLLIG ANDERES meinen:

Manche, die die "käufliche Liebe" - denn die meine ich jetzt! - betreiben, die "stehen" dazu:"Das ist mein Job, und dazu sitze ich
nackt in meinem Schaufenster, und dazu kommen die Typen zu mir. Und dann bekomme ich "Cash" und die "Kunden" das, wofür sie
mich bezahlen!" Aber es gibt auch zu viele Frauen, die dazu gezwungen werden, die mit Schlägen und anderem dazu "abgerichtet"
werden, die die Sklavinnen von Zuhältern und Bordellbesitzern sind!

Und schliesslich diejenigen, die als Regisseure, Filmproduzenten, Theaterindendanten, Politiker, Chefs, Musikproduzenten usw.
auch von "Liebe" reden - und tatsächlich Ausbeutung - "Benutzen" inbegriffen - der von ihnen abhängigen Frauen meinen!

Liebe, liebe Karin, ist soooo wunderbar - wenn es wirkliche und wahre Liebe - und NICHT "Liebe" ist!!!"
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