Resümee (von 2000)

Gedichte aus dem täglichen Leben
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Andrea
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Resümee (von 2000)

Beitrag von Andrea »

Mein halbes Leben kenne ich Dich, damals glaubte ich, Du liebtest mich.
Du nahmst mich auf und gabst mir Zeit, zur Bewältigung meiner Vergangenheit.
Nach vielen Höhen und auch Tiefen waren 's Hochzeitsglocken, die uns riefen.
Mein Mund sprach "Ja", mein Herz "Vielleicht", durch Torschlusspanik Ziel erreicht.
So sind im Ehehafen wir gelandet und mein Gefühl dabei gestrandet.
Ein weißes Brautkleid gab es nicht, es tut doch ein Kostüm ganz schlicht.
Die Ringe deiner ersten Ehen würden auch für uns noch gehen.
Selbst die Gravur - wozu denn das? Die kostet schließlich extra was.
Schwarz-weiß-Fotos für 's junge Paar, der Farbfilm auch zu teuer war.
Beim Hochzeitsmahl die junge Braut, sich das Dessert schon nicht mehr traut.
Und Abends dann das Stimmungstief - der Bräutigam die Nacht verschlief.
Doch nahm ich Rücksicht und ließ zu, dass jeder Spaß für uns tabu.
Ich schlitterte in dieses Leben hinein, ohne jemals misstrauisch zu sein.
Dann habe ich unser Kind bekommen und dafür vieles auf mich genommen.
Habe weiter stets an dich geglaubt und du hast die Ketten noch fester geschraubt.
Du hast mich benutzt, um deinem Leben ordnungsgemäß einen Sinn zu geben.
Das Wort Liebe hast du nur verwendet, weil es gratis ist und kein Geld verschwendet.
Sonst hättest du selbst das noch gespart und sorgsam in deinem Tresor verwahrt.
17 Jahre habe ich nur geschluckt, geduldet, verziehen und mich geduckt.
Dir den Abschied zu geben, fiel mir schwer; doch mit dir leben, noch tausendmal mehr.
Die Trennung war leichter, als ich gedacht. Deine Habgier hat das möglich gemacht.
Jetzt bin ich von alten Fesseln befreit und genieße meine ruhige Zeit.
Ich habe dich noch nicht ein mal vermisst, seltsam, wie fremd du mir geworden bist.
Eigentlich leben wir jetzt so wie bisher, jeder für sich und nebeneinander her.

Bist jetzt ein Nachbar, den man mal sieht, der aber sonst seiner Wege zieht.
Jetzt weiß ich auch, Du hast niemals geliebt, weil es für dich stets nur dich selber gibt.
copyright by Andrea Frank
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