Marie liebt einen ganz besonderen Menschen

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gerhard
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Marie liebt einen ganz besonderen Menschen

Beitrag von gerhard »

Die 37jährige Marie ist - und fühlt sich - sehr glücklich. Marie ist 1.75 m groß und schlank, hat kurzes, welliges, dunkelblondes
Haar, große, intensivblaue Augen, die durch eine elegante Brille blicken, und einen großen, geschwungenen, vollippigen Mund.

Es gibt keinen Menschen, den sie besser kennt als den ganz besonderen Menschen, den sie sehr lieb hat und der ihr viel bedeutet:
Sie weiss, was diesem Menschen Freude macht, wofür sie - ja, es ist eine Sie - sich besonders interessiert. Marie weiss, dass diese
Sie sehr kinder- und tierlieb ist und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat - und darum an nichts, was Sie schlimm und ungerecht
findet, vorbeisehen oder vorbeigehen kann:

Wenn der besondere Mensch, den Marie so gut kennt, durch die Fußgängerzone schlendert, dann setzt SIE sich zu einer Schar
junger Punker, plaudert und lacht und singt mit ihnen - und geht auch gern in den nächsten Supermarkt - um dann an die jungen
Leute großzügig Getränkedosen, Sandwiche, Schokolade, Obst (naja, auch Zigaretten)... zu verteilen. "Natürlich" wird auch "Ritzo", die Ratte, die meistens
auf der Schulter des Punkmädchens Mike - grüne Stachelhaare und schwarzbemalte Lippen, auf denen meistens ein sehr gewinnendes
Lächeln zu sehen ist - sitzt, bedacht: mal mit einem Stückchen Speck und oft mit Käse.

Die vier Hunde unterschiedlicher Größe, die zu der jugendlichen Punkerschar gehören, und die von Maries "Lebensmenschen"
mit Würsteln, Hundekeksen und so bedacht werden, nicht zu vergessen!

Auf der anderen Seite der Fussgängerzone sitzen ein älterer Obdachloser mit vielen Bartstoppeln und wenigen Zähnen - aber
immer mit einer Pulle voll mit Hochprozentigem, die er auch gern der besonderen Sie anbietet - und seine auch schon etwas
ältere, dicke Freundin.
Auch mit diesen beiden ist die so besondere Sie gut befreundet.

Oft kommt dann eine nette und fesche junge Polizistin vorbei. Aber manchmal auch zwei sehr streng dreinblickende Männer
vom Städtischen Ordnungsdienst!

Maries besonderer Mensch ist natürlich freundlich und herzlich und zeigt gern ein zufriedenes Schmunzeln von einem
Ohr zum anderen. Oft sitzt sie bei Kindern am Kinderspielplatz - so unbeschwert und vergnügt, als wäre sie selbst noch ein Kind.
Aber wenn die "Herren" des Ordnungsdienstes mit schon finsteren Blicken auf die beiden Obdachlosen zuschreiten - in
der Absicht, sie "wegzuweisen" -, dann verwandelt sich die herzliche Freundlichkeit von IHR in ruhige und bestimmte
Entschlossenheit:

Indem sie sich zwischen die beiden Obdachlosen setzt und je einen Arm um die Schulter des älteren Mannes und der
dicken Obdachlosen legt - und zu den beiden "amtswaltenden" Herren klar sagt: "Meine Freunde bleiben hier!"

Marie musste übrigens erst lernen, diesem besonderen Menschen zu zeigen, wie viel SIE ihr bedeutet: Bis vor vier Jahren
war sie mit Clemens zusammen, den sie am Anfang charmant fand - der sich aber immer mehr als zugleich oberflächlich
und besitzergreifend entpuppte: ein immer ausgeprägterer Macho-Typ, der kein Hehl daraus machte, Marie ebenso als
seinen "Besitz" anzusehen wie SEINE Wohnung, SEIN Auto usw.

Sich von Clemens zu trennen, war zunächst schmerzhaft, und Marie hat damals auch viel geweint - aber DANN wurde
ihr erst so richtig bewusst, wie sehr sie im Zusammensein(an ihn "gekettet" sein?) mit Clemens diesen so besonderen Menschen,
diese so besondere SIE, vernachlässigt hatte:

Die Liebe zum Theater, zum Kinogehen, zum Gitarrespielen (mit Stücken, die der besondere Mensch sogar komponiert und
für den SIE auch die Lyrics geschrieben hatte!), zum Chinesisch Essen, zu Stadtwanderungen, zur herrlich duftenden Kräutersauna,
zum Wellnessen.
Aber, vor allem, hatte Marie vernachlässigt, diesem besonderen Menschen zu sagen UND zu zeigen: "Ich hab dich lieb!"

HEUTE tut sie das: sie schenkt dem besonderen Menschen Lieblingsbücher, Lächeln, Lachen - und auch Zärtlichkeit.
Lustige und kindlich vergnügte - zum Beispiel die Unterlippe runterbiegen und zurückschnalzen lassen - und auch erotische:
Ja, Maries "Lebensmensch" mag es, wenn ihre Brüste sanft gestreichelt werden - und "auch" liebevolles Berühren (und mehr!)
dort, wo SIE am empfindsamsten ist.

Schon allein, weil es Marie sehr viel bedeutet, für Mitmenschen dazusein - etwa, wenn sie mit Begeisterung in einer
Einrichtung für Obdachlose mithilft, Essen austeilt, aber auch mit den Leutchen quatscht und Karten spielt oder auch,
wenn sie an Aktionen für Flüchtlinge und gemeinsamen Aktionen mit Mitarbeitern im Elementarbildung- im Sozial- und
Gesundheitsbereich teilnimmt - UND dem besonderen Menschen, im "Kleinen" und Alltäglichen wie im "Grossen" (etwa,
wenn`s um Menschenrechte und Internationale Solidarität geht) wache Anteilnahme zu zeigen, ist es ausgeschlossen,
dass die so besondere Beziehung "nur" den besonderen Menschen wahrnimmt - und andere Mitmenschen nicht!

Weil wirkliche Liebe - und Marie ist glücklich und durch ihre Beziehung zu dem besonderen Menschen mit Liebe erfüllt -
so stark ist, dass sie mit den Mitmenschen geteilt wird.

JEDER Tag beginnt für Marie damit, dass sie als allererstes den besonderen Menschen sieht und wahrnimmt.
(Dem sie dann auch ein besonderes Frühstück - Toast und Müsli und frischgepresste Säfte und Kirschtomaten und
Würstchen und Speck und frisches Obst, leckere Brötchen, mit allen möglichen Aufstrichen und auch mit allem
möglichen, von Käse bis Schinken, belegt, mehrere Sorten Tee nicht zu vergessen - schenken wird!)

Und wenn Marie aufgewacht ist, gegähnt und sich geräkelt und gestreckt und dann beim offenen Fenster ausgiebig
Kniebeugen und Klappmesser und "Radfahren" mit ihren schönen Beinen in der Luft und Armkreisen und Liegestütze
gemacht hat, dann geht sie, abwechselnd pfeifend und schmunzelnd und singend ins Bad - um sich dann vor
den Spiegel zu stellen, zu lächeln und zu sagen:

"Hallo, Marie! Ich hab dich lieb!"
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