Herbstmelancholie (Sestine)

Gedichte über Stimmungen, Gedanken
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rogathe
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Registriert: Donnerstag 6. Januar 2011, 20:42

Herbstmelancholie (Sestine)

Beitrag von rogathe »

Melancholie umklammert fest die Seele,
die fröstelnd sich nach Licht und Wärme sehnt,
dem Sommer grollt, dass er davon sich stehle
und mit sich nehme Kraft und Lebensmut.
Ach, könnte sie wie die Natur still ruhen,
beklagt sie, die an kalten Mauern lehnt.

Wie wohl wird ihr, wenn am Kamin sie lehnt.
Behaglich schnurrt sie, katzengeleich, die Seele,
genießt beim warmen Knistern auszuruhen.
Umklammerung nun löst sich, wie ersehnt.
Zurück gekehrt sind Freude, Lebensmut.
Dass niemand dieses kleine Glück ihr stehle,

beschließt sie nun, dass sie sich selbst fortstehle,
auf sich vertraut, sich nirgendwo anlehnt.
Melancholie raubt ihr nicht mehr den Mut.
Beschwingt und leicht frohlockt und tanzt die Seele
im milden Licht, wonach sie sich so sehnt.
Versöhnt, gelingt es ihr so, still zu ruhen.

Auch Herbst ist schön, entdeckt sie nach dem Ruhen,
die Furcht vorbei, dass er sie je bestehle.
Das Herbstlaub leuchtet warm, was sie ersehnt.
Es glitzert Reif am Baum, an dem sie lehnt.
Sie atmet auf und jauchzt vergnügt, die Seele.
Die Schönheit der Natur verschafft ihr Mut.

Auch wenn es stürmt, verliert sie nicht den Mut.
Sie hat nun Kraft, braucht sich nicht auszuruhen.
Melancholie weicht machtlos von der Seele.
Die Angst weicht endlich, dass man sie bestehle
und furchtlos sie an kalten Mauern lehnt.
Es scheint, dass sie sich gar nach Winter sehnt.

Nach Schlittschuhfahren hat sie sich gesehnt,
voll kindlichem Vergnügen, Übermut
und Schneeballschlachten, Kinderspiel entlehnt.
Wie herrlich ist der Spaß, wer will da ruhen?
Erinnerungen, die ihr niemand stehle,
froh aufbewahrt, im Innersten der Seele.

Vergönn der Seele, wonach sie sich sehnt,
nicht Kraft ihr stehle, nicht den Lebensmut,
lass still sie ruhen, wo sie müßig lehnt.
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