Stell´s auf den Schrank und lass es abkühlen

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Stiekel
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Stell´s auf den Schrank und lass es abkühlen

Beitrag von Stiekel »

Überschwenglich erzählt Gertrude ihrer Mutter, dass er sie in den Arm genommen hat und sagte, sie wisse ja gar nicht, wie lieb er sie habe. Das jenes Gespräch, das er und sie darauf führten, ihr Tränen der Rührung in die Augen trieb. Er mochte sie vielleicht ein wenig, so dachte Gertrude immer. Es war ihr egal. Er war ja nicht ihr Vater. Er war die zweite Besetzung.

Jetzt sagt dieser Mann zu ihr, das er sie so sehr lieb habe. Die junge Frau kann es nicht fassen.
Und ihre Mutter? Sie schaut die Tochter an, sagt: "Ach ja? Stell´s auf den Schrank und lass´ es abkühlen". Ohne Emotionen, einfach: Stell´s auf den Schrank und lass´ es abkühlen. Gertrude ist sprachlos. Das hat sie noch niemals von ihrer Mutter gehört. Wie herzlos.

Doch dann geht Gertrude in Gedanken das Leben ihrer Mutter mit dem Stiefvater noch einmal durch. Sie stellt fest. Mama hat es zeitweise sehr schwer gehabt, mit diesem Mann. Würde sie Gott nicht geschworen haben, in guten wie in bösen Zeiten zu ihm zu halten, sie wäre heute nicht mehr seine Frau.

Aber diese Worte lassen Gertrude nicht mehr los.
Stell´s auf den Schrank und lass´ es abkühlen.
Was besagt dieser Satz? Wenn es um eine heiße Suppe geht, ist er einleuchtend.
Ist die Suppe zu heiß, und man zu ungeduldig, verbrennt man sich den Mund.

Was bedeutet er für ihr Leben?
Meint er nicht, sie soll nicht überschwenglich, emotionsgeladen handeln.
Stell´s auf den Schrank und lass´ es abkühlen. Lässt sie diese Worte auf sich wirken, bekommen sie für die junge Frau einen ganz neuen Sinn.
Glaube nicht alles, was man dir erzählt.
Prüfe in Ruhe, ob man es ernst meint mit dir.
Wieviel Leid brauchte es nicht zu geben, wenn junge Menschen in ihrer Verliebtheit einen kühlen Kopf behielten. Wenn sie ihre Gefühle erst mal auf den Schrank stellen und abkühlen ließen. Es würden nicht so viele Kinder ohne Vater aufwachsen.

Gertrude überlegt ein anderes Beispiel:
Jemand hat dich beleidigt und dir schreckliche Dinge an den Kopf geworfen. Gleich gehst du ihm an die Kehle! Halt, stopp! Stell´s auf den Schrank und lass´ es abkühlen. Überdenke was er dir vorwirft. Ist nicht doch eine ganze Menge Wahrheit darin? Wenn du das erkannt hast, rede zuerst mit Gott darüber und bitte ihn um Vergebung. Dann gehe zu deinem Nächsten und reiche ihm die Hand zur Versöhnung. Vielleicht bereut er seinen Wutausbruch. Dann könnt ihr in Ruhe über eure Verfehlungen reden und einander verzeihen. Wenn nicht, so war es wenigstens einen Versuch wert.

Gertrude wird klar, ihre Mutter ist nicht herzlos. Sie hat ihr einen wertvollen Rat gegeben.
Stell´s auf den Schrank und lass´ es abkühlen.
Sabine Brauer
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Nur wer sich selber liebt ist fähig,
auch andere zu lieben.
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