Über bekannte und unbekannte Opfer von Gewalt, Leid und Unrecht

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gerhard
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Über bekannte und unbekannte Opfer von Gewalt, Leid und Unrecht

Beitrag von gerhard »

Wenn Ihr ins Internet geht, werdet Ihr u.a. Bilder aus dem neuen Animationsfilm "Wo ist Anne Frank?" von Ari Folman
sowie Bilder eines hübschen Mädchens mit Brille finden. Das ist Margot Betty Frank, die ihren zweiten Vornamen nach
der verstorbenen Schwester ihrer Mama hatte. Margot kam 1926 in Frankfurt/Main zur Welt und liebte Tennisspielen
und viele Bücher. Ihre Eltern hatten auch zu nichtjüdischen Menschen sehr gute Kontakte. So zum Beispiel zu den
bewährten Mitarbeitern von Otto Frank, dem Papa, und zu "Miep" Gies, die als Kind nach Holland gekommen war und
ein sehr gutes Buch über die Familie Frank geschrieben hat. Ebenso wie der Polizist, der 1944 die Versteckten verhaftete,
stammte sie aus Wien. Sie "entdeckte" das Tagebuch von Anne und gab es dem Vater, der als einziger der 8 Untergetauchten
den Holocaust überlebt hatte: "Das ist das Vermächtnis Ihrer Tochter!"

Durch das Tagebuch, viele Gedenkstätten, das Anne-Frank-Haus in Amsterdam, dessen Besuch sehr bewegend ist,
und durch gute und schlechte Filme und auch Theaterstücke ist Anne, die soooo gern Schriftstellerin geworden
wäre und auch Literarisches geschrieben hat, ja sehr berühmt geworden. Aber wer "kennt" die vielen, vielen andern
Opfer von Hunger, Armut, Kälte, Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen...???
Die TÄTER sind bekannt/er, und oft wurde/wird gegen sie zu wenig getan!

Der erste und bekannteste Film über Anne war leider ein "Hollywood-Schinken", in dem wesentliche Personen fehlen
und in dem so manches biografisch und geschichtlich nicht stimmt. Und als es bei Probeaufnahmen eine Szene gab/
gegeben HÄTTE, die in einem KZ spielt, wurde die dann rausgestrichen - sodaß grad der bekannteste Film keinen
direkten und gescheiten Bezug zum Holocaust besitzt - ein Film, der von Versteckten erzählt, ohne klar zu benennen,
WARUM sie versteckt waren, mit einer Darstellerin für Anne Frank, die keine Schauspielerin, sondern ein Model war.

Gut, daß es einen neuen Film mit der großartigen Darstellerin Martina Gedeck als Mama Frank und der wunderbaren
Lea van Acken als Anne gibt! Die hat sich sehr mit der Nazi-Zeit und mit dem Tagebuch auseinandergesetzt - und
sie, ihre Filmschwester und ihre Film-Mama haben auf einer KZ-Szene bestanden, wo ihnen der Kopf geschoren
wird - eine Szene, die die so talentierte Jungdarstellerin von Anne ziemlich beunruhigt hat.

Ihre große Schwester Margot Frank war still und in sich gekehrt, und Anne hat sie sehr lieb gehabt und als gute
Freundin betrachtet. Von den Eltern getrennt (die Mama verhungerte in Auschwitz), kamen Anne und Margot -
die schrieb ein bißchen was ins Tagebuch ihrer Schwester, auch ein eigenes Tagebuch, das aber nie gefunden
wurde. Sie wär so gern Kinderkrankenschwester in Palästina geworden) ins KZ Bergen-Belsen.
Wind zog, die KZ-"Bewohner" hausten in erbärmlichen Baracken und hatten fast nichts zu Essen.
Und das "Trinkwasser" war dreckige Brühe.
Bis die große Margot, an Fleckfieber erkrankt, aus der Baracke taumelte, zusammenbrach und starb.
Und kurz darauf Anne, die nie erfuhr, daß einzig ihr Papa überlebt hatte.

Heute gibt`s einen gemeinsamen Grabstein für die "berühmte" Anne und die so wenig bekannte Margot -
die auf diese Weise im "Schatten" ihrer kleinen Schwester ihr so traurig geendetes Leben geführt hat!
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